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Rolex Milgauss im Test: Wie die etwas andere Rolex vom Außenseiter zum Bestseller wurde

Eine Rolex ist eigentlich immer etwas Besonderes. Doch nicht jedes Modell ist bei Fans und Sammlern gleich beliebt und begehrt. Ein Modell, das lange Zeit eher nicht so recht in die Erfolgsgeschichte des Uhrenherstellers passen wollte, ist die Rolex Milgauss. Noch vor wenigen Jahren stieß sie bei Sammlern kaum auf Interesse und war selbst mit einem kräftigen Rabatt versehen noch ein Ladenhüter für viele Händler.

Mittlerweile sieht das anders aus. Unter dem Listenpreis wird die Rolex Milgauss nirgendwo mehr gehandelt. Neue Modelle liegen sogar gut und gerne mal 20 % über dem Herstellerpreis. Woher kommt dieser erstaunliche Wandel? Wie wurde aus dem wenig erfolgreichen Nischenprodukt doch noch eine gefragte Besonderheit? Wir gehen der Marktentwicklung der Rolex Milgauss auf die Spur. Dies ist der erste Teil unserer Uhren-Ratgeberreihe im GEWINNERmagazin. Alle zwei Wochen stellen wir Euch hier interessante Modelle vor. 

Was hat es mit der Rolex Milgauss auf sich?

Wer die Rolex Milgauss mit anderen Uhren aus dem Hause Rolex vergleicht, ist häufig erstmal etwas irritiert. Dazu trägt bereits ihre ungewöhnliche Optik bei. Ins Auge fällt zunächst der blitzförmige Sekundenzeiger. Das Uhrglas schimmert grünlich.

Hinzu kommt ihr eigenartiger Name, der nicht auf Anhieb Sinn ergeben will. Und so mancher fragt sich vielleicht auch, was denn eigentlich den besonderen Wert dieser Uhr ausmachen soll. Kosten doch andere Rolex Oyster Perpetual Uhren oft deutlich weniger und wirken dabei sogar eleganter. 

Was hat es also mit der Rolex Milgauss auf sich? Die Antwort liegt in der Entstehungsgeschichte der Uhr. Die erste Rolex Milgauss erschien im Jahr 1956. Im selben Jahr stellte Rolex noch eine weitere Uhr vor, nämlich die legendäre Rolex Daydate. Die edel wirkende Daydate brachte schnell die Herzen der Uhrenliebhaber zum Schlagen und eroberte mit ihrem luxuriösen Design etliche prominente Handgelenke. Sie wurde deshalb als „Präsidentenuhr“ bekannt. Und für eine breite, wohlhabende Zielgruppe war die Rolex Daydate auch gedacht.

Ganz anders die Rolex Milgauss. Sie sorgte für wenig Furore. Allerdings war sie auch nicht in erster Linie als luxuriöses Statussymbol konzipiert. Wie die 1954 erschienene Rolex Submariner war sie eher technisch innovativ und sollte damit ebenfalls eine relativ spezifische Zielgruppe ansprechen. Die Submariner war die erste wirklich funktionale Taucheruhr und blieb in dieser Hinsicht noch bis in die 70er Jahre nahezu konkurrenzlos. Und die Milgauss? Auch sie brachte eine besondere Fähigkeit mit, die es bis dato noch nicht gab und sprach damit spezielle Bedürfnisse an.

Rolex Milgauss

Die Rolex Milgauss wurde ursprünglich für die Wissenschaft konzipiert, da sie selbst in der Umgebung von Magnetfeldern, keine Ungenauigkeiten zulässt.

Eine Uhr für die Wissenschaft

Ihre Zielgruppe: Techniker und Wissenschaftler, die in der Umgebung von Magnetfeldern arbeiten. Magnetfelder beeinträchtigen die Funktion mechanischer Uhrwerke und sorgen bei ihnen für Ungenauigkeiten. Und Ungenauigkeit ist etwas, das kein Wissenschaftler gut gebrauchen kann. 

Die Milgauss wurde von Rolex als Lösung für dieses Problem konzipiert. Eine ferromagnetische Legierung schützt das Innenleben der Uhr vor magnetischen Einflüssen. Sie widersteht damit sehr starken Magnetfeldern und behält auch dort ihre Präzision bei.

Und so erklärt sich auch ihr Name. Die nach einem deutschen Physiker benannte Maßeinheit für die Stärke eines Magnetfeldes heißt Gauß. Ab etwa 50 bis 100 Gauß verursachen Magnetfelder Probleme bei mechanischen Uhren und können sie sogar zum Stillstand bringen. Eine Rolex Milgauss hingegen hält einem Magnetfeld bis 1000 Gauß stand. Somit setzt sich ihr Name aus dem französischen „Mille“ für Tausend und der Maßeinheit Gauß zusammen. Auch der charakteristische Sekundenzeiger in Blitzform ergibt vor diesem Hintergrund Sinn.

Den Härtetest bestand die Rolex Milgauss übrigens in den 50er Jahren in der berühmten Forschungseinrichtung CERN bei Genf, wo an Teilchenbeschleunigern mit starken Magnetfeldern geforscht wird. 1000 Gauß waren hier tatsächlich kein Problem für die Uhr.

Rolex Milgauss: (k)eine Erfolgsgeschichte

Trotz ihrer beeindruckenden Fähigkeiten wurde die Milgauss damals kein durchschlagender Erfolg. Ein Grund dafür mag die eben doch eher kleine Zielgruppe gewesen sein, für die die Fähigkeiten der Uhr wirklich interessant waren.

Die Optik der Uhr erntete wenig Zuspruch. Bei einer Neuauflage der Rolex Milgauss Anfang der 60er Jahre versuchte Rolex diese anzupassen. Man verzichtete dabei vor allem auf den markanten Sekundenzeiger in Blitzform. Doch das änderte nichts am geringen Interesse an der Uhr und machte sie für ihre wenigen Liebhaber eher noch uninteressanter. 1988 beendete Rolex dann zunächst die Herstellung von Milgauss-Uhren.

2007 allerdings widmete sich Rolex erneut der Milgauss. Man blieb dabei der ursprünglichen Rolex Milgauss im Großen und Ganzen treu, überholte aber dennoch einige Features.

Die neue Milgauss von Rolex kam zunächst in drei Versionen daher: eine helle Version mit weißem Zifferblatt, sowie die Varianten mit mattschwarzem oder blauem Zifferblatt. In Produktion befinden sich aktuell nur noch die Modelle mit schwarzem und blauem Blatt, die beide über das charakteristisch grün schimmernde Saphirglas verfügen. Dieses Glas ist eine der Besonderheiten der Milgauss und wurde extra für sie entwickelt. Das Glas und dessen Herstellung hat sich Rolex übrigens nicht patentieren lassen. Die Begründung: Das Herstellungsverfahren ist angeblich ohnehin so komplex, das es nicht von Nachahmern kopiert werden kann.

Rolex Milgauss

Die Rolex Milgauss ist nach wie vor eine besondere und hochwertige Uhr.

Beeindruckende Erscheinung

Mit 40 mm Durchmesser, einem Lug-to-Lug von 49 mm und 14 mm Dicke hat die Rolex Milgauss ein vergleichsweise imposantes Erscheinungsbild. Gehäuse, Lünette und Mittelglied des Oysterbandes sind poliert. Orangefarbene Details im Zifferblatt sorgen für weitere Eyecatcher. Und auch der charakteristische Blitz-Sekundenzeiger ist wieder da.

Interessant für Uhrenliebhaber ist natürlich vor allem auch das Innenleben der Uhr. Im Oyster-Gehäuse der Milgauss sitzt ein Automatik-Kaliber 3131 von Rolex mit über 48 Stunden Gangreserve, das als Superlative Chronometer zertifiziert ist.

Die Widerstandskraft gegen Magnetfelder hat Rolex für die neue Milgauss noch einmal optimiert, indem eine neu entwickelte Parachrom-Spirale eingeführt wurde.

Rolex Milgauss: Die etwas andere Rolex findet ihre Liebhaber

Wie eigentlich jede Uhr aus dem Hause Rolex, ist die aktuelle Milgauss also eine besondere und hochwertige Uhr. Das war sie allerdings auch schon im Original. Es bleibt also die Frage, wie sich der plötzliche Wandel vom Nischendasein zum begehrten Liebhabermodell erklären lässt.

Sicherlich hat der allgemeine, stetig gewachsene Hype um Rolex seinen Teil dazu beigetragen. Etliche Modelle legten in den vergangenen Jahren beeindruckende Wertsteigerungen hin. Einige besonders beliebte Stücke waren nur schwer zu bekommen und dabei entsprechend hochpreisig. Für etliche Kaufinteressenten mag die Milgauss also eher ein Ausweichmodell gewesen sein.

Aber ein Teil der neuen Beliebtheit lässt sich sicherlich auch auf das ungewohnte erneuerte Design der Uhr zurückführen, das sich vom sonst sehr bodenständigen Rolex-Look abhebt. Neben ihren inneren Qualitäten ist die Milgauss eben ein Hingucker mit Kult-Faktor. Die Optik ist zwar nicht jedermanns Sache. Aber auch, dass man über die Rolex Milgauss geteilter Meinung sein kann, macht sie ja so besonders. Sie ist etwas für Individualisten, die die etwas andere Rolex suchen.

Die Uhr überzeugt dabei meist nicht auf den ersten Blick, sondern braucht einen zweiten, dritten oder sogar vierten. Aber wer sich die Zeit nimmt, die Rolex Milgauss kennenzulernen, verfällt ihrem eigenwilligen Charme dann eben doch.

Übrigens: Wer bereits in den 50er oder 60er Jahren dem Charme der originalen Milgauss erlegen ist, kann sich heute freuen, falls das gute Stück noch in der Schublade liegt. Als gut erhaltene Sammlerstücke sind die alten Milgauss-Uhren heute nämlich einiges wert. Bei Auktionen erzielen sie mittlerweile problemlos Preise im fünfstelligen Bereich.

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Ana Karen Jimenez ist Redakteurin beim Deutschen Coaching Fachverlag und hat ihren Bachelor in Literaturwissenschaften und Spanisch an der Eberhard Karls Universität Tübingen abgeschlossen. Sie ist in den Magazinen für lesenswerte Ratgeber und vielfältige Kundentexte verantwortlich.

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