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Marktchaos, Tarife und Kapitalflucht: US-Investoren verlieren Vertrauen in politische Planbarkeit


Die Zeichen am US-Finanzmarkt stehen auf Rückzug. Rund 90 der 100 besten ETFs des Vorjahres notieren 2025 im Minus – durchschnittlich mit einem Verlust von 13 %. Selbst Highflyer wie der Grayscale Bitcoin Trust ETF (–10 %) oder der Invesco S&P 500 Momentum ETF (–7 %) verlieren an Boden. Anleger ziehen sich zurück, schichten massiv um – in Gold, Bargeld und internationale Strategien.
Ein Blick auf die Kapitalströme zeigt das Ausmaß: Der SPDR Gold Shares ETF hat im laufenden Jahr 8,4 Mrd. USD eingesammelt, mehr als der Nasdaq-Schwergewicht QQQ. Noch gravierender ist der Ansturm auf kurzfristige Staatsanleihen: Der iShares 0–3 Month Treasury Bond ETF (SGOV) verzeichnet Zuflüsse von 14 Mrd. USD – ein Rekordwert seit seiner Auflage. Auch der SPDR Bloomberg 1–3 Month T-Bill ETF (BIL) zieht 13 Mrd. USD an.
Treiber der Entwicklung ist eine Politik, die für institutionelle Anleger kaum noch kalkulierbar erscheint. Die von der Trump-Regierung verhängten Zölle auf Produkte aus 60 Handelspartnerstaaten wurden binnen Tagen wieder ausgesetzt – ein abruptes Hin und Her, das Märkte nervös macht. Gleichzeitig hat die WTO ihre Prognose für das globale Handelsvolumen 2025 auf –0,2 % gesenkt – drei Prozentpunkte weniger als ohne Zollmaßnahmen.
Fed-Chef Jerome Powell lehnte zuletzt ein Einschreiten der Notenbank ab – aus Sorge, volatile Handelsregeln könnten die Inflation erneut anheizen. Trump reagierte mit offener Forderung nach seiner Entlassung. Der Konflikt zwischen Zentralbank und Weißem Haus wird zur Belastungsprobe für das Vertrauen in den US-Markt.
Für Fondsmanager bedeutet das ein Umdenken. Ocean Park Asset Management, mit fünf Milliarden Dollar verwaltetem Vermögen, hat Aktien- und Anleihepositionen großflächig abgebaut. Die Cashquote liegt nun bei bis zu 100 % – der höchste Stand seit 2022. CIO James St. Aubin beschreibt die Lage als eingefroren: „Wenn sich niemand mehr bewegt, geraten wir schnell in eine Abwärtsspirale.“
Und doch gibt es Gewinner in diesem Marktumfeld. Der Cook & Bynum Fund, der 2024 zu den schlechtesten zählte, liegt 2025 dank Fokus auf Unternehmen mit Exponierung in Mexiko, Chile und Deutschland rund 14 % im Plus. Auch der DWS Invest Latin America Fund erholt sich mit +13 % nach einem Rückgang von 28 % im Vorjahr – gestützt durch einen schwachen Dollar.
Der Kontrast könnte schärfer kaum sein: Was 2024 noch als „safe haven“ galt – Technologieaktien, Momentum-Strategien, Bitcoin – wirkt 2025 wie ein Hochrisikospiel. Amy Wu Silverman von RBC bringt es auf den Punkt: „Selbst die Magnificent Seven funktionieren nicht mehr als sicherer Hafen.“ Das einstige Vertrauen in die politische Stabilität der USA ist spürbar ins Wanken geraten.

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