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US-Handelskrieg eskaliert – Unternehmen rüsten sich für höhere Zölle auf Kanada, Mexiko und China


US-Unternehmen bereiten sich auf weitreichende Auswirkungen der neuen Strafzölle vor, die Präsident Donald Trump auf Importe aus Kanada, Mexiko und China verhängt hat. Die 25-Prozent-Abgaben auf Waren aus den beiden nordamerikanischen Nachbarländern und die Erhöhung der China-Zölle auf 20 Prozent bringen die Lieferketten vieler Branchen unter Druck.
Besonders hart trifft es die Automobilindustrie, die bereits mit knappen Margen und hohen Investitionen in Elektromobilität kämpft. Der deutsche Autozulieferer Continental kündigte an, seine Produktionskapazitäten in Mexiko und Kanada zu überprüfen, nachdem seine Aktie am Dienstag in Frankfurt um 12 Prozent fiel. Das Unternehmen beschäftigt dort mehr als 23.000 Mitarbeiter und hatte erst vor einem Jahr 90 Millionen US-Dollar in den Bau eines neuen Werks in Mexiko investiert.
Auch der französische Zulieferer Forvia, der unter anderem Tesla, Stellantis und BYD beliefert, warnte vor „enormen“ Folgen für die Branche. Interne Berechnungen des Unternehmens, die der Financial Times vorliegen, gehen von zusätzlichen Kosten zwischen 200 und 450 Millionen Euro pro Jahr aus. Laut Analysten von Bernstein könnte der Zollaufschlag die US-Automobilbranche jährlich bis zu 40 Milliarden US-Dollar kosten, was sich in einem durchschnittlichen Preisaufschlag von 1.200 US-Dollar pro in den USA hergestelltem Fahrzeug niederschlagen würde.
Auch der Einzelhandel sieht sich unter Druck. Target warnte am Dienstag vor steigenden Einkaufspreisen, insbesondere für frische Lebensmittel aus Mexiko. Rund die Hälfte der Waren des Konzerns stammt aus dem Ausland. Rick Gomez, Chief Commercial Officer von Target, kündigte an, dass Preisanpassungen unumgänglich seien: „Wenn wir den Preis für Christbaumschmuck bei drei Dollar halten, müssen wir vielleicht für Strümpfe etwas mehr verlangen.“
Die Auswirkungen erstrecken sich auch auf andere Industrien. Die Aktie von Boeing fiel um 6,6 Prozent, da das Unternehmen große Teile seiner Zulieferkette in Kanada und Mexiko hat. Analysten von Jefferies schätzen, dass Boeing jährlich eine Milliarde US-Dollar in Mexiko einkauft, während sein Werk in Winnipeg Bauteile für die 787 produziert.
Zusätzlich reagieren Rohstoffmärkte auf die Handelskonflikte. Die US-Lagerbestände für Platin, das in der Automobil- und Schmuckindustrie verwendet wird, sind auf den höchsten Stand seit 2021 gestiegen – eine Verfünffachung seit Dezember, da Unternehmen Materialreserven aufbauen. Gleichzeitig kam es am Dienstag zu einem breiten Ausverkauf von Bergbauaktien, insbesondere bei Uranproduzenten, die stark von Kanada abhängig sind.
Die betroffenen Länder haben bereits Gegenmaßnahmen angekündigt. Kanada verhängte Vergeltungszölle auf US-amerikanische Agrarprodukte wie Getreide, Fleisch und Milchprodukte sowie auf Konsumgüter wie Kleidung, Kosmetik und Elektronik. China setzt auf Zölle zwischen 10 und 15 Prozent auf US-Exporte von Geflügel, Weizen, Mais, Baumwolle, Sojabohnen und Fleisch. US-Verbände für Spirituosen warnen, dass kanadische Einzelhändler amerikanische Produkte aus den Regalen nehmen könnten, was bis zu 31.000 Arbeitsplätze kosten könnte.
Rechts- und Handelsanalysten sehen Unsicherheit über die Dauer der Maßnahmen. „Diese Regierung betrachtet Zölle nicht als Verhandlungsinstrument, sondern als wirtschaftspolitisches Ziel an sich“, sagte Tim Brightbill, Partner bei Wiley Rein.

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