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Verhärtete Fronten in gefährlicher Lage: Iran und USA starten Atomgespräche mit widersprüchlicher Agenda


Trump drängt auf direkte Atomgespräche – doch Iran stellt klar: Nur über Dritte, und nur in Oman. Die Differenz zwischen Anspruch und Realität zeigt sich bereits vor Beginn der angekündigten Verhandlungen, die ab Samstag stattfinden sollen. Während der frühere US-Präsident Donald Trump am Montag erklärte, Gespräche „auf nahezu höchster Ebene“ seien geplant, betonte Irans Vizeaußenminister Abbas Araghchi fast zeitgleich: Man werde sich auf indirekte Gespräche beschränken – vermittelt durch ein Drittland.
Die Ausgangslage ist heikel. Seit dem US-Ausstieg aus dem Atomabkommen von 2015 unter Trump hat sich Irans Vorrat an hochangereichertem Uran vervielfacht – laut westlichen Geheimdiensten genug Material für mehrere Nuklearwaffen. Zwar sei der politische Befehl zur Waffenentwicklung noch nicht erteilt worden, aber die zeitliche Hürde bis zum Bau eines einsatzfähigen Nuklearsprengkopfes schrumpft. Der Druck auf Irans Obersten Führer Khamenei wächst.
Aus Sicht der USA kann es diesmal keine Rückkehr zum alten Abkommen geben. Nationale Sicherheitsberater Michael Waltz formulierte es deutlich: „No enrichment, no weapons capability, no missiles.“ Gemeint ist eine umfassende Abrüstung, die Irans nukleare Ambitionen ebenso stoppt wie sein Raketenprogramm. Dafür wären weitreichende Kontrollrechte, auch in militärischen Einrichtungen, notwendig – eine Forderung, die Teheran in der Vergangenheit kategorisch ablehnte.
Trump stellte die Verhandlungen nach einem Treffen mit Israels Premierminister Benjamin Netanjahu öffentlich vor. „Ein Deal wäre besser als das Offensichtliche“, sagte er – eine klare Anspielung auf mögliche Luftschläge. Gleichzeitig drohte er erneut mit militärischen Konsequenzen, sollte keine Einigung zustande kommen. Der Ton schwankt zwischen Eskalation und Hoffnung auf Deeskalation.
Teheran hingegen versucht, taktisch klug zu lavieren. Die Regierung steht unter massivem wirtschaftlichen Druck – hohe Inflation, soziale Unruhen, ein geschwächtes Abschreckungspotential im Libanon und Gaza. Der Verhandlungsspielraum wird enger. Dennoch erklärte Araghchi auf X (ehemals Twitter): „Es ist genauso eine Chance wie eine Prüfung. Der Ball liegt bei Amerika.“
Dass direkte Gespräche wenig Aussicht auf Erfolg hätten, liegt für Teheran auf der Hand. Die Erinnerung an das Scheitern der indirekten Verhandlungen unter Präsident Biden ist noch frisch. Die USA drängen nun auf einen direkteren Ansatz – doch Iran bleibt misstrauisch. Noch immer ist die Angst groß, dass ein neues Abkommen von einem künftigen Präsidenten wieder gekippt wird.
Die Atomfrage bleibt ein diplomatischer Drahtseilakt – in einem explosiven Umfeld, das bereits durch Kriege in der Ukraine, Gaza und im Jemen überlastet ist. Washington ringt um Stabilität, doch die Spielräume sind eng. Der Preis für ein Scheitern könnte diesmal ungleich höher sein.

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