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Bayer in der Krise: Ein teures Erbe und ein steiniger Weg zum Erfolg

Die Bayer AG steht vor einer Zerreißprobe, wie sie das deutsche Traditionsunternehmen wohl noch nie erlebt hat. CEO Bill Anderson versucht das angeschlagene Unternehmen mit rigorosen Sparmaßnahmen zu stabilisieren. Doch während Bayer an seiner internen Effizienz schraubt, türmen sich die Herausforderungen im Markt – und das Erbe einer kontroversen Übernahme droht das Unternehmen in die Tiefe zu reißen.

Das Monsanto-Debakel – ein Erbe, das Bayer beinahe erdrückt

Als Bayer im Jahr 2018 den US-Agrarriesen Monsanto für 63 Milliarden Dollar erwarb, war dies eines der größten und risikoreichsten Manöver der deutschen Wirtschaftsgeschichte. Doch die Erwartungen an die Übernahme haben sich längst in Luft aufgelöst. Was bleibt, ist eine Schuldenlast, die den Konzern bis heute lähmt, und teure Rechtsstreitigkeiten um das umstrittene Unkrautvernichtungsmittel Roundup. Andersons Ziel ist es, die Nettoverschuldung von über dem Dreifachen des EBITDA auf das 2,5-fache zu senken – eine Rechnung, die durch sinkende Gewinne immer schwerer aufgehen dürfte.

In dieser Woche folgte die nächste bittere Nachricht für die Bayer-Aktionäre: Eine Gewinnwarnung, die das ohnehin schwierige Zwei- bis Dreijahres-Turnaround-Vorhaben zu einer noch herausfordernderen Mission macht. Der Aktienkurs stürzte auf ein 20-Jahres-Tief und hat seit Jahresbeginn über 37 Prozent verloren. Die Investoren sind sichtlich nervös, und die Frage nach Andersons Plan B wird lauter.

Konkurrenzdruck und regulatorische Hürden im Agrargeschäft

Andersons größte Baustelle ist die Sparte Crop Science, die Bayer 2022 noch als zweitgrößter Gewinnbringer diente. Nun machen Billigkonkurrenten und ein schwächelnder Agrarmarkt in Lateinamerika dem Unternehmen zu schaffen. In Argentinien etwa haben die Landwirte ihre Maisproduktion reduziert – Insektenbefall und Trockenheitsrisiken haben die Erträge gedrückt. Auch regulatorisch gerät Bayer unter Druck: Die Zulassung des Soja-Herbizids Dicamba in den USA verzögert sich, was einen weiteren Schlag für das Unternehmen bedeutet.

Besonders besorgniserregend sind die Prognosen für das Jahr 2025. Bereits die Erwartungen für das EBITDA 2024 von 10,3 Milliarden Euro liegen unter den eigenen Vorgaben von Bayer – Analysten gingen davon aus, dass die Erträge im nächsten Jahr wieder steigen würden. Nun scheint dies in weite Ferne gerückt.

Schritte in Richtung Zukunft – ein schwerer Balanceakt

Anderson hat seit März einige Fortschritte erzielt: Rund 5.500 Stellen wurden abgebaut und Entscheidungen sollen schneller getroffen werden, um die träge Konzernstruktur zu modernisieren. Bayer setzt auch auf die Entwicklung neuerer Medikamente wie das Krebsmittel Nubeqa. Diese Einnahmen sind dringend nötig, um die zunehmende Konkurrenz durch Generika zu kompensieren – ein großes Problem für das umsatzstarke Gerinnungshemmungsmittel Xarelto, das im letzten Jahr über 4 Milliarden Euro einbrachte.

Doch während Bayer sich schrittweise von seiner Schuldenlast befreit – diese sank im letzten Quartal um 4,7 Prozent auf 35 Milliarden Euro – bleibt das Hauptproblem ungelöst: Die Belastung durch die Monsanto-Übernahme und die damit verbundenen Rechtsrisiken. Die legendär schlechte Akquisition setzt Bayer dauerhaft unter Druck, die Bilanz zu stabilisieren und das Vertrauen der Anleger wiederzugewinnen.

Der Ruf nach einem radikalen Wandel wird lauter

Die Frage, ob Bayer ohne einen radikalen Schnitt wieder auf Erfolgskurs kommen kann, drängt sich auf. Ein Unternehmenssplit oder die Trennung von verlustbringenden Geschäftsbereichen scheinen zunehmend realistisch. Bayer steht an einem Scheideweg, und es wird sich zeigen, ob Anderson den Mut zu unkonventionellen Maßnahmen hat.

Anderson hat in der Krise einiges richtig gemacht. Doch die Probleme, die Bayer jetzt belasten, sind tief verwurzelt und weit mehr als eine Frage der Effizienz.

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