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Deutscher Venture-Capital-Markt: im internationalen Vergleich noch Luft nach oben

Der Markt für Venture Capital, Beteiligungskapital für wachstumsorientierte oder innovative junge Unternehmen (Start-ups), erfährt seit einigen Jahren einen Auftrieb. Im internationalen Vergleich steht der deutsche Venture-Capital-Markt dennoch zu weit hinten.

Der Venture-Capital-Markt befindet sich schon seit Längerem im Aufwind. Seit 2014 sind die Investitionen von 0,7 auf 1,9 Milliarden Euro gestiegen. Sehr junge Start-ups finden mittlerweile leicht Zugang zu Venture Capital, ältere Start-ups in der Wachstumsphase können häufiger auch große Finanzierungsrunden abschließen. Und doch steht der deutsche Venture-Capital-Markt im Vergleich zu anderen Ländern schlechter dar. Das ergab die Studie von KfW Research “VC-Markt in Deutschland: Reif für den nächsten Entwicklungsschritt”. 

Ein gefährdetes Venture-Capital-Ökosystem

Deutschland liegt mit dem durchschnittlichen Investitionsvolumen von 0,047 Prozent des Bruttoinlandsprodukts im Zeitraum 2017 bis 2019 unter dem EU-Level. Großbritannien kommt in der gleichen Zeitspanne beispielsweise auf 0,098, Frankreich auf 0,068 Prozent. Damit Deutschland sich dem EU-Champion Großbritannien annähern kann, müssten die deutschen Start-ups jährlich etwa doppelt so viel Venture Capital erhalten, um das französische Level zu erreichen, über ein Drittel mehr. 

Große Herausforderungen für den deutschen VC-Markt stellen darüber hinaus größere Finanzierungsrunden dar. An neun von zehn Finanzierungsrunden ab dem niedrigen zweistelligen Millionenbereich sind ausländische Investoren beteiligt. Für das deutsche VC-Ökosystem bedeutet das ein höheres Abwanderungsrisiko der finanzierten Start-ups. 

Das Tempo ist zu langsam

Chefvolkswirtin der KfW, Dr. Fritzi Köhler-Geib, kommentiert: „Der deutsche Venture Capital-Markt befindet sich zwar im Aufschwung, doch das Tempo ist zu langsam. Deutschland droht in wichtigen Technologiebereichen, für die Venture Capital eine große Rolle spielt, international den Anschluss zu verlieren. Das deutsche VC-Ökosystem muss die nächste Entwicklungsstufe nehmen, damit große Finanzierungsrunden häufiger auch ohne ausländische Investoren möglich sind und das Risiko für die Abwanderung von Unternehmen und Know-how zu verringern. Dazu müssen nicht nur die Rahmenbedingungen für finanzstarke institutionelle Investoren, sondern auch die Wachstumsbedingungen von Start-ups – etwa bei der Bindung von Mitarbeitern durch geeignete Kapitalbeteiligungsmodelle – weiter verbessert werden.“

Zielsektoren im Vergleich

Was die Zielsektoren der VC-Investitionen betrifft, so unterscheidet sich Deutschland allerdings kaum von Großbritannien, Frankreich oder allgemein dem europäischen Durchschnitt. Der größte Teil entfällt je auf den Bereich Informations- und Kommunikationstechnologien. Nur eine deutliche Abweichung fällt ins Auge. Im Bereich Biotech und Gesundheitswesen ist der Anteil Deutschlands mit 18 Prozent in den Jahren 2017 und 2019 deutlich geringer als der Durchschnitt. Dafür ist der Sektor Energie und Umwelt mit einem Investitionsanteil von vier Prozent im internationalen Vergleich relativ stark vertreten. 

Unterstützung vom Bund

2018 gab es in Deutschland ungefähr 70.000 Start-ups. Davon planen um die neun Prozent in den folgenden Jahren, ihr weiteres Wachstum über Risikokapital zu finanzieren. Die Corona-Krise hat zunächst zu einem historischen Absturz des VC-Geschäftsklimas im ersten Quartal 2020 geführt. Um den Markt zu stabilisieren und die Folgen der Krise abzumildern, hat der Bund deshalb ein Hilfspaket für Start-ups im Gesamtvolumen von zwei Milliarden Euro gestellt. Das von KfW und BVK vierteljährlich erhobene German Venture Capital Barometer zeigt, dass sich das Geschäftsklima im VC-Markt im zweiten Quartal 2020 bereits spürbar erholt hat. 

Anne Kläs hat einen Master of Education in Französisch und Religion, ist Expertin für hochwertigen Content und beim Gewinnermagazin für das Führen von Unternehmer-Interviews verantwortlich.

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