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Tages-Nachrichten Wirtschaft & Mittelstand 2025-10-30
## Deutsche Wirtschaft stagniert weiter – nur leichter Hoffnungsschimmer für 2026
Die deutsche Wirtschaft befindet sich weiterhin in der Krise: Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) stagnierte im dritten Quartal und zeigte damit keine Trendwende[2][3]. Trotz leicht gestiegener Kapazitätsauslastung in der Industrie bewerten Unternehmen die aktuelle Lage schlechter als im Vormonat, und die Erwartungen für die kommenden Monate sind, wenn auch vorsichtig optimistisch, auf niedrigem Niveau[1]. Die Bundesregierung erwartet für das Gesamtjahr 2025 ein Wachstum von lediglich 0,2 Prozent[1]. Volkswirte rechnen erst für 2026 mit einem konjunkturellen Aufschwung – allerdings sind die Auswirkungen ausstehender Strukturreformen weiter ungewiss. Die Defizite reichen von hohen Energiekosten über Bürokratie bis zum Fachkräftemangel und einem verhaltenen Konsum, der durch gestiegene Lebensmittelpreise zusätzlich gebremst wird[1][2][3].
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## EZB verlängert Zinspause – Inflation geht leicht zurück
Die Europäische Zentralbank (EZB) hat ihre Leitzinsen erneut unverändert gelassen und damit die Aussicht auf baldige Zinssenkungen weiter in die Zukunft verschoben. EZB-Präsidentin Christine Lagarde betonte, dass die Inflation weiter unter Beobachtung steht – auch wenn diese im Oktober leicht gesunken ist, bleibt sie über der Zielmarke von 2 Prozent. Für Unternehmen bedeutet das: Zinslasten bleiben hoch, Investitionsentscheidungen brauchen Geduld. Zugleich zeigt die leichte Entspannung beim Preisauftrieb eine Trendwende, die mittelfristig Entlastung bringen könnte, aber kurzfristig weiterhin Unsicherheit verursacht.
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## Unternehmensklima leicht erholt – Industrie weiter unter Druck
Das Ifo-Geschäftsklimaindex kletterte im Oktober zwar leicht auf 88,4 Punkte[1]. Allerdings gehen die Aussichten der Unternehmen weiter auseinander: Während die Erwartung für die kommenden Monate besser geworden ist, fällt die Bewertung der aktuellen Geschäftslage eher düster aus – vor allem die Industrie leidet unter hohen Energiekosten, gebremstem Export und Bürokratie[1][2][3]. Besonders der Mittelstand spürt den Reformstau und den Mangel an Investitionsimpulsen. Der Staat wird erst im kommenden Jahr mit milliardenschweren Fiskalpaketen gegensteuern, doch Experten warnen vor mangelnder Nachhaltigkeit ohne echte Strukturreformen[2].
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## E-Commerce: Wero will Paypal Konkurrenz machen
Der digitale Bezahldienst Wero tritt mit einer aggressiven Pricing-Strategie an, um insbesondere mittelständische Händler vom etablierten Konkurrenten Paypal zu überzeugen. Mit günstigeren Konditionen und einer kompletten deutschen Kontonummer bietet Wero eine Alternative, die besonders für kleine Online-Shops und Start-ups interessant ist. Die zögerliche Konsumlaune bleibt jedoch für alle Anbieter eine Herausforderung – hier könnte der neue Bezahlanbieter mit flexiblen Lösungen und Transparenz punkten.
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## Grünes Energy-Sharing: Strom gemeinsam nutzen
Das neue „Energy-Sharing-Gesetz“ eröffnet die Möglichkeit, selbst erzeugten Ökostrom gemeinsam mit Nachbarn zu teilen – ein Ansatz, der im Zuge steigender Energiepreise und des Trends zur regionalen Versorgungssicherheit an Bedeutung gewinnt. Für Immobilienbesitzer und Genossenschaften, die in eigene Erzeugung investieren, wird so ein zusätzliches Geschäftsfeld erschlossen. Die praktische Umsetzung steht allerdings noch am Anfang und wird in den kommenden Monaten zeigen, wie groß die Akzeptanz bei Privathaushalten und kleinen Unternehmen wirklich ist.
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## VW und BYD: Die Autoindustrie unter Druck
Während VW einen Milliardenverlust im dritten Quartal bekannt gab – nicht zuletzt wegen Einmalkosten bei Porsche-Übernahmen und anhaltenden Chipproblemen – musste auch der chinesische Elektroautohersteller BYD einen deutlichen Gewinneinbruch verkraften. Beide Unternehmen stehen exemplarisch für die Herausforderungen der Branche: sinkende Margen, hohe Investitionen in neue Technologien, regulatorischer Druck und Handelskonflikte. Besonders für die Zulieferer im Mittelstand wird der Strukturwandel zur Elektromobilität weiterhin eine Existenzfrage bleiben.
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## Die Rolle neuer Soft Skills für Führungskräfte
Angesichts der wirtschaftlichen Unsicherheit gewinnen bestimmte Soft Skills für Führungskräfte im Mittelstand deutlich an Bedeutung. Kommunikationsstärke, Empathie, Flexibilität, Teamgeist und Resilienz werden als Schlüsselqualifikationen genannt, um Mitarbeitende durch Zeiten des Wandels zu führen und Innovationsbereitschaft zu fördern. Unternehmen, die aktiv in die Weiterentwicklung ihrer Führungskräfte investieren, sind in der Lage, Veränderungen besser zu gestalten und Krisen als Chance zur Transformation zu nutzen.
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## EZB-Geldpolitik und ihre Folgen für den Mittelstand
Die EZB bleibt in ihrer „Lauerstellung“ – was für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) bedeutet, dass weiterhin mit hohen Kreditkosten zu rechnen ist. Die Investitionsbereitschaft leidet unter der Unsicherheit, wie lange die Zinsen tatsächlich auf hohem Niveau bleiben. Mittelständische Firmen, die auf Wachstum und Innovation angewiesen sind, müssen ihre Finanzierungsstrategien deshalb sehr genau kalkulieren. Staatliche Unterstützung bleibt wichtig, kann aber nur ein Baustein sein – nachhaltig helfen können nur echte Reformen bei Energie, Steuern und Bürokratie[3].
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## Handelsstreit zwischen USA und China: Chance und Gefahr zugleich
Die Einigung zwischen Ex-Präsident Donald Trump und Chinas Staatschef Xi Jinping bei Zöllen und seltenen Erden sorgt für eine Entspannung im internationalen Handel. Das ist vor allem für exportorientierte Mittelständler ein positives Signal, da bisher hohe Zölle und Handelsschranken die Geschäftsentwicklung behindert haben. Gleichzeitig bleibt die Unsicherheit hoch – Konflikte können jederzeit wieder aufflammen. Unternehmen, die auf den US- oder chinesischen Markt setzen, sollten ihre Lieferketten weiter diversifizieren und sich auf weitere Überraschungen einstellen.
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## Strukturreformen als Schlüssel für die Zukunft
Bundeswirtschaftsministerin Reiche fordert entschlossenere Schritte bei Bürokratieabbau, Flexibilisierung des Arbeitsmarktes und Reformen der Sozialsysteme[3]. Die deutsche Wirtschaft steht im internationalen Vergleich schlecht da – während Frankreich und Spanien im dritten Quartal stärker wuchsen, stagnierte Deutschland[3]. Ohne konkrete Impulse aus Berlin droht sich die Flaute zu verlängern. Für den Mittelstand bedeutet das: Die kommenden Monate bleiben ungewiss, Innovationen und die Besetzung offener Schlüsselpositionen sind wichtiger denn je. Wer sich jetzt auf digitale Transformation, nachhaltige Geschäftsmodelle und internationale Vernetzung konzentriert, kann gerade in Krisenzeiten langfristig profitieren.
## Ausblick
Die deutsche Wirtschaft steckt in einer strukturellen Krise, die nur mit nachhaltigen Reformen und gezielten Investitionen überwunden werden kann – kurzfristige Konjunkturprogramme werden nicht reichen. Unternehmen im Mittelstand sollten sich auf weiterhin volatile Märkte, hohe Kosten und transformatorische Herausforderungen einstellen, dabei aber Chancen der Digitalisierung und neuen Märkte konsequent nutzen. Eine echte Trendwende ist laut Experten erst ab 2026 zu erwarten – bis dahin heißt es: Flexibilität, Krisenmanagement und kluge Investitionen beweisen.
Ana Karen Jimenez ist Redakteurin beim Deutschen Coaching Fachverlag und hat ihren Bachelor in Literaturwissenschaften und Spanisch an der Eberhard Karls Universität Tübingen abgeschlossen. Sie ist in den Magazinen für lesenswerte Ratgeber und vielfältige Kundentexte verantwortlich.












