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Alibaba wirft das Gewicht ab: Milliarden-Deal für Sun Art zeigt Strategiewechsel
Alibaba Group Holding Ltd., einst gefeiert als Alleskönner des chinesischen Handels, zeigt einmal mehr, dass es keine Angst vor radikalen Schnitten hat. Mit dem Verkauf seiner 70-prozentigen Beteiligung an der Einzelhandelskette Sun Art Retail Group Ltd. an die Private-Equity-Firma DCP Capital markiert der Tech-Gigant einen neuen Wendepunkt: weg von stationärem Handel, hin zur Technologie und globalen Online-Märkten.
Der Preis? Ein vergleichsweise bescheidener Gewinn von 1,6 Milliarden US-Dollar, weit entfernt von den 3,6 Milliarden, die Alibaba 2020 gezahlt hatte, um seine Anteile an Sun Art zu verdoppeln. Das aktuelle Geschäft unterstreicht jedoch Alibabas Bereitschaft, auch Verluste in Kauf zu nehmen, um das Unternehmen strategisch neu auszurichten.
Abschied vom stationären Handel: Eine Ära endet
Die Entscheidung, sich von Sun Art zu trennen, kommt nicht aus dem Nichts. Unter der Leitung des neuen CEO Eddie Wu kehrt Alibaba zu seinen Wurzeln zurück: Technologiegetriebener E-Commerce, Cloud-Dienste und eine globale Ausrichtung stehen nun im Fokus.
Diese strategische Wende ist nicht nur eine Reaktion auf die wachsende Konkurrenz durch Unternehmen wie PDD Holdings und ByteDance, sondern auch ein Eingeständnis, dass frühere Investitionen in den stationären Handel nicht die erhofften Renditen gebracht haben. Sun Art, das Hunderte von Hypermärkte unter Marken wie RT-Mart betreibt, war einst ein Juwel in Alibabas Offline-Portfolio. Doch trotz eines Wertzuwachses von über 80 % in den letzten 12 Monaten reicht dies nicht aus, um mit der Dynamik des Online-Booms mitzuhalten.
Verluste als strategische Investition
Dass Alibaba bereit ist, Verluste hinzunehmen, zeigt sich nicht nur am Sun-Art-Deal. Erst letzten Monat verkaufte der Konzern seine Intime-Warenhauskette für rund 1 Milliarde US-Dollar – ein Geschäft, das einen Verlust von 1,3 Milliarden US-Dollar bedeutete.
Für Alibaba geht es jedoch nicht nur um kurzfristige Verluste, sondern um langfristige Gewinne. Der Erlös aus diesen Verkäufen wird gezielt in Wachstumsbereiche wie künstliche Intelligenz, Cloud-Technologien und die globale Expansion fließen. Besonders interessant ist Alibabas Schritt nach Südkorea, wo eine neue Joint-Venture-Struktur die Expansion beschleunigen soll.
Der große Umbau unter Eddie Wu
Seit Eddie Wu das Steuer übernommen hat, wird Alibabas Geschäftsmodell konsequent gestrafft. Neben dem Rückzug aus dem stationären Handel investiert das Unternehmen verstärkt in seine Online-Marktplätze und vereint die inländischen und internationalen E-Commerce-Operationen unter der Führung des aufstrebenden Managers Jiang Fan.
Diese Umstrukturierung zielt darauf ab, ein schlankeres, effizienteres Unternehmen zu schaffen, das auf technologische Innovationen setzt, um seine Wettbewerbsposition zu stärken. Der Verkauf von Sun Art ist dabei nur ein weiterer Baustein in einer größeren Strategie, die auf die Entwicklung neuer Geschäftsfelder und die Steigerung des Aktionärswerts abzielt.
Der neue Alibaba-Kurs: Risiko oder Chance
Der Verkauf von Sun Art wirft Fragen auf: Gibt Alibaba damit zu, dass es im stationären Handel gescheitert ist? Oder zeigt der Schritt die Stärke eines Unternehmens, das bereit ist, sich radikal zu transformieren, um im globalen Wettkampf die Nase vorn zu haben?