Der Begriff „Laggard“ stammt aus dem Englischen und bedeutet wörtlich übersetzt „Nachzügler“ oder „Zurückbleibender“. In der betriebswirtschaftlichen Betrachtung bezieht sich der Begriff auf Unternehmen, die Neuerungen, seien es technologische Entwicklungen, digitale Tools, Managementmethoden oder Marktveränderungen, nur zögerlich oder gar nicht adaptieren. Everett M. Rogers’ Diffusionsmodell teilt Unternehmen bzw. Individuen in fünf Gruppen ein: Innovatoren, frühe Übernehmer (Early Adopters), frühe Mehrheit (Early Majority), späte Mehrheit (Late Majority) und eben die Laggards. Diese letzte Gruppe zeichnet sich durch eine ausgeprägte Skepsis gegenüber neuen Entwicklungen aus und bewegt sich erst dann, wenn der Wandel unumgänglich geworden ist.
Ursachen für das Verhalten von Laggards
Die Ursachen für eine Laggard-Positionierung können vielfältig sein. Eine zentrale Rolle spielt die Unternehmenskultur. Unternehmen mit stark hierarchisch geprägten Strukturen, geringer Veränderungsoffenheit und traditionell gelebten Werten neigen eher dazu, sich Innovationen zu verschließen. Oft fehlen zudem die notwendigen Ressourcen – finanzieller, technologischer oder personeller Art –, um neue Prozesse oder Technologien einzuführen. Auch eine mangelnde strategische Ausrichtung oder der fehlende Weitblick des Managements tragen dazu bei, dass Veränderungen nicht oder nur mit großer Verzögerung vollzogen werden. Hinzu kommt die Angst vor dem Risiko, welches mit Innovationen einhergeht. Der Gedanke, dass bewährte Methoden zuverlässiger seien als ungetestete Neuerungen, prägt das Verhalten von Laggards maßgeblich.
Die wirtschaftlichen Folgen einer Laggard-Strategie
Die Konsequenzen einer Laggard-Positionierung sind langfristig oftmals gravierend. In Zeiten digitaler Transformation, in denen Märkte sich dynamisch entwickeln und technologische Zyklen immer kürzer werden, geraten Laggards zunehmend ins Hintertreffen. Sie verlieren an Marktanteilen, weil sie mit effizienteren, agileren Wettbewerbern nicht mithalten können. Kundenanforderungen und -erwartungen verändern sich rasant, insbesondere im digitalen Raum. Wer diese Erwartungen nicht erfüllt, riskiert Kundenverluste und Imageschäden. Auch für Fachkräfte sind solche Unternehmen wenig attraktiv, da moderne Arbeitsformen, flexible Strukturen und technologische Ausstattung zunehmend zu den Grundanforderungen gehören. Die Folge ist ein zunehmender Fachkräftemangel, der die Innovationsfähigkeit zusätzlich einschränkt.
Branchenabhängigkeit und Unterschiede im Ausmaß
Nicht jedes Unternehmen ist gleichermaßen von der Gefahr betroffen, in die Laggard-Rolle zu rutschen. Branchenabhängige Unterschiede sind klar erkennbar. In traditionellen Industriezweigen wie dem Maschinenbau oder der Landwirtschaft erfolgt die Adaption neuer Technologien in der Regel langsamer als in hochdynamischen Branchen wie der IT oder dem E-Commerce. Allerdings steigt auch in konservativeren Bereichen der Innovationsdruck durch globale Märkte, Digitalisierung und Nachhaltigkeitsanforderungen. Unternehmen, die sich nicht weiterentwickeln, laufen Gefahr, von disruptiven Geschäftsmodellen verdrängt zu werden.
Möglichkeiten zur Überwindung der Laggard-Position
Der Ausstieg aus der Laggard-Rolle ist möglich, erfordert jedoch einen tiefgreifenden Wandel. Zunächst muss ein Bewusstsein für die eigene Position geschaffen werden. Eine schonungslose Analyse der bestehenden Prozesse, Strukturen und strategischen Ausrichtung bildet die Grundlage für Veränderung. Change Management spielt in diesem Zusammenhang eine zentrale Rolle. Der Wandel muss aktiv begleitet und kommuniziert werden, um Akzeptanz im gesamten Unternehmen zu schaffen. Die Einführung neuer Technologien darf nicht isoliert betrachtet, sondern muss in eine ganzheitliche Transformationsstrategie eingebettet werden. Weiterbildung und Kompetenzentwicklung der Mitarbeitenden sind essenziell, um neue Prozesse erfolgreich zu implementieren.
Laggards als Mahnung und Chance
Auch wenn die Bezeichnung „Laggard“ eine stark negative Konnotation besitzt, sollte sie nicht ausschließlich als Makel verstanden werden. Vielmehr kann sie als Weckruf fungieren. Unternehmen, die erkennen, dass sie in einer solchen Position verharren, erhalten die Chance zur Neuausrichtung. In manchen Fällen kann ein vorsichtiger Umgang mit Neuerungen sogar ein kurzfristiger Vorteil sein, etwa wenn bestimmte Technologien noch nicht ausgereift sind. Langfristig jedoch führt kein Weg an kontinuierlicher Weiterentwicklung vorbei. In einer Welt, die sich ständig verändert, ist Stillstand gleichbedeutend mit Rückschritt.