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Handel vor Geopolitik: Japan testet Trumps Verhandlungsbereitschaft im Schatten des China-Konflikts

Japan und die USA beginnen am Donnerstag formelle Handelsgespräche in Washington. Für Tokio geht es um mehr als Zölle – es steht ein strategischer Balanceakt an. Während Präsident Donald Trump mit Strafzöllen Druck ausübt, hofft Japan auf einen Deal, der auch geopolitische Nähe in wirtschaftliche Entlastung übersetzt.

Tokio zählt zu den ersten Ländern, die in direkte Verhandlungen eintreten, ohne zuvor Erkenntnisse über das Druckniveau der US-Seite oder Kompromisslinien anderer Staaten sammeln zu können. Premierminister Shigeru Ishiba sprach angesichts der US-Zölle von einer „nationalen Krise“. Dennoch betont man in Tokio: Es wird keine vorschnellen Zugeständnisse geben.

Die Ausgangslage ist komplex. Die USA haben auf japanische Waren pauschale Zölle von 24 % verhängt, lediglich mit einer 90-tägigen Ausnahmeregelung. Der Basistarif von 10 % sowie gezielte Zölle auf Autos, Stahl und Aluminium bleiben bestehen. Gleichzeitig signalisiert Washington Gesprächsbereitschaft – insbesondere über Finanzminister Scott Bessent, der zuletzt betonte, man wolle mit Verbündeten wie Japan gemeinsam Druck auf China ausüben.

Ein solcher Schulterschluss setzt allerdings ein bilaterales Einvernehmen voraus. Japan ist mit China wirtschaftlich eng verflochten, aber in Sicherheitsfragen klar an die USA gebunden. Rund 53.000 US-Soldaten sind dauerhaft in Japan stationiert – ein sicherheitspolitisches Pfund, das Tokio als Verhandlungsmasse nutzen könnte. Entsprechende Pläne für ein neues US-Hauptquartier nahe Tokio verdeutlichen die strategische Bedeutung.

Inhaltlich dürfte es in den Gesprächen um weit mehr als nur die Zollstruktur gehen. Die USA fordern besseren Zugang zum japanischen Agrarmarkt, weniger nichttarifäre Handelshemmnisse und stärkere Koordination bei Exportkontrollen. Japans Chefunterhändler Ryosei Akazawa will zudem über Devisen sprechen, sollte das Thema durch die US-Seite eingebracht werden.

Gleichzeitig signalisiert Tokio Investitionsbereitschaft: Mehr Käufe von US-Flüssiggas sowie neue Investitionen in den USA könnten als Verhandlungsmasse dienen. Allerdings will Japan vermeiden, dass ein Abkommen als Ergebnis bloßen Nachgebens gegenüber US-Zolldruck wahrgenommen wird – ein politisch heikler Punkt angesichts der innenpolitischen Debatten über Souveränität und Handelsgerechtigkeit.

Der Erfolg der Gespräche könnte Signalwirkung haben. „Ein positiver Verlauf könnte als Vorlage für andere Staaten dienen“, sagt Chihiro Ota von SMBC Nikko Securities. Ein Scheitern hingegen würde die Märkte verunsichern und die Spannungen in der Allianz vertiefen. Ein Thema bleibt dabei bewusst außen vor: Japans Rolle als größter ausländischer Halter von US-Staatsanleihen. Ein Spiel mit dieser Karte schließt Tokio kategorisch aus.

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