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Unternehmensnachfolge: Wie die Eltern die Ideen der kommenden Geschäftsführer ausbremsen

Die Next Generation steht in den Startlöchern für den digitalen Wandel. Allerdings bremst die Elterngeneration die Nachfolger aus. Die Studie „Agents of change: Earning your licence to operate“ von PwC fand heraus, dass jeder Dritte kein Gehör für seine Ideen im Familienunternehmen findet.

Im internationalen Vergleich sind 89 Prozent der Befragten aus der DACH-Region bereits im Familienunternehmen eingebunden – gegenüber 70 Prozent weltweit. Jeder zweite Nachfolger aus der NextGen im deutschsprachigen Raum will in den nächsten fünf Jahren Geschäftsführer sein. Aber obwohl mehr als die Hälfte der befragten Nachfolger, von denen rund 70 Prozent unter 35 Jahre alt sind, schon einen Geschäftsbereich oder ein wichtiges Projekt betreut, trägt nicht einmal jeder dritte NextGen dafür die operative Verantwortung; weltweit sogar nur jeder vierte. Zudem müssen sich 42 Prozent der NextGen mit der Rolle als Minderheitsgesellschafter begnügen. Im weltweiten Vergleich sind es 28 Prozent.

Warum Eltern Verantwortung abgeben und Potenziale fördern sollten

Es ist eine wesentliche Voraussetzung für eine erfolgreiche Nachfolgeregelung, dass die ältere Generation bereit ist, Verantwortung abzugeben. Weiterhin ist es ebenfalls wichtig, die NextGen bei der Entfaltung ihrer Potenziale zu unterstützen. Laut der Studie wünschen sich 54 Prozent der NextGen Schützenhilfe – weltweit sind es sogar 61 Prozent, die sich Hilfe wünschen. Verschiedene Potenziale gehören dazu: 75 Prozent halten den Ausbau von Führungskompetenzen für wichtig. 73 Prozent sehen auch die Wichtigkeit im strategischen Denken.

Selbstzweifel hemmen Entfaltung der NextGen

Natürlich sind auch Hürden zu überwinden: Sowohl in der DACH-Region wie auch weltweit sind 54 Prozent von Selbstzweifel gehemmt. Uwe Rittmann, Leiter Familienunternehmen und Mittelstand bei PwC Germany kommentierte diese Problematik: „Der klassische Patriarch und Unternehmer alten Schlags stellt sich selten infrage. Ich finde es gut, dass die junge Generation anders an ihre Aufgaben herangeht, sich selbst reflektiert und weiß, dass sich Großes heute am besten in einem Team mit den richtigen Köpfen bewegen lässt. Diese Selbstzweifel dürfen aber nicht dazu führen, dass die Nachfolger nicht mehr nachfolgen wollen.“

Der Fachkräftemangel als Wachstumsrisiko

Aufgrund des Fachkräftemangels dürfte es für die NextGen allerdings schwieriger werden, die richtigen Mitarbeiter zu finden. Mit der Digitalisierung ist der Fachkräftemangel für 93 Prozent der befragten Deutschsprachigen eine der größten Herausforderungen. Es ist klar, dass viele digitale Talente benötigt werden, um die digitale Transformation eines Unternehmens voranzubringen. Allerdings sind genau diese Talente besonders rar auf dem Arbeitsmarkt. Das belegen auch andere PwC-Studien, wie der European Private Business Survey 2019: Der „Krieg“ um neue Talente zu ergattern, hat sich zum größten Wachstumsrisiko für Familienunternehmen entwickelt.

Kleine Typologie der Next Generation:

Gestalter (59 Prozent in der DACH-Region): Sie sind die selbstbewusstesten unter den künftigen Führungskräften, wollen an die Spitze des Familienunternehmens und es nach ihren eigenen Vorstellungen verändern. Dabei konzentrieren sie sich vor allem auf Innovationen und die digitale Transformation.

Bewahrer (25 Prozent): Sie haben einen klassischen Karriereweg innerhalb des Familienunternehmens absolviert, sind in der Regel älter als die anderen Vertreter ihrer Generation und haben bereits eine Führungsrolle. Sie konzentrieren sich auf die profitable und professionelle Fortführung des Familienunternehmens.

Intrapreneure (14 Prozent): Sie übernehmen zunächst einen Bereich oder ein Projekt im Familienunternehmen oder es wird sogar ein Bereich des Familienunternehmens ausgegliedert, bei dem die Next Gen ihre Ideen verfolgen kann. Wie ein Startup verfügt dieser Bereich über eine eigene Arbeitsweise und Unternehmenskultur.

Entrepreneure (5 Prozent): Sie gehen ihren eigenen Weg außerhalb des Familienunternehmens. Entrepreneure wollen ihr eigenes, selbst gegründetes Unternehmen führen, innerhalb des Familienunternehmens sehen sie sich eher in einer Governance-Rolle.

Weniger Entrepreneure, dafür mehr Gestalter

„Auffallend ist im Vergleich zu unserer letzten NextGen-Befragung, dass der Anteil der Gestalter von 35 auf 59 Prozent deutlich gestiegen und der der Entrepreneure von 25 auf 5 Prozent gesunken. Das kann man sehr unterschiedlich interpretieren – vielleicht sogar vermuten, dass die NextGen mutloser geworden ist. Nach unseren Erfahrungen aus der Praxis ist das aber keineswegs so. Wir halten diese Entwicklung hingegen für ein gutes Zeichen, weil es zeigt, dass die NextGen wieder stärker erkennt, welchen Wert das eigene Familienunternehmen hat; dass es sich lohnt, sich dort gestaltend einzubringen; und dass sie gebraucht wird, um dieses hohe Gut des eigenen Unternehmens zu erneuern, um es langfristig zu erhalten,“ so Rittmann und Dominik von Au, Geschäftsführer der INTES Akademie für Familienunternehmen und Partner bei PwC Germany.

Chefredakteur des GEWINNERmagazins, PR-Experte und Gesicht hinter den Content und Blog-Strategien von internationalen Konzernen und erfolgreichen Unternehmern aus ganz Deutschland. Mehr unter rubenschaefer.de

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