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Deutschland schlägt zurück: SAP und Co. treiben den Dax in schwindelerregende Höhen

Der deutsche Dax lacht den wirtschaftlichen Abgrund ins Gesicht. Während die deutsche Wirtschaft schwächelt, politische Unruhen das Land erschüttern und Wachstumsprognosen nach unten korrigiert werden, trotzt der deutsche Leitindex allen Widrigkeiten. Mit einem Plus von 18,7 Prozent schlägt der Dax in diesem Jahr nicht nur Frankreich und Großbritannien, sondern lässt auch den gesamteuropäischen Stoxx 600 mit einem bescheidenen Zuwachs von 4,8 Prozent alt aussehen.

Und wer steckt dahinter? Eine Handvoll Unternehmen, die Deutschlands Antwort auf die „Magnificent Seven“ der Wall Street sind. Angeführt wird diese illustre Runde von SAP, gefolgt von Rheinmetall, Siemens, Siemens Energy, Deutsche Telekom, Allianz und Munich Re. Zusammen haben sie den Dax auf ein neues Niveau gehoben – und das trotz eines Wirtschaftsumfelds, das alles andere als rosig ist.

SAP: Der stille Riese wird zum Superstar

Mit einem Aktienzuwachs von über 70 Prozent hat SAP in diesem Jahr fast 40 Prozent der Gewinne des gesamten Dax beigesteuert. Der Softwaregigant hat sich erfolgreich in den Cloud-Markt bewegt und gleichzeitig von der Euphorie rund um künstliche Intelligenz (KI) profitiert. Die Strategie, die Veröffentlichung von Geschäftszahlen an die US-Marktzeiten anzupassen, hat SAP zu einem Liebling der nordamerikanischen Investoren gemacht.

Technologieaktien dominieren in diesem Jahr, und in Europa gibt es kaum Player, die da mithalten können. SAP und ASML sind die einzigen wirklichen Schwergewichte“, sagt Marc Halperin von Edmond de Rothschild. Das Rezept für den Erfolg? KI und eine geschickte Positionierung auf den globalen Märkten.

Rheinmetall und Siemens Energy: Die Überraschungssieger

Während SAP von der Technologiebegeisterung getragen wird, sind es bei Rheinmetall ganz andere Kräfte: Europas gestiegene Verteidigungsausgaben haben die Aktie um 107 Prozent steigen lassen. Der Rüstungskonzern profitiert von der geopolitischen Lage und den steigenden Budgets der europäischen Regierungen.

Noch spektakulärer ist Siemens Energy, dessen Aktie um unglaubliche 329 Prozent zugelegt hat. Der Boom bei erneuerbaren Energien hat dem Unternehmen ein Comeback beschert, das viele nicht für möglich gehalten hätten.

Ein neuer Dax: Vom Schwerindustriellen zum digitalen Alleskönner

Der Dax selbst hat sich in den letzten Jahren gewandelt. Einst dominiert von Schwerindustrie und Pharmariesen wie Bayer, wird er heute von Technologieunternehmen wie SAP sowie Finanz- und Versicherungsriesen wie Allianz und Munich Re geprägt. Diese Diversifizierung ist eine der großen Stärken des Index.

Doch es gibt auch Kritiker. Arne Rautenberg von Union Investment warnt vor der wachsenden Abhängigkeit von wenigen großen Titeln. „Der Markt könnte instabil werden, wenn ein Unternehmen wie SAP eine Gewinnwarnung herausgibt“, so Rautenberg. Ähnlich skeptisch äußert sich Halperin, der die Bewertungsniveaus von SAP mit denen der überhitzten US-Technologiewerte vergleicht.

Die Rolle des schwachen Euros und der globale Fokus

Ein schwacher Euro hat deutschen Exporteuren zusätzlich geholfen. Seit Ende September ist der Dollar von 1,11 € auf 1,04 € gestiegen, was die Wettbewerbsfähigkeit deutscher Unternehmen auf den globalen Märkten stärkt. Hinzu kommt, dass weniger als ein Viertel der Dax-Gewinne aus Deutschland selbst stammen – ein Segen angesichts der lahmenden Binnenwirtschaft.

„Der Dax erzählt zwei Geschichten“, erklärt Guillaume Jaisson von Goldman Sachs. Während die Spitzenreiter des Index glänzen, kämpfen viele exportorientierte Unternehmen mit schwacher chinesischer Nachfrage und der Drohung neuer US-Zölle.

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