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Thames Water vor Schuldenschnitt – Privatisierte Wasserversorgung in der Krise


Thames Water, der größte britische Wasserversorger, steht vor einer kostspieligen Restrukturierung. Mit einer Schuldenlast von 19 Milliarden Pfund und steigenden Zinsen droht dem Unternehmen die Zahlungsunfähigkeit. Während die Regierung eine Verstaatlichung ablehnt, ringen Gläubiger um eine Lösung, die den Betrieb sichert, ohne öffentliche Mittel zu belasten.
Das Unternehmen versorgt fast ein Viertel der britischen Bevölkerung, doch 36 Jahre nach der Privatisierung ist die Infrastruktur marode. Ofwat, die britische Regulierungsbehörde, fordert dringend notwendige Investitionen, während Thames Water mit steigenden Kosten und schwindendem Vertrauen der Kapitalmärkte kämpft. Ein im Februar von Gläubigern vorgelegter Restrukturierungsplan sieht eine Umschuldung sowie 1,5 Milliarden Pfund an neuen Krediten vor. Doch die Finanzierungskosten – allein 800 Millionen Pfund an Zinsen – stoßen auf breite Kritik.
Drei Szenarien sind denkbar: eine staatliche Intervention, eine Gläubigerlösung oder die Insolvenzverwaltung durch einen Sonderverwalter. Letzteres könnte durch das Berufungsgericht erzwungen werden, sollte es den bestehenden Restrukturierungsplan im April kippen. In diesem Fall wäre ein Notkredit der Regierung unvermeidbar, um den Betrieb aufrechtzuerhalten.
Die Regierung setzt auf eine marktwirtschaftliche Lösung. Trotz der finanziellen Schieflage gibt es Kaufinteressenten: Sowohl das Hongkonger Infrastrukturkonglomerat CK Infrastructure als auch die Private-Equity-Gruppe KKR haben Interesse signalisiert – vorausgesetzt, ein signifikanter Teil der Schulden wird abgeschrieben. Eine Reduktion um rund 6 Milliarden Pfund könnte das Unternehmen stabilisieren und eine Übernahme unter neuer Eigentümerschaft ermöglichen.
Für bestehende Anteilseigner, darunter chinesische und arabische Staatsfonds sowie britische und kanadische Pensionskassen, dürfte dies das vollständige Aus bedeuten. Auch Gläubiger müssen mit Abschreibungen rechnen – eine unvermeidliche Konsequenz des hohen Risikos bei Infrastrukturinvestitionen.
Der Wassersektor benötigt in den kommenden fünf Jahren Investitionen von 108 Milliarden Pfund. Thames Water kann sich diesem Kreislauf nicht entziehen – ungeachtet der Frage, ob die Privatisierung von 1989 ein langfristiger Irrtum war.

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