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Saudi-Arabien füllt seine glänzende Geisterstadt – KAFD soll zum Finanzzentrum werden

Rund zwei Jahrzehnte nach der Ankündigung beginnt das King Abdullah Financial District (KAFD) in Riad, sich sichtbar zu beleben. Wo einst leere Glasfassaden die Skyline bestimmten, ziehen heute internationale Banken und Beratungen ein. HSBC, Accenture sowie mehrere Investmenthäuser haben bereits Flächen bezogen, während der Staatsfonds PIF sein Hauptquartier in den 385 Meter hohen Central Tower verlagert hat – das höchste Gebäude der Stadt.
Das Projekt, 2006 mit einem Investitionsvolumen von rund 10 Milliarden Dollar gestartet, galt lange als Sinnbild saudischer Verzögerungen und Fehlinvestitionen. Nun ist es zum Schaufenster des Finanzsektor-Programms geworden, das Teil der Vision 2030 von Kronprinz Mohammed bin Salman ist. Ziel ist es, Riad als Rivalen zu Dubai und Abu Dhabi zu etablieren und die Abhängigkeit von Öleinnahmen zu verringern.
Die Regierung setzt dabei auf Druck und Anreize zugleich: Seit 2021 müssen Unternehmen, die bei staatlichen Aufträgen berücksichtigt werden wollen, ein Regionalbüro in Saudi-Arabien mit mindestens 15 Mitarbeitern eröffnen. Laut Investitionsministerium haben seither mehr als 600 Firmen entsprechende Lizenzen beantragt. Goldman Sachs und Morgan Stanley haben ihre Regionalzentralen bereits nach Riad verlegt.
Doch trotz sichtbarer Fortschritte bleibt Dubai führend. Während die Emirate mit dem Dubai International Finance Centre ein Offshore-Regime nach englischem Recht geschaffen haben, unterstehen Finanzakteure im KAFD der saudischen Zentralbank Sama und der Capital Market Authority. Investoren kritisieren weiterhin regulatorische Unsicherheit, politische Unwägbarkeiten und die Abwesenheit von Lifestyle-Faktoren, die Dubai attraktiv machen – von internationalem Wohnraum bis zur Verfügbarkeit von Alkohol.
Das PIF bleibt gleichwohl ein entscheidender Magnet. Mit einem Vermögen von 940 Milliarden Dollar nutzt es Partnerschaften mit globalen Asset Managern, darunter BlackRock und Neuberger Berman, um Milliardeninvestitionen ins Land zu holen. Parallel wirbt die Regierung mit rechtlichen Reformen: Ein neues Handelsgerichtsgesetz von 2020 und ein Zivilgesetzbuch von 2023 sollen ausländischen Unternehmen mehr Berechenbarkeit bieten.
Trotzdem liegt das Volumen ausländischer Direktinvestitionen deutlich unter Plan: 2023 flossen lediglich 20,7 Milliarden Dollar ins Land, ein Rückgang von 19 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Das Ziel von 100 Milliarden Dollar jährlich bis 2030 wirkt derzeit weit entfernt.
Während Expats über mangelnde Schulen, teure Wohnungen und ein restriktives Freizeitangebot klagen, setzen saudische Entscheidungsträger auf Geduld – und auf den schieren Umfang ihrer Volkswirtschaft. Dass einst Bahrain als Finanzdrehscheibe galt, bevor Dubai aufstieg, nährt die Überzeugung, dass auch Riad langfristig die Lücke schließen kann.
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