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EY verzeichnet schwächstes Umsatzwachstum seit 2010 aufgrund nachlassender Beratungsnachfrage
Der britische Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsriese EY hat in seinem Jahresbericht am Donnerstag das schwächste Umsatzwachstum seit 2010 gemeldet. Dies ist auf eine nachlassende Nachfrage nach Beratungsdienstleistungen zurückzuführen, die den Konzern dazu veranlasst hat, im vergangenen Jahr rund 2.450 Stellen abzubauen – der erste Personalabbau seit 14 Jahren.
Der weltweite Umsatz von EY stieg bereinigt um 3,9 Prozent auf 51,2 Milliarden US-Dollar, was das schwächste Wachstum der letzten 14 Jahre darstellt. Die Herausforderungen im Beratungssektor, wo Kunden Projekte einschränken und Druck auf die Honorare ausüben, haben das Umsatzwachstum stark gehemmt. Besonders betroffen war das Beratungsgeschäft, das mit 15,6 Milliarden US-Dollar nur um 0,1 Prozent zulegte. Im Bereich Strategie und Transaktionen, das unter anderem Fusionen und Übernahmen berät, blieb das Wachstum mit 2,3 Prozent ebenfalls verhalten.
Janet Truncale, die im Juli zur globalen Geschäftsführerin von EY ernannt wurde, betonte die Widerstandsfähigkeit der Teams: „Unsere Teams haben in einem herausfordernden wirtschaftlichen Umfeld außergewöhnliche Widerstandskraft gezeigt, mit Wachstum in allen Servicebereichen.“ Sie hob hervor, dass Investitionen in Bereiche wie Künstliche Intelligenz und Technologie maßgeblich zum Ausgleich der schwachen Beratungsleistung beigetragen haben.
Trotz des Rückgangs in der Beratung wuchs der Umsatz in anderen Kernbereichen wie Steuerberatung und Assurance, einschließlich der Wirtschaftsprüfung. Regionale Unterschiede waren ebenfalls deutlich: In der Asien-Pazifik-Region blieb der Umsatz mit 7,2 Milliarden US-Dollar unverändert, während die Americas um 2,7 Prozent und Europa, Naher Osten, Indien und Afrika um 6,9 Prozent wuchsen.
Unter der Führung von Truncale hatte EY zuvor Pläne unter Carmine Di Sibio, dem vorherigen CEO, angekündigt, die Beratungs- und Steuerberatungsbereiche als eigenständiges Unternehmen auszugliedern, um das Wachstumspotenzial zu steigern. Diese Strategie wurde jedoch aufgrund der aktuellen Marktsituation und der anhaltenden Herausforderungen im Beratungssektor vorerst zurückgestellt.
Der Personalabbau betrifft vor allem die Steuer-, Beratungs- sowie Strategie- und Transaktionspraktiken, während im Bereich Assurance neue Mitarbeiter eingestellt wurden. Diese Maßnahmen sollen dazu beitragen, die Effizienz zu steigern und die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens in einem sich verändernden Markt zu erhalten.
Auch andere Mitglieder der Big Four verzeichnen ähnliche Entwicklungen: Deloitte meldete zuletzt ebenfalls das schwächste Jahresumsatzwachstum in 14 Jahren. Dies deutet auf eine generelle Abschwächung im Beratungssektor hin, die durch wirtschaftliche Unsicherheiten und veränderte Kundenbedürfnisse verstärkt wird.