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Börsenrally mit Verfallsdatum – Trumps Zollpause lindert nur kurzfristig die Rezessionsangst

Innerhalb von zehn Minuten gewannen US-Aktien am Mittwoch vier Billionen Dollar an Marktkapitalisierung – eine Rally, ausgelöst durch einen einzigen Tweet: US-Präsident Donald Trump kündigte eine 90-tägige Aussetzung der pauschalen Importzölle an. Lediglich China bleibt außen vor – dort steigen die Abgaben sogar auf 125 Prozent.

Was an den Märkten für Erleichterung sorgte, war nicht mehr als eine Atempause. Der DAX eröffnete am Donnerstag mit einem Plus von fast acht Prozent, der Nikkei 225 schloss 9,1 Prozent höher – der drittstärkste Handelstag seit der Jahrtausendwende. Und auch der Euro Stoxx 50 legte über fünf Prozent zu. Doch hinter dem Kursfeuerwerk bleibt Unsicherheit.

Denn die temporäre Zollpause kaschiert die strukturellen Probleme nicht. Die Volkswirte von Goldman Sachs korrigierten ihre Rezessionsprognose für die USA zwar zurück – von 65 auf 45 Prozent –, doch das Vertrauen in einen stabilen Pfad fehlt. Mohamed El-Erian, Chefberater der Allianz, nennt die Entwicklung zwar „eine wichtige Wende“, warnt aber: „Die Unternehmen bleiben in Wartestellung.“ Investitionen würden verschoben, strategische Entscheidungen ausgesetzt.

Tatsächlich hatten die massiven Strafzölle der Vorwoche die Märkte hart getroffen. Weltweit brachen Aktienkurse ein, Rohstoffe wie Öl verloren zweistellig, und auch die als sicher geltenden US-Staatsanleihen gerieten unter Druck. Zwischen Montag und Mittwoch stieg die Rendite zehnjähriger US-Bonds um 0,42 Prozentpunkte – der größte Anstieg in drei Tagen seit 2022. Laut Anlagestratege Ed Yardeni war es genau diese Bewegung, die Trump zum Einlenken zwang.

Yardeni, der in den 1980ern den Begriff der „bond vigilantes“ prägte, verweist auf das Potenzial organisierter Anleiheinvestoren, fiskalische Exzesse zu bestrafen. „Die Aktienmärkte signalisierten Trump, dass seine Politik falsch läuft. Erst der Renditeschock brachte die Kurskorrektur.“ Tatsächlich fiel die Rendite am Donnerstag wieder leicht – ein Signal, das Trump nicht ignorieren konnte.

Doch der strukturelle Zweifel bleibt. Auch Analysten der Deutschen Bank sehen die Unsicherheiten fortbestehen. George Saravelos spricht von einem „dauerhaften Gefühl der Unvorhersagbarkeit“, das durch Trumps Politik entstanden sei. Selbst wenn die Zölle dauerhaft entfallen sollten – der Schaden für das Vertrauen in die wirtschaftspolitische Verlässlichkeit der USA sei bereits eingetreten.

Daher verorten viele Beobachter die aktuelle Marktentwicklung in einem typischen Bärenmarktmuster. Der Nasdaq 100 verzeichnete am Mittwoch seinen drittbesten Handelstag seit 2000 – damals folgte nach der Internetblase ein Einbruch um 40 Prozent. Auch 2008, nach einer ähnlichen Rally, verloren Tech-Werte in drei Monaten 16 Prozent.

Die Einschätzung des Marktes am Donnerstagfrüh spricht Bände: Die Futures für den S&P 500 zeigten trotz Vortagsrally fallende Kurse. Denn klar ist: Der Zollkrieg ist nicht vorbei – er macht nur kurz Pause.

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