Ticker
Tages-Nachrichten Wirtschaft & Mittelstand 2022-07-25
## Endgültiger Abschied bei VW: Herbert Diess in Rente
Der bisher bestbezahlte VW-Manager, Herbert Diess, verlässt den Konzern endgültig und geht an diesem Freitag mit 67 Jahren in den Ruhestand[1][4]. Schon 2022 musste Diess den Vorsitz an der Konzernspitze an Porsche-Chef Oliver Blume abgeben, blieb aber dank eines laufenden Vertrags weiterhin der bestverdienende Manager. Im vergangenen Jahr erhielt Diess laut Konzernbericht einschließlich variabler Vergütung und Altersvorsorge knapp 11,2 Millionen Euro – mehr als sein Nachfolger, der im Zuge eines Unternehmenssparprogramms auf einen Teil seines Gehalts verzichtete. Diess’ Gehalt wurde dagegen nicht gekürzt[1]. Trotz seiner Verdienste beim Umbau hin zur Elektromobilität war seine Ära auch von Konflikten geprägt, etwa um die Schwächen der eigenen Softwareplattform CARIAD[3]. Der langjährige VW-Gewinner verabschiedet sich nun mit einem guten Finanzpolster und markiert damit ein weiteres Kapitel im Wandel des Wolfsburger Konzerns. Für den deutschen Mittelstand steht diese Personalie exemplarisch für die Herausforderungen, neue Führungspersönlichkeiten zu finden, die den Unternehmenswandel in Zeiten technologischer und politischer Umbrüche erfolgreich gestalten.
## Uhrenumstellung 2025: Was wissen wir wirklich?
Die Zeitumstellung bleibt auch 2025 ein Thema, das viele beschäftigt, obwohl das Aus in Europa schon lange diskutiert wurde. Die meisten Fragen der Leser drehen sich darum, ob und wann das Hin und Her zwischen Sommer- und Winterzeit tatsächlich Geschichte wird. Bisher gibt es keine Einigung auf europäischer Ebene: Die Mitgliedsstaaten konnten sich nicht auf eine gemeinsame Linie einigen, weder auf die Sommer- noch auf die Winterzeit – Europa bleibt in der Zeitfalle. Für viele Unternehmen, insbesondere Logistik, Handel und Handwerk, bleibt der Sprung in die jeweils andere Zeitzone eine jährliche Herausforderung: Zeitpläne müssen angepasst, IT-Systeme synchronisiert und Mitarbeiter vorbereitet werden. Obwohl die Diskussionen weitergehen, wird sich an der Praxis wohl so schnell nichts ändern. Der Mittelstand sollte also weiterhin damit rechnen, dass die Uhren zweimal jährlich umgestellt werden – und die damit verbundenen Regelungen im Blick behalten.
## ASEAN-Gipfel: Trump inszeniert sich, Gastgeber zittern
Beim ASEAN-Gipfel in Asien hat sich der frühere US-Präsident Donald Trump erneut als Friedensstifter inszeniert und damit seine Gastgeber vor ein diplomatisches Dilemma gestellt. Trump präsentierte sich als Moderator zwischen Konfliktparteien, nicht ohne dabei die eigenen Interessen der Amerikaner in den Vordergrund zu rücken. Für die asiatischen Staaten bedeutet das eine Gratwanderung – sie wollen einerseits die Beziehungen zu den USA pflegen, andererseits aber keine klare Stellung gegenüber China beziehen. Die Schauplatzverlagerung der US-Außenpolitik nach Asien zeigt, wie sehr sich die Kräfteverhältnisse im Indo-Pazifik verschieben. Für den Mittelstand, der in der Region wirtschaftlich aktiv ist, bedeutet das: Die Unsicherheiten im transatlantischen Handel könnten sich auch in Asien spiegeln. Unternehmen, die sich im Spannungsfeld der Großmächte bewegen, müssen in den kommenden Monaten mit wachsender Volatilität rechnen und ihre Risikostrategien entsprechend anpassen.
## Digitalmächte im Visier: Eu kündigt Strafen gegen Facebook, Instagram und TikTok an
Die EU-Kommission hat Verfahren gegen Meta (Facebook, Instagram) und TikTok eingeleitet, weil sie gegen das neue Digital Services Act (DSA) verstoßen haben könnten. Hintergrund sind Vorwürfe, wonach die Plattformen zu wenig gegen Desinformation und illegale Inhalte sowie für den Schutz Minderjähriger unternehmen. Die Strafen könnten Milliardenhöhe erreichen und markieren einen neuen Höhepunkt im regulatorischen Druck auf Big Tech. Für kleine und mittlere Unternehmen, die auf die Plattformen als Werbeträger setzen, bedeutet das: Werbeanzeigen könnten teurer werden, wenn die Digitalriesen die Kosten für Compliance und Sanktionen weitergeben. Gleichzeitig wächst der Druck auf alle Unternehmen, Daten und Inhalte rechtskonform zu handhaben – eine Herausforderung gerade für Mittelständler ohne große Compliance-Abteilungen. Der europäische Regulierungsvorstoß zeigt, dass Digitalisierung und Datenschutz auch künftig zu den wichtigsten Rahmenbedingungen für Geschäftsmodelle zählen werden.
## Inflation in den USA: Entwarnung – aber nur auf Zeit
Die US-amerikanische Inflation ist im Oktober zwar angestiegen, aber schwächer als von Analysten erwartet. Die Entspannung an der Preisfront könnte dazu führen, dass die US-Notenbank Fed ihre Zinspolitik lockert. Das würde den globalen Kapitalmärkten aufatmen lassen, aber auch die Unsicherheit erhöhen, da die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen weiterhin instabil sind. Für deutsche Mittelständler mit Exportgeschäft in die USA bedeutet das: Zinssenkungen könnten den Dollar schwächen und die eigene Wettbewerbsfähigkeit erhöhen – zugleich bleibt aber die Abhängigkeit von der konjunkturellen Entwicklung jenseits des Atlantiks. Unternehmen sollten ihre Währungsabsicherung und Preisstrategien prüfen, da die US-Inflation auch nach dem aktuellen Rückgang ein zentrales Thema bleibt.
## Verbrenner-Aus: Bundesländer fordern Aufweichung des EU-Verbots
Mehrere deutsche Bundesländer drängen darauf, das geplante EU-weite Verbot neuer Verbrenner ab 2035 zu lockern. Die Kritik gilt vor allem den fehlenden Alternativen, um die Flotte tatsächlich zu dekarbonisieren – gerade im gewerblichen Bereich fehlt es an praktikablen Lösungen. Gleichzeitig sorgt die Unsicherheit über künftige Zulassungsbedingungen und den Ausbau der Ladeinfrastruktur für Unruhe bei Autohäusern, Zulieferern und Mittelständlern. Der Vorstoß aus den Ländern zeigt, dass der Weg zur Elektromobilität weniger gradlinig verläuft, als von der Politik erhofft. Unternehmen der Automobilbranche und des Handwerks müssen sich weiterhin auf einen fragmentierten Markt einstellen, in dem verbrennerbasierte und elektrifizierte Antriebe noch lange parallel existieren werden.
## Nachschubprobleme: VW gibt Entwarnung – vorerst keine Produktionsstopps
Trotz anhaltender Nachschubprobleme bei Halbleitern plant Volkswagen zunächst keine Produktionsstopps. In enger Abstimmung mit Zulieferern wie Nexperia gelingt es dem Konzern offenbar, die Engpässe zu überbrücken. Das bedeutet für Werkstätten, Zulieferer und Logistikpartner rund um die deutschen VW-Standorte: Die Geschäfte laufen weiter, wenn auch der Druck hoch bleibt. Doch die Erfahrungen der letzten Jahre zeigen, dass sich die Lage jederzeit verschärfen kann. Mittelständler in der Zulieferkette müssen weiterhin flexibel bleiben, Lagerhaltung optimieren und eng mit den OEMs kommunizieren, um nicht unvorbereitet von neuen Lieferengpässen überrascht zu werden.
## Pilotengewerkschaft: Keine Lösung bei Lufthansa – Streik droht
Die Gespräche zwischen Lufthansa und den Pilotengewerkschaften sind erneut gescheitert, ein Streik rückt näher. Hintergrund ist die Forderung nach einer umfassenden Tarifvereinbarung, die über das laufende Jahr hinausgeht. Für das Unternehmen bedeutet das weitere Unruhe nach dem Sommer der Arbeitskämpfe. Auch die Passagiere, darunter viele Geschäftsreisende aus dem Mittelstand, müssen sich auf neue Einschränkungen einstellen. Unabhängig vom Ausgang des Arbeitskampfes bleibt der Airlinesektor ein Unruheherd, der zeigt, wie sehr der Fachkräftemangel und steigende Lohnforderungen die Kostenstrukturen ganzer Branchen verändern. Für Geschäftsreisende heißt das: Mehr Planungsaufwand, höhere Preise und weniger Flexibilität – ein Trend, der auch nach Überwindung der aktuellen Krise bestehen bleibt.
## Gesundheitspolitik: Krankenhausreform und umstrittene Not-OP
Die von Gesundheitsminister Karl Lauterbach angestoßene große Krankenhausreform zielt darauf ab, die Versorgung zu verbessern und die Kostenstrukturen zu entzerren. Ein zentrales Element sind Pflichtzertifizierungen, die Kliniken unter Druck setzen, ihre Leistungen zu spezialisieren. Gleichzeitig sorgt ein vermeintliches Last-Minute-Kompromisspaket der Regierung für Kritik, weil die Entlastung der Beitragszahler auf wackeligen Füßen steht. Die Reform zeigt, wie politische Zwänge und ökonomische Realitäten in der Gesundheitsbranche aufeinandertreffen. Für mittelständische Klinikbetreiber, aber auch für Unternehmen mit eigener betrieblicher Gesundheitsvorsorge bedeutet das: Es wird nicht ruhiger – Weiterentwicklung und Flexibilität bleiben gefragt.
## Kupferpreis knackt Marke von 10.000 US-Dollar
Der Kupferpreis ist auf über 10.000 US-Dollar gestiegen, angetrieben von Engpässen in der Lieferkette und steigender Nachfrage nach dem wichtigen Industriemetall. Besonders die Energiewende und der Boom bei Elektrofahrzeugen und erneuerbaren Energien heizen den Markt weiter an. Für Unternehmen, die auf Kupfer als Rohstoff angewiesen sind – vom Maschinenbauer bis zum Handwerksbetrieb – bedeutet das spürbare Preiserhöhungen und neue Herausforderungen bei der Materialbeschaffung. Mittelständler müssen sich auf weiterhin volatile Rohstoffmärkte einstellen und ihre Beschaffungsstrategien anpassen, um Engpässe zu vermeiden.
—
**Ausblick:**
Die aktuellen Nachrichten zeigen: Der wirtschaftliche Rahmen bleibt herausfordernd – zwischen regulatorischen Brüchen, Lieferkettenrisiken und strukturellem Wandel in Schlüsselbranchen. Für den Mittelstand heißt das: Flexibilität, Planungsfähigkeit und Innovationsbereitschaft sind wichtiger denn je, um die Chancen der Transformation zu nutzen und die Risiken zu begrenzen. Wer jetzt in Digitalisierung, Resilienz und nachhaltige Geschäftsmodelle investiert, bleibt auch in stürmischen Zeiten konkurrenzfähig.
Ana Karen Jimenez ist Redakteurin beim Deutschen Coaching Fachverlag und hat ihren Bachelor in Literaturwissenschaften und Spanisch an der Eberhard Karls Universität Tübingen abgeschlossen. Sie ist in den Magazinen für lesenswerte Ratgeber und vielfältige Kundentexte verantwortlich.












