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Schweizer Anklage erhebt Korruptionsvorwürfe gegen Trafigura und frühere Führungskräfte
Der Rohstoffhändler Trafigura und sein ehemaliger Chief Operating Officer Mike Wainwright sehen sich mit schweren Korruptionsvorwürfen konfrontiert, wie aus einer unlängst entsiegelten Anklageschrift der Schweizer Bundesanwaltschaft hervorgeht. Demnach zahlte das Unternehmen zwischen 2009 und 2011 nahezu 5 Millionen Euro an Bestechungsgeldern, um lukrative Regierungsaufträge in Angola zu sichern. Im Zentrum der Vorwürfe steht der verstorbene Firmengründer Claude Dauphin, dem vorgeworfen wird, die Vorgänge orchestriert zu haben.
Die 150-seitige Anklageschrift beschreibt, wie hochrangige Trafigura-Manager systematisch Gelder an Paulo Gouveia Junior, einen führenden Beamten der angolanischen Staatsölgesellschaft Sonangol, weiterleiteten. Über Bankkonten in Genf und Bargeldtransfers wurden dem Beamten insgesamt 4,3 Millionen Euro und 604.000 US-Dollar gezahlt. Gouveia soll im Gegenzug mehrjährige Charterverträge mit einem Gesamtwert von 143,7 Millionen US-Dollar für Trafigura unterzeichnet haben.
Die Anklage wirft Trafigura vor, die Zahlungen durch ein komplexes Netz von Scheinfirmen und Vermittlern zu verschleiern. Der als „Mr. Non-Compliant“ bezeichnete Berater, ein ehemaliger Trafigura-Mitarbeiter, spielte eine Schlüsselrolle und führte die Transaktionen über seine Beratungsfirma in der Schweiz aus. Laut der Anklage war Dauphin direkt involviert, lud den Beamten zu einem Abendessen in sein Haus in Genf ein und nutzte Firmenbriefpapier, um Banktransfers anzuweisen.
Trafigura hat die Vorwürfe zurückgewiesen und betont, dass die Anti-Korruptions-Maßnahmen des Unternehmens internationalen Standards entsprachen. „Die damaligen Compliance-Programme wurden extern überprüft und als rechtskonform eingestuft,“ so eine Unternehmenssprecherin. Wainwrights Anwälte bezeichneten die Anklage als unbegründet und kündigten eine entschiedene Verteidigung an.
Die Enthüllungen treffen Trafigura in einer Zeit, in der die Rohstoffbranche verstärkt unter Beobachtung steht. Der Prozess vor dem Bundesstrafgericht in Bellinzona beginnt am 2. Dezember und wird als Präzedenzfall für Korruption auf höchster Managementebene in der Rohstoffindustrie angesehen.