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Trumps Zollschock trifft Märkte hart – und bringt die US-Wirtschaft ins Wanken


Innerhalb von 48 Stunden wurden an den US-Börsen mehr als sechs Billionen Dollar an Marktwert ausgelöscht. Auslöser war Donald Trumps Ankündigung vom 2. April, die durchschnittliche Zollbelastung der USA von 2,5 auf rund 22,5 Prozent anzuheben – der größte Steueranstieg seit 1968, so JPMorgan. Am Freitag folgte prompt Chinas Antwort: 34 Prozent zusätzliche Zölle auf sämtliche US-Warenimporte.
Die wirtschaftlichen Fundamentaldaten hatten bis März noch überzeugt: Beschäftigung wuchs mit 228.000 neuen Stellen, die Arbeitslosenquote lag bei niedrigen 4,2 Prozent. Auch die Löhne zogen moderat an. Doch mit dem sogenannten „Liberation Day“ hat sich das Momentum abrupt gedreht.
Die Finanzmärkte reagierten heftig. Der S&P 500 verlor binnen zwei Tagen über 10 Prozent – der stärkste Rückgang seit 2020. Parallel sanken Junk Bonds, und die Sorge um kollabierende Exportmärkte sowie steigende Verbraucherpreise macht sich breit. Der konjunkturelle Rückenwind ist verschwunden, die Risiken kippen klar in Richtung Rezession.
JPMorgan erhöhte seine Rezessionswahrscheinlichkeit global von 40 auf 60 Prozent. Für das vierte Quartal 2025 rechnet die Bank mit einem Rückgang des US-BIP um 0,3 Prozent – zuvor war noch von 1,3 Prozent Wachstum ausgegangen worden. Die Arbeitslosenquote werde 2026 auf 5,3 Prozent steigen. Der Schockeffekt der Zölle, so Chefökonom Bruce Kasman, wirke „über Stimmung, Lieferketten und Investitionszurückhaltung weit über das direkte Steueräquivalent hinaus“.
Trump begründet seine Politik mit der Rückholung von Arbeitsplätzen. Doch selbst wenn sich dieser Effekt einstellt, wird der Preis hoch sein. Der Yale Budget Lab zufolge bedeuten die neuen Zölle eine direkte Kaufkraftminderung von rund 3.800 Dollar pro Haushalt – ein Rückgang um etwa 0,9 Prozentpunkte beim BIP-Wachstum.
Ökonomen wie David Seif von Nomura erwarten daher zwar formal keine Rezession, prognostizieren aber eine „gefühlte Flaute“, bei der Konsum und Wachstum massiv nachlassen. Sein Ausblick für Q4 liegt bei nur noch 0,6 Prozent Wachstum.
Was die Lage zusätzlich erschwert, ist die politische Unsicherheit. Innerhalb einer Woche hat Trump widersprüchliche Signale gesendet: Einerseits betonte er, dass seine Zölle „nicht verhandelbar“ seien, andererseits sprach er plötzlich von einem möglichen Deal mit Vietnam. Solche Kurswechsel verunsichern Investoren und verhindern neue Unternehmensinvestitionen – ein weiterer Dämpfer für die Nachfrage.
Währenddessen fällt fiskalischer Gegenwind ins Gewicht. Der Kongress streitet über Sparmaßnahmen, gleichzeitig kürzt das von Elon Musk geleitete „Department of Government Efficiency“ staatliche Ausgaben und Verträge. Auch die US-Notenbank Fed steckt in der Zwickmühle: Zwar könnte ein Zinsschnitt helfen, doch angesichts der zollbedingten Preissteigerungen droht das Szenario einer Stagflation – also Inflation bei gleichzeitigem Wachstumseinbruch.
Wenn die Inflationserwartungen steigen, bleibt der Fed kaum Spielraum für Lockerungen. Erst wenn die Konjunktur sichtbar einbricht, könnte sie gegensteuern – möglicherweise zu spät. Die Hoffnung ruht auf der Widerstandskraft des US-Konsumenten. Doch auch dessen Reserven sind endlich.

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