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Aktivistische Investoren erhöhen Druck auf Match Group – Herausforderungen durch Kulturwandel und Sicherheitsbedenken
Aktivistische Investoren haben ein Auge auf Dating-Apps geworfen, doch ein Wandel in der Dating-Kultur sowie Sicherheitsbedenken und zunehmende Betrugsfälle erschweren es, den breiten Markt für ihre Pläne zu begeistern.
Starboard Value hat im Juli bekannt gegeben, einen Anteil von 6,6 Prozent an der Match Group aufgebaut zu haben. Damit reiht sich Starboard als dritter aktivistischer Investor nach Elliott Investment Management und Anson Funds Management ein, die beide bereits Anteile an Match halten und auf Veränderungen drängen. Elliott konnte bereits zwei neue Vorstandsmitglieder installieren und eine Informationsvereinbarung durchsetzen.
Aktivistische Investoren haben gute Gründe für ihre Forderungen. Dating-Apps erlebten während der Pandemie einen Boom, als Singles vermehrt auf digitale Verbindungen setzten. Doch seitdem kämpfen sowohl Match als auch Konkurrent Bumble mit einem verlangsamten Wachstum. Die Zahl der zahlenden Nutzer von Match, die zu Beginn der Pandemie bei 13 Millionen lag und im dritten Quartal 2022 einen Höchststand von 16,5 Millionen erreichte, ist in den letzten sieben Quartalen kontinuierlich gesunken. Seit ihrem Höchststand im Jahr 2021, als Match fast 50 Milliarden Dollar wert war, ist der Börsenwert auf nur noch 9,3 Milliarden Dollar gefallen. Bumble, das 2021 an die Börse ging, hat seitdem rund 90 Prozent seines Werts verloren.
Das größte Problem für Match ist Tinder. Die App, die durch ihre „Swipe“-Funktion weltbekannt wurde, generierte im vergangenen Jahr fast zwei Milliarden Dollar, was 57 Prozent des gesamten Umsatzes der Gruppe ausmachte. Doch jüngere Nutzer suchen zunehmend nach ernsthafteren Beziehungen, während Tinder vor allem für unverbindliche Bekanntschaften bekannt ist. Dies führte zu einem Rückgang der zahlenden Tinder-Nutzer um 8 Prozent auf 9,6 Millionen im zweiten Quartal.
Trotz der Herausforderungen bleibt Match finanziell stark. Im letzten Jahr generierte das Unternehmen 829 Millionen Dollar freien Cashflow. Starboard sieht Potenzial, falls es Match gelingt, Tinder neu zu positionieren, Kosten zu senken und Aktienrückkäufe zu erhöhen. Insbesondere die App Hinge, die sich auf ernsthafte Beziehungen konzentriert, könnte Wachstumstreiber sein. Sollte der Konzern jedoch keine Wende schaffen, rät Starboard zu einem Verkauf.
Die Börse ist bisher skeptisch. Dating-Apps müssen kontinuierlich neue Nutzer gewinnen und zahlende Kunden halten, was das Geschäftsmodell herausfordernd macht. Investoren von einem langfristigen Aufwärtstrend zu überzeugen, wird Zeit und Mühe kosten.