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Gamestop im Aktienwahn: Hedgefonds vs. Kleinanleger

Bei einem Kursanstieg um fast 2000 Prozent in einem Monat würde niemand vermuten, dass es sich um den Spielehändler Gamestop handelt. Kleinanleger haben sich zusammengetan und die Aktie in die Höhe schießen lassen. Ein Trend, der sich auch auf deutsche Aktien auswirkt. 

Obwohl die Coronakrise den Onlineverkauf von Computerspielen und Merchandise-Artikeln anstiegen ließ, hat der Händler Gamestop Anfang Januar einen Umsatzrückgang von rund 3 Prozent auf 1,8 Milliarden Dollar verzeichnet. Der Rückgang hängt sicherlich auch damit zusammen, dass der stationäre Einzelhandel in vielen Ländern eingeschränkt wurde. Die jüngsten Geschäftszahlen sprachen also nicht wirklich für einen erfolgreichen Kurs des US-Spieleanbieters. Im letzten Jahr verbrachte das Papier den Großteil der Zeit weit unter der Zehn-Dollar-Marke.

Junge Trader mischen Hedgefonds auf

Überraschenderweise nahm der Aktienkurs von Gamestop eine rasante Entwicklung: Seit Beginn 2021 ist der Kurs förmlich explodiert. Der Preis einer Gamestop-Aktie lag zu Beginn des Jahres noch unter 20 Dollar. Nach einem Ausbruch um rund 150 Prozent am vergangenen Mittwoch kostete sie fast 360 Dollar, gestern war sie sogar zwischenzeitlich bei 469 Dollar. Das Unternehmen war dadurch zwischenzeitlich an der Börse rund 25 Milliarden Dollar wert. Einen so enormen Anstieg kannte man bisher nur aus dem Bereich der Kryptowährungen.

Doch was genau ist passiert? 

Grund für den Aufschwung der Aktien ist eine Vielzahl von Kleinanlegern, die sich über das soziale Netzwerk Reddit abgesprochen haben und so einen digitalen Aufstand gegen die Wall Street inszenieren wollten. Sie verabredeten sich, um den Kurs des Papiers in die Höhe zu treiben. Auch Elon Musk verbreitete über Twitter einen Link zu einem Reddit-Thread über Gamestop, was dem Aktienkurs einen weiteren Push verlieh. Verschiedene Hedgefonds haben das Papier als Objekt für Leerverkäufe ausgemacht, da sie an einen Kursrückgang der Aktie glaubten – was sie nach dem Push des Papiers in ziemliche Schwierigkeiten brachte.

Die Hedgefonds Melvin Capital und Citron hatten durch den Erfolg der Kleinanleger ernsthafte Probleme. Die Investmenthäuser Citadel und Point72 Melvin Capital mussten ihnen mit insgesamt 2,75 Milliarden Dollar aushelfen, um einen Zusammenbruch zu verhindern, heißt es etwa im „Wall Street Journal“. Beide hatten sich mit den Gamestop-Aktien verzockt.

Der Shortseller Citron hatte schon vergangene Woche an der Effizienz des Geschäftsmodells von Gamestop gezweifelt und einen Rückfall des Kurses auf 20 Dollar vorhergesagt. Kommen solche prognostizierten Rückgänge jedoch nicht zustande, müssen die Investmenthäuser ihre Positionen abdecken und dazu Aktien kaufen. Das sorgt für einen erheblichen Zeitdruck, zu fast jedem denkbaren Kurs. 

Börsianer sehen in dem Gegenüber von Hedgefonds und Kleinanlegern einen Trend, der sich noch weiter am Finanzmarkt ausbreiten könnte. So ist Gamestop nicht die einzige Aktie, die mit einer solchen Strategie gepusht wurde. Auch die aktuelle Hausse von Nokia und Batteriehersteller Varta gehen auf das Konto solcher Inszenierungen, die im Netz geplant werden.

Trading-Apps blockieren Kauf der Aktien

Die kleinen Trader setzen dabei auf Broker-Apps wie Robinhood oder Trade Republic. Durch die Turbulenzen am Markt haben die beiden Apps nun die Reißleine gezogen. Kauf-Order für bestimmte Aktien waren am Donnerstag nicht mehr möglich. Zur Erklärung hieß es, dass „es gerade zu vermehrten Käufen und extrem hoher Volatilität in normalerweise weniger liquiden Aktien“ gekommen sei. Die betroffenen Aktien seien „anscheinend aktuell Gegenstand von heftigen koordinierten Kursspekulationen“. Um Risiken in Form von Sqeeze-outs zu vermeiden wurden keine neuen Aufträge zum Ksuf dieser Aktien mehr angeboten. Auch Robinhood begründete den Handelsstopp mit der enormen Marktvolatilität.

Insbesondere am Fall Gamestop lässt sich erkennen, wie groß die potentielle Marktmacht von Kleinanlegern sein kann, wenn diese sich in großer Zahl absprechen. Welche Möglichkeiten Regulierungsbehörden haben, gegen die Trader vorzugehen, bleibt abzuwarten. Die Börsenaufsicht SEC erklärte, die arbeite mit anderen Regulierungsbehörden zusammen daran „die Situation zu bewerten und die Aktivitäten von regulierten Unternehmen, Finanzvermittler und anderen Marktteilnehmern zu überprüfen“.

Nina Rath ist Bachelor of Science in Marketing und als Journalistin unsere Expertin für tagesaktuelle News, die Marketer, Selbstständige und Unternehmer interessieren.

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