Ticker
Apples Milliarden-Poker: Triumph oder Risiko für Indonesien
Indonesien feierte einen Triumph: Apple Inc. erhöhte sein Investitionsversprechen auf 1 Milliarde US-Dollar, um das Verkaufsverbot für das iPhone 16 aufzuheben. Doch was auf den ersten Blick wie ein großer Sieg aussieht, könnte sich als Pyrrhussieg entpuppen.
Mit der Forderung nach hohen Inlandsproduktionsquoten spielt die Regierung ein riskantes Spiel. „Jetzt ist nicht die beste Zeit, um auf Konfrontation zu setzen“, warnt Krisna Gupta vom Center for Indonesian Policy Studies. Während Nachbarländer wie Vietnam und Indien Unternehmen mit Steuererleichterungen und unkomplizierten Genehmigungsverfahren locken, könnte Indonesien den gegenteiligen Effekt erzielen.
Der Deal mit Apple: Teure Bedingungen, unsichere Gewinne
Apple musste seine anfänglichen Investitionspläne von bescheidenen 10 Millionen auf satte 1 Milliarde Dollar aufstocken, um die Zustimmung der indonesischen Regierung zu erhalten. Das Unternehmen plant, eine Produktionsstätte für AirTags auf der Insel Batam zu errichten – mit rund 1.000 neuen Arbeitsplätzen.
Für Indonesiens Wirtschaftsminister Rosan Roeslani ist das ein gerechter Tausch: „Wer hier profitieren will, muss auch hier investieren und Arbeitsplätze schaffen.“ Doch der Preis ist hoch: Apple und andere Unternehmen werden gezwungen, teuerere oder qualitativ minderwertige Materialien zu nutzen, da hochentwickelte Elektronikkomponenten lokal oft nicht verfügbar sind.
Die Amerikanische Handelskammer (AmCham) warnt in einem Bericht: Solche Regelungen könnten zu höheren Kosten und geringeren Produktionsmengen führen. „Die Kluft zwischen den Anforderungen der Regierung und der tatsächlichen Infrastruktur für Spitzentechnologie stellt erhebliche Hürden dar“, heißt es weiter.
Indonesiens Ziel: Wachstum um jeden Preis
Präsident Prabowo Subianto hat ehrgeizige Pläne: Bis 2045 soll Indonesien den Status einer Hochlohnwirtschaft erreichen. Dafür braucht das Land jedoch dringend Investitionen in die Fertigung, um Arbeitsplätze zu schaffen und das angepeilte Wirtschaftswachstum von 8 % pro Jahr zu erreichen.
Doch die Realität sieht anders aus. Schwache Verkaufszahlen und hohe Verluste haben in diesem Jahr bereits zur Schließung mehrerer Textil- und Schuhfabriken geführt, Tausende Arbeiter verloren ihre Jobs. Ein großes Pharmaunternehmen plant, die Hälfte seiner Produktionsstätten in den kommenden Jahren zu schließen.
Wettlauf gegen Vietnam und Indien
In der Zwischenzeit rollen Vietnam und Indien den roten Teppich für Investoren aus. In der vietnamesischen Provinz Bac Giang, wo mehrere Apple-Zulieferer angesiedelt sind, sorgen Behörden für reibungslose Prozesse: Busse transportieren Arbeiter aus Dörfern zu den Fabriken, Land wird für Mitarbeiterwohnheime bereitgestellt, und sogar Anrufe bei Apple in Cupertino erfolgen mitten in der Nacht, um Probleme zu klären.
„Vietnam bietet liberalisierte Märkte und weniger Restriktionen. Das macht das Land attraktiver für Unternehmen, die für den Export produzieren“, erklärt Jia Hui Tee, Analystin bei der Hinrich Foundation.
Indonesien hingegen riskiert, Investoren zu verlieren, die einen effizienteren Marktzugang suchen. Trotz seiner größeren Bevölkerung konnte Indonesien nicht mit den 15 Milliarden Dollar konkurrieren, die Apple in Vietnam investiert hat.
Lokal, aber teuer: Der Haken an Indonesiens Strategie
Die lokalen Produktionsanforderungen betreffen nicht nur Smartphones, sondern auch Branchen wie Automobilbau und Medizinprodukte. Sie sollen zwar mehr Investitionen ins Land holen, doch sie schrecken auch ab. Jahrzehntealte Probleme wie Bürokratie, hohe Steuern und eine geringere Produktivität bremsen die Fertigungsindustrie aus.
Die Vorschrift, dass 35 % aller Mobiltelefone und Tablets in Indonesien lokal produziert werden müssen, könnte bald verschärft werden. Der zuständige Minister für Industrie, Agus Gumiwang Kartasasmita, kündigte an, die Regeln weiter zu verschärfen. Zudem will die Regierung eine bisher gängige Investitionsmöglichkeit – die Finanzierung von Entwicklerakademien – abschaffen. Das zwingt Unternehmen, entweder Teile oder Software direkt im Land herzustellen.
Doch genau hier liegt das Problem: Mit der Umstellung auf kabellose Technologie verlieren traditionelle Komponenten wie Ladegeräte an Bedeutung. Indonesien fehlt es an der Infrastruktur, um Alternativen wie kabellose Ohrhörer zu produzieren.
Ein riskantes Spiel mit ungewissem Ausgang
Indonesiens Strategie, ausländische Investitionen zu erzwingen, ist ambitioniert, aber riskant. Wenn das Land nicht gleichzeitig seine Infrastruktur verbessert und Hürden für Investoren abbaut, könnte der kurzfristige Sieg über Apple langfristige Folgen haben.