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Saab positioniert GlobalEye als Bollwerk europäischer Autonomie in der Luftüberwachung


Mit dem Vorstoß für ein gemeinsames Überwachungsnetz in Skandinavien setzt Saab auf die geopolitische Zeitenwende und will die Abhängigkeit Europas von US-Militärtechnik weiter verringern. Der schwedische Rüstungskonzern wirbt derzeit aktiv für den Einsatz seines Frühwarnflugzeugs GlobalEye als Rückgrat einer nordischen Luftüberwachung.
Laut Saab-CEO Micael Johansson besteht „sehr großes Interesse“ an einer integrierten Lösung zwischen Schweden, Norwegen, Finnland und Dänemark – sämtlich nun Nato-Mitglieder. Das Ziel sei es, die Ostsee sowie arktische Schlüsselzonen wie Svalbard und Grönland lückenlos zu überwachen. Ein gemeinsamer Flottenbetrieb auf Basis von Saab-Technologie gilt als logischer Schritt im Kontext wachsender regionaler Sicherheitsbedrohungen.
Die Argumentation: Europa dürfe sich nicht länger einseitig auf US-Systeme verlassen. Mikael Grev, Ex-Gripen-Pilot und Chef des schwedischen KI-Unternehmens Avioniq, spricht von einer „echten Chance“ für europäische Anbieter. Viele Staaten würden künftige Großaufträge nicht mehr allein in die USA vergeben, so Grev – zu groß sei die politische Unwägbarkeit Washingtons.
GlobalEye basiert auf einer umgerüsteten Bombardier-Geschäftsmaschine und kombiniert Radare und Sensoren mit Reichweiten von bis zu 650 Kilometern in der Luft und 425 Kilometern am Boden. Ein vierter Jet, den Schweden derzeit optional bestellt hat, könnte laut Saab eine vollständige Nordabdeckung ermöglichen – inklusive russischer U-Boot-Bewegungen in der Ostsee.
Zwar hat die Nato sich formell auf Boeings E-7 Wedgetail als Standard festgelegt, doch Saab sieht Platz für Koexistenz. Technologisch liege man laut Konzernangaben rund ein Jahrzehnt vor der US-Konkurrenz. Aktuell verhandelt das Unternehmen mit Frankreich, Kanada und Südkorea über weitere GlobalEye-Lieferungen. Die Produktionskapazität ist jedoch limitiert – jährlich können nur wenige Maschinen ausgeliefert werden.
Saabs Geschäftsbereich Surveillance machte 2023 ein Drittel des Gesamtumsatzes aus und legte um 20 Prozent auf 22 Milliarden schwedische Kronen (rund 2,2 Milliarden US-Dollar) zu. Der Auftragsbestand wuchs um 16 Prozent auf 53 Milliarden Kronen. Die Aktie des Unternehmens stieg in den vergangenen vier Wochen um 70 Prozent – ein Indikator für das Vertrauen der Investoren in den Verteidigungsboom Europas.
Innerhalb der nordischen Kooperation besteht bereits ein Luftverteidigungsverbund: Schweden bringt Gripen-Kampfjets ein, während Dänemark, Norwegen und Finnland auf F-35-Jets von Lockheed Martin setzen. Verteidigungsminister Pål Jonson erklärte, man begrüße jede Form von gemeinsamer Überwachungslösung mit Partnerstaaten.
Während sich Schweden offen zeigt, signalisierte Norwegen Zurückhaltung – man sei mit der bestehenden Nato-Überwachungsarchitektur zufrieden. Dennoch: In Stockholm gewinnt der Gedanke eines erweiterten GlobalEye-Einsatzes an politischer Rückendeckung. Die Oppositionsführerin Magdalena Andersson sprach sich im Januar für die Bestellung einer vierten Maschine aus.
Die strategische Komponente unterstrich Anna Wieslander vom Atlantic Council: Mit moderner Überwachung, Raketenabwehr und über 240 Kampfflugzeugen könne in Nordeuropa eine robuste Abschreckungsarchitektur entstehen – ein Modell „der Abschreckung durch Verweigerung“, das für Russland kaum kalkulierbar sei.
Abseits der Radarflotte denkt Saab bereits weiter. Ein neues Kampfflugzeug als Nachfolger des Gripen steht auf der Agenda. CEO Johansson betonte, Schweden werde seine Fähigkeit zum eigenständigen Kampfjetbau nicht aufgeben. Ob man den nächsten Jet alleine entwickelt oder im europäischen Verbund, sei noch offen. Klar sei nur: „Der politische Wille zur technologischen Souveränität ist da.“

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