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Trumps Handelsagenda untergräbt Kapitalzuflüsse – und könnte US-Markt, Dollar und Zinsen destabilisieren


Die von Präsident Trump angestrebte Reduktion des US-Handelsdefizits dürfte weitreichende Konsequenzen für Kapitalmärkte und Finanzierungskosten mit sich bringen. Denn was außenwirtschaftlich als Erfolg gilt – ein sinkendes Defizit – entzieht zugleich dem Inland das notwendige Kapital, das bislang in Form von ausländischen Investments, insbesondere in Staatsanleihen und Aktien, zufloss.
Die US-Zahlungsbilanz funktioniert nach einem einfachen Grundsatz: Das Defizit in der Leistungsbilanz muss durch einen Überschuss in der Kapitalbilanz ausgeglichen werden. Jahrzehntelang wurde dieser durch den globalen Appetit auf US-Staatsanleihen, -Aktien und Unternehmensanleihen gedeckt. Trumps Ziel, Importe durch Zölle zurückzudrängen, unterläuft dieses System.
Weniger Importe bedeutet weniger ausländisches Kapital – es sei denn, der Inlandssparer gleicht die Differenz aus. Doch höhere Sparquoten bedeuten zwangsläufig geringeren Konsum. Die Folge: steigende Zinsen, weil die US-Regierung bei sinkender Nachfrage nach Treasuries höhere Renditen bieten muss, um ihre Finanzierung sicherzustellen. Gleichzeitig sinkt die relative Attraktivität risikobehafteter Anlagen wie Aktien.
Hinzu kommt der Druck auf den Dollar. Ohne Kapitalzuflüsse sinkt der Außenwert der US-Währung – theoretisch ein positiver Effekt für Exporte, praktisch aber ein Zeichen struktureller Schwäche. Verstärkt wird das durch geopolitisches Misstrauen: Zentralbanken prüfen angesichts der Sanktionen gegen Russland die Verlässlichkeit des Dollars als Reservewährung. Auch der Zweifel an der Unabhängigkeit der Fed, genährt durch Trumps Attacken auf Fed-Chef Powell, beschädigt das Vertrauen zusätzlich.
Die realwirtschaftliche Seite bleibt nicht unberührt. Wenn Trump Produktionsstätten zurückholen will, etwa durch Strafzölle von 37 % gegen Bangladesch oder 49 % gegen Kambodscha, holt er damit auch niedrigproduktive Jobs zurück – etwa in der Textilindustrie. Ökonomisch bedeutet das ein Rückschritt in der Wertschöpfung, verbunden mit schwächerem Wachstumspotenzial.
Die US-Wirtschaft hat sich in den vergangenen Jahrzehnten auf wissensintensive Dienstleistungen, Hightech und Energieexporte spezialisiert. Dass Deutschland oder China nun freiwillig mehr US-Fabrikate statt Dienstleistungen oder Agrargüter kaufen, ist nicht nur geopolitisch fraglich – es ist auch wirtschaftlich unwahrscheinlich.
Selbst ein idealtypisches Szenario, in dem weltweite Nachfrage nach US-Gütern steigt, bleibt eine spekulative Ausnahme. Wahrscheinlicher ist: Trumps Handelspolitik mag Arbeitsplätze schaffen, aber sie gefährdet das makroökonomische Gleichgewicht – und belastet Konsumenten, Unternehmen und Investoren gleichermaßen.

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