Chinesische Smartphone-Hersteller drängen auf den europäischen Markt mit Premium-Geräten

Chinesische Smartphone-Hersteller wie Realme, Oppo und Honor verstärken ihre Bemühungen, in Europa Fuß zu fassen, indem sie Premium-Geräte mit höherer Gewinnmarge einführen. Ziel ist es, Marktanteile gegenüber etablierten Größen wie Apple und Samsung zu gewinnen.

Realme, ein schnell wachsender Smartphone-Anbieter aus Shenzhen, hat seine Verkäufe in Europa zwischen 2020 und 2022 um 275 Prozent gesteigert. Nun will das Unternehmen seinen Marktanteil von derzeit 4 Prozent auf über 10 Prozent in den nächsten drei bis fünf Jahren ausbauen. „Europa ist entscheidend für unsere globale Strategie“, sagte Francis Wong, Produktmarketingchef bei Realme. „Unser Ansatz ist, mit Einstiegsgeräten zu beginnen und uns nach oben zu arbeiten.“

Trotz dieses Ziels gibt Wong zu, dass der europäische Markt eine Herausforderung darstellt. Die Marketingkosten in Europa seien mehr als zehnmal so hoch wie in Indien, und europäische Kunden seien weniger preisbewusst, sondern stärker markentreu. Dies habe das Wachstum in Europa im Vergleich zu anderen Märkten verlangsamt.

Der europäische Markt wird weiterhin von Apple und Samsung dominiert, die im zweiten Quartal 94 Prozent der Verkäufe im Premiumsegment (Geräte über 700 Dollar) auf sich vereinten. Huawei, einst ein starker Wettbewerber, wurde durch US-Sanktionen und Einschränkungen im Zusammenhang mit 5G-Netzen ab 2020 ausgebremst. Dies eröffnet jedoch Raum für andere chinesische Anbieter, die ihre Präsenz mit innovativen Technologien wie faltbaren Smartphones, fortschrittlichen Kameras und Schnellladetechnologien ausbauen wollen.

Honor, ehemals eine Untermarke von Huawei, ist besonders im Bereich der faltbaren Geräte erfolgreich. Im zweiten Quartal überholte das Unternehmen Samsung und wurde Marktführer für faltbare Smartphones in Westeuropa. „Europa zeigt eine Offenheit für faltbare Geräte, was wirklich ein Wendepunkt ist“, sagte Tony Ran, Präsident von Honor Europa. Honor verzeichnete zudem, dass 60 Prozent der Käufer faltbarer Geräte von Apple oder Samsung umgestiegen sind.

Auch Oppo wagt mit der Einführung der Find X8-Serie ein Comeback in Europa. Billy Zhang, Präsident für internationales Marketing bei Oppo, betonte, dass das Unternehmen langfristig in Europa investieren wolle, obwohl der Start schmerzhaft sei: „Die Verbraucher müssen sich erst an die Marke Oppo gewöhnen.“

Marktanalysten warnen jedoch, dass chinesische Hersteller trotz intensiver Marketingkampagnen – darunter Sponsoring großer Sportevents wie der Champions League – ihre Marktanteile in Europa nur langsam steigern konnten. Zudem bleiben die Investitionen in den Markt kostspielig. Realme konnte seinen Marktanteil auch durch Verkäufe in Russland ausbauen, wo Samsung und Apple nach dem Ukraine-Krieg zurückgezogen sind.

Dennoch sehen die Hersteller Prestige in der Eroberung eines anspruchsvollen Marktes wie Europa. Dies könnte ihre Position in anderen entwickelten Märkten wie Japan, Australien und den USA stärken. „Wer es in Europa schafft, kann es überall schaffen“, sagte Ran von Honor.