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Pharma-Deals auf Tiefstand – Hoffnung auf Trump-Ära
Die Aktivität im Bereich Fusionen und Übernahmen in der Pharmaindustrie hat 2024 einen historischen Tiefpunkt erreicht. Bis Ende November schlossen große Pharmakonzerne wie Eli Lilly, Novartis und Vertex Pharmaceuticals lediglich 558 Deals im Wert von insgesamt 67,2 Milliarden US-Dollar ab – der niedrigste Wert seit 2016, wie Daten der London Stock Exchange (LSEG) zeigen.
Der größte Biotech-Deal des Jahres, Vertex’ Übernahme des Autoimmun-Spezialisten Alpine Immune Sciences für 4,9 Milliarden US-Dollar, verblasst im Vergleich zu Pfizers 43-Milliarden-Übernahme von Seagen im Vorjahr. Laut LSEG beläuft sich der Gesamtwert der abgeschlossenen Deals auf weniger als die Hälfte des Vorjahresniveaus.
Die Zurückhaltung der Pharmaindustrie ist auf mehrere Faktoren zurückzuführen. Viele Unternehmen konzentrieren sich darauf, die großen Übernahmen des Vorjahres zu verdauen, während hohe Bewertungen börsennotierter Biotech-Firmen potenzielle Käufer abschrecken. Zudem drohen laut KPMG bis zum Ende des Jahrzehnts Umsatzverluste von 59 Milliarden US-Dollar, da Patente für 190 Medikamente auslaufen.
„Die Pharmaunternehmen haben ihre Patentprobleme 2023 adressiert und sind bei neuen Deals wählerischer geworden“, erklärt Andrew Weisenfeld, Investmentbanker bei MTS Health Partners. Gleichzeitig seien viele potenzielle Zielunternehmen „einfach zu teuer“.
Ein erschwertes Wettbewerbsumfeld unter Lina Khans Federal Trade Commission und die politische Unsicherheit eines Wahljahres tragen ebenfalls zur Zurückhaltung bei. Doch die Wahl Donald Trumps könnte eine Wende bringen. Zahid Moneer, Managing Director Healthcare bei BNP Paribas, sieht „vorsichtigen Optimismus“ für eine Wiederbelebung der M&A-Aktivität: „Es gibt ein Summen, dass wir ab Januar eine signifikante Zunahme der Transaktionen sehen könnten.“
In diesem Jahr setzten viele Pharmaunternehmen auf kleinere Zukäufe („Bolt-ons“) unter 5 Milliarden US-Dollar, vorwiegend bei privat geführten Firmen. So übernahm Lundbeck den Neurowissenschafts-Start-up Longboard für bis zu 2,6 Milliarden US-Dollar, während Merck die Augenheilkunde-Biotech EyeBio für bis zu 3 Milliarden US-Dollar erwarb.
„Bolt-ons sind weiterhin essenziell, um die internen F&E-Bemühungen zu ergänzen“, sagt Siddhart Nahata, globaler Leiter für Healthcare-Investmentbanking bei Morgan Stanley.
Die Branche erwartet im kommenden Jahr eine stärkere Dynamik. Insbesondere die Ernennung von Robert F. Kennedy Jr. zum Gesundheitsminister unter Trump könnte die Rahmenbedingungen für Pharma-Deals verändern. Trotz anhaltender Unsicherheiten bleibt der Ausblick optimistisch.
„Die letzten zehn Tage waren turbulent für die Gesundheitsbranche“, betont Nahata. „Wir müssen die politischen Entwicklungen noch verdauen, doch ich rechne fest damit, dass 2025 ein deutlich aktiveres Jahr wird.“