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Jens Rabe: „Corona wird starke Nebenwirkungen auf die Börse haben!“

Jens Rabe ist der Gründer und Geschäftsführer der Rabe Unternehmensgruppe und coacht Menschen dabei, wie man an der Börse Geld verdient. Uns erzählt er im Interview, wie sich die Corona-Zeit auf die Börse auswirkt und wie man aktuell richtig handelt.

Jens Rabe, mit welchen Sorgen kommen deine Kunden im Moment am häufigsten zu dir und wie kannst du ihnen gerade helfen?

Momentan gibt es zwei Gruppen an Kunden. Zum einen Menschen, die bereits an der Börse tätig sind und Orientierung suchen. Die also noch nie so etwas mitgemacht haben, nie einen Crash erlebt haben und die jetzt Führung brauchen. Wie sollen sie sich verhalten, was sollen sie mit ihren Positionen machen. Die anderen sitzen auf einer Menge Geld, das sie investieren möchten, wissen aber nicht, wo sie investieren sollen und ob das jetzt schon der richtige Moment ist. Soll man in Edelmetalle oder Währungen investieren? Wir helfen mit unterschiedlichen Programmen.

Der ersten Gruppe sagen wir: Du musst erst mal die Grundlagen lernen, du musst verstehen, wie es an der Börse überhaupt funktioniert, damit du dir deine eigenen Gedanken machen kannst und nicht irgendwelchen Tipps folgst. Bei der anderen Gruppe schauen wir uns die Depots an und raten vielleicht dazu, hier und da ein bisschen umzubauen, wo zu viel oder zu wenig Risiko im Depot ist. Viele haben viel Geld an der Börse investiert, verstehen aber letztlich gar nicht so richtig, was sie da eigentlich tun.

Was glaubst du, wie lange die Corona-Krise der Wirtschaft nachhängt und sich folglich auch auf die Börse auswirkt?

Ich habe keine Glaskugel, aber die Corona-Krise wird noch mindestens ein paar Monate oder auch ein bis zwei Jahre nachwirken, weil durch diese Krise eine ganze Menge aufgedeckt wurde. Durch die riesigen Geldmengen, die die Zentralbanken jetzt in die Hand nehmen, um die Krise zu bewältigen, werden Nach- beziehungsweise Nebenwirkungen entstehen. Und das wird sich, wie auch immer, auf die Börse auswirken.

Der erste schmerzliche Ausverkauf ist erst einmal vorbei und nun kommt es darauf an, wie sich das auf die Realwirtschaft in den kommenden Wochen auswirken wird. Jeder geht von sehr schlechten Wirtschaftszahlen aus. Der entscheidende Punkt ist, wie schnell kann die Wirtschaft wieder hochfahren. Gelingt dies relativ zeitnah, dann dürfte das Schlimmste an der Börse vorbei sein. Gelingt dies nicht, kommt es zu großen Pleitewellen. Dann kann sich das auch noch sehr viel länger auswirken.

Im Börsen-Newsletter wird heute die „Turnaround-Chance des Jahrhunderts“ angetrailert. Was sollen wir davon halten?

Das Jahrhundert ist ja noch nicht so alt und wir haben schon dreimal die Chance des Jahrhunderts gehabt. Einmal nach dem Platzen der Dot.com-Blase, dann nach der Börsenkrise 2009 und nun jetzt, wo Corona zugeschlagen hat. Solche Sprüche dienen dazu, Aufmerksamkeit zu erzielen und Leser anzulocken. Das sollte man nicht überbewerten.

Fakt ist aber, dass solche Einbrüche an der Börse, wie wir sie gerade erleben, bei manchen zu enormen Chancen führen. Auf der anderen Seite gehen Firmen, die in den letzten Jahren als sichere Bank galten, in die Insolvenz, beispielsweise Fluglinien. Das heißt, es gibt Chancen, aber man kann nicht pauschal sagen, alles, was gefallen ist, kann man jetzt kaufen. Dies hat man auch sehr schön in der Finanzkrise 2009 gesehen. Da gab es fantastische Chancen im Nachgang. Aber es gab auch viele, die in die Pleite gegangen sind.

Was sollte eine Person, die jetzt also an die Börse gehen will, unbedingt tun und was unbedingt vermeiden?

Wer sich jetzt an der Börse engagieren möchte, der sollte sich unbedingt informieren, wie das Ganze funktioniert. Denn Risikoverluste entstehen immer dann, wenn jemand nicht weiß, was er tut. Er muss verstehen: Warum er welche Firmen kauft, welche Chancen welchen Risiken gegenüberstehen. Mit ein paar Binsenweisheiten kommt man jetzt in dieser Phase nicht weiter.

Das mag mit Glück funktionieren, aber eben nicht mit einer nachvollziehbaren Strategie. Letztlich verlieren an der Börse, langfristig betrachtet, 90 Prozent der Teilnehmer Geld. Und das kann man nur vermeiden, wenn man sich intensiv mit diesem Thema beschäftigt. Selbst bei Marktteilnehmern, die zehn oder fünfzehn Jahre an der Börse tätig sind, fehlen oft die simpelsten Grundlagen. Dann ist das Verderben nicht vermeidbar.

„Erste Investition – in das eigene Wissen!“

Sollen denn aktien- und fondsgebundene Versicherungen beibehalten werden?

Darauf kann ich keine ganz subjektive Antwort geben. Ich war ja auch in dieser Branche tätig, habe das gelernt. Und ich kenne die Ergebnisse dieser Produkte aus den letzten zehn, fünfzehn, zwanzig Jahren. Man muss sagen, dass diese Ergebnisse nicht überzeugen und dass es deutlich bessere Wege gibt, an der Börse Geld zu verdienen. Das Vernünftigste wäre, wenn man solche Produkte besitzt, dass man nun einen unabhängigen Berater, einen Honorarberater, dazu befragt. Man kann kein Pauschalurteil über die Produkte fällen, denn es gibt tatsächlich auch welche, die im Hinblick auf Steuern super interessant sind.

„Ratschläge für die Börse sollten sich immer auf das WIE beziehen und niemals auf das WAS“

Was hälst du von manchen deiner Kollegen, die vielleicht weniger wissen, aber sich zurzeit überall mächtig ins Zeug legen, Stichwort: „Börsen-Oma“?

Grundsätzlich finde ich es extrem beeindruckend, wie Menschen sich heutzutage mit dem Thema beschäftigen, vor allem junge Menschen. Aber auch eine „Börsen-Oma“. Was man ihnen zugutehalten muss, ist, dass sie andere dazu inspirieren, sich mit diesem Thema zu beschäftigen. Das finde ich auf jeden Fall gut, wenn ich auch inhaltlich nicht alles mit ihnen teile. Fakt ist doch eins: Jeder, der einen anderen dazu motiviert, sich mit seinem Geld zu beschäftigen, macht etwas Positives.

„Wichtig ist immer, dass Ratschläge nicht sagen, was man jetzt kaufen soll, sondern dazu auffordern, zu lernen, was jetzt notwendig ist“

So, nun sind nicht immer alle Kollegen selbst so erfolgreich, um anderen Menschen Hilfestellung zu geben. Das hat natürlich auch mit viel persönlicher Erfahrung zu tun. Wenn jemand durch die Börse viel Geld verdient hat, hat er eine ganz andere Voraussetzung dafür, anderen einen Tipp zu geben.

Wichtig ist immer, dass Ratschläge nicht sagen, was man jetzt kaufen soll, sondern dazu auffordern, zu lernen, was jetzt notwendig ist. Man muss die Leute animieren, sich selbst damit zu beschäftigen. Man muss immer hinterfragen: Haben die, die sich gerade hervortun, selbst etwas zu bieten, sind sie selbst so erfolgreich? Jemand, der selbst nur 10 000 Euro hat, kann nicht jemandem mit 1 Million sagen, wie er sein Geld anlegen soll. Sonst hätte er selbst die Millionen. Ratschläge für die Börse sollten sich immer auf das WIE beziehen und niemals auf das WAS.

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Anne Kläs hat einen Master of Education in Französisch und Religion, ist Expertin für hochwertigen Content und beim Gewinnermagazin für das Führen von Unternehmer-Interviews verantwortlich.

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