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Europa fährt in die Krise: Der dramatische Jobverlust in der Automobilzuliefererbranche

Die europäische Automobilindustrie, einst Symbol für Stabilität und Innovation, steckt in einer tiefen Krise. Während die Verkaufszahlen stagnieren, verliert die Zuliefererbranche Tausende von Arbeitsplätzen. Im Jahr 2024 verdoppelte sich die Zahl der gestrichenen Stellen auf über 30.000 – eine düstere Entwicklung, die den Weg der Branche in eine ungewisse Zukunft ebnet.

Vom Motor der Wirtschaft zum Sorgenkind

Die Zahlen sind alarmierend: Seit 2020 summieren sich die Netto-Jobverluste in Europas Automobilzuliefererindustrie auf über 58.000. Was einst als Wachstumsmotor galt, ist heute ein Spiegelbild einer Branche, die unter Überkapazitäten, sinkender Nachfrage und geopolitischen Turbulenzen ächzt.

Laut der europäischen Zulieferervereinigung Clepa beschäftigen Europas Automobilzulieferer direkt rund 1,7 Millionen Menschen. Doch immer mehr Unternehmen – von globalen Giganten wie Bosch bis zu kleineren Spezialisten – schließen Werke, streichen Arbeitsplätze oder melden Insolvenz an. Der Druck ist enorm: Neben den Folgen der Pandemie und des Ukraine-Krieges setzen Inflation und wachsende Konkurrenz aus China der Branche weiter zu.

China: Herausforderung und Bedrohung

Chinesische Autobauer gewinnen zunehmend Marktanteile in Europa. Laut Marc Mortureux von der französischen Branchenvereinigung PFA bedrohen Importe aus China das ohnehin fragile Wachstum der europäischen Hersteller. Die Angst: Chinesische Marken könnten bald Fahrzeuge in Europa zusammenbauen – mit kostengünstigen Teilen aus dem eigenen Land.

Gleichzeitig bleibt die Zusammenarbeit mit lokalen Herstellern in China für europäische Zulieferer eine Gratwanderung. „Wir sehen Wachstumsmöglichkeiten, aber die Abhängigkeit von China ist riskant“, so Mortureux.

E-Mobilität: Hoffnungsträger oder Sackgasse?

Während die EU mit verschärften Emissionsvorgaben und dem geplanten Verbot von Neuwagen mit Verbrennungsmotoren bis 2035 klare Ziele setzt, bleibt die Umsetzung schwierig. Der Übergang zur Elektromobilität, einst als Heilsbringer gefeiert, hat bislang nicht die erhoffte Nachfrage gebracht.

Ein Blick auf die Zahlen zeigt, warum: Im Jahr 2024 gingen 4.680 Arbeitsplätze bei EV-Zulieferern verloren, während nur 4.450 neue Jobs geschaffen wurden. Hohe Produktionskosten und die Reduzierung von Subventionen in Schlüsselmärkten wie Deutschland bremsen die Verbreitung von Elektroautos. „Es gibt schlicht nicht genug Nachfrage, um die Investitionen zu rechtfertigen“, sagte Laurent Favre, CEO von OPMobility.

Europäische Hersteller kämpfen ums Überleben

Die Liste der Verluste ist lang. Traditionsreiche Unternehmen wie Recaro oder Walter Klein mussten Insolvenz anmelden. Selbst Marktführer wie Michelin schließen Werke – allein in Frankreich fallen mehr als 1.200 Arbeitsplätze weg. Der Grund: „Strukturelle Überkapazitäten“ und der Wettbewerb mit asiatischen Billiganbietern.

Besonders betroffen sind Unternehmen, die noch auf Verbrennungsmotoren setzen. „Unsere zehn Werke in Europa, die Treibstofftanks produzieren, stehen vor einer düsteren Zukunft“, erklärte Favre.

Die Reaktion der Politik – und ihre Schwächen

Trotz des Drängens von Branchenvertretern bleibt die Unterstützung der Politik begrenzt. Olaf Scholz forderte jüngst „Incentives“ für die Elektromobilität, warnte jedoch davor, Unternehmen mit neuen Abgaben in ihrer Liquidität zu gefährden. Doch solche Maßnahmen kommen für viele Zulieferer zu spät. „Die Kostensenkung durch Autobauer in den letzten Jahren hat uns die Luft zum Atmen genommen“, kritisierte Stéphane Destugues von der französischen Gewerkschaft CFDT.

Europa oder Exil

Viele Zulieferer setzen mittlerweile auf Wachstum außerhalb Europas. OPMobility investiert in neue Werke in den USA und China, um Kunden wie Tesla zu bedienen. „Wir bleiben unseren historischen Partnern treu, müssen aber neue Märkte erschließen. In Europa sehen wir keine signifikanten Wachstumschancen in den nächsten fünf Jahren“, so Favre.

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