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AstraZeneca ersetzt China-Chef nach Ermittlungen durch Behörden
Der britische Pharmakonzern AstraZeneca hat eine neue Leiterin für sein China-Geschäft ernannt, nachdem der bisherige Chef Leon Wang im Zuge von Ermittlungen der chinesischen Behörden in den Fokus geraten war.
Iskra Reic, eine erfahrene Managerin des Unternehmens, übernimmt die Leitung des Geschäfts in China und wird am Forschungs- und Entwicklungszentrum des Konzerns in Shanghai tätig sein, wie AstraZeneca am Mittwoch mitteilte. Wang, der die chinesische Einheit des Unternehmens zehn Jahre lang geführt hatte, befindet sich „im verlängerten Urlaub“, während die Untersuchungen andauern.
AstraZeneca hat bisher keine Details zu den Ermittlungen veröffentlicht. Laut Berichten der Financial Times geht es jedoch um den mutmaßlich illegalen Import des Krebsmedikaments Imjudo, das in China nicht zugelassen ist. Zudem wurden Mitarbeiter des Unternehmens in einem separaten Fall der Versicherungsbetrugs im Zusammenhang mit dem Verkauf des Lungenkrebsmedikaments Tagrisso beschuldigt.
Die Aktien des an der Londoner Börse notierten Unternehmens, das als wertvollster Konzern im Index gilt, sind seit Ende August um rund 20 Prozent gefallen.
Reic, eine Kroatin, die seit 2001 bei AstraZeneca tätig ist, übernimmt die Position als „Executive Vice President, International“. Zuletzt leitete sie die Impfstoff- und Immuntherapiesparte, die unter anderem die Entwicklung des Covid-19-Impfstoffs in Zusammenarbeit mit der Universität Oxford verantwortete. Im Gegensatz zu Wang, der als Branchenexperte mit umfangreichen Kontakten in China galt, bringt Reic keine direkte Erfahrung auf dem chinesischen Markt mit.
AstraZeneca-CEO Sir Pascal Soriot betonte jedoch, dass Reic eine „äußerst erfolgreiche Führungspersönlichkeit mit umfassender internationaler Erfahrung“ sei, die „unverzichtbar“ für das Wachstum des Geschäfts in der Region sei. Neben China wird sie auch die Verantwortung für Asien, den Nahen Osten, Afrika und Lateinamerika tragen.
AstraZeneca unterhält in China das größte Geschäft aller ausländischen Pharmakonzerne. Das Land ist nach den USA der zweitgrößte Markt des Unternehmens. Trotz der jüngsten Herausforderungen sieht Soriot in China weiterhin großes Potenzial als Wissenschaftsstandort und Absatzmarkt, insbesondere angesichts der alternden Bevölkerung.
Zuletzt konnte AstraZeneca auch positive Nachrichten vermelden: Das Brustkrebsmittel Enhertu wurde in die nationale Versicherungsliste Chinas aufgenommen – ein wichtiger Erfolg in einem von regulatorischen Unsicherheiten geprägten Markt.