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EZB senkt Leitzins erneut – Sorge vor Handelskrieg dominiert geldpolitische Agenda

Die Europäische Zentralbank hat den Einlagensatz zum siebten Mal seit Juni 2024 gesenkt – diesmal um 25 Basispunkte auf 2,25 %. Mit dem Schritt reagieren die Währungshüter auf eskalierende Handelskonflikte und wachsende wirtschaftliche Risiken, insbesondere ausgehend von den jüngsten US-Zöllen.

EZB-Präsidentin Christine Lagarde warnte am Donnerstag in Frankfurt vor zunehmenden Abwärtsrisiken für die Konjunktur. Die starke Belastung durch Trumps Zollpolitik werde sich laut Lagarde in den kommenden Monaten immer deutlicher in Exporten, Investitionen und Konsum niederschlagen. Schon jetzt sei das Finanzmarktumfeld „spürbar angespannter“.

Die Finanzmärkte nahmen die Entscheidung als Signal für eine Fortsetzung des lockeren Kurses. Der Euro verlor im Tagesverlauf bis zu 0,6 % auf 1,336 US-Dollar. Die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen fiel auf 2,5 %. Geldmarktfutures preisen inzwischen drei weitere Zinssenkungen bis Jahresende ein.

Dass die Währungshüter dabei das Adjektiv „restriktiv“ aus ihrer geldpolitischen Beschreibung gestrichen haben, wird von Ökonomen als weiteres Indiz gewertet, dass sich die EZB in neutralem Terrain sieht – ein Bereich, der laut Lagarde angesichts globaler Unsicherheit kaum noch sinnvoll zu definieren sei.

Noch vor wenigen Wochen galt eine Zinspause als wahrscheinlich. Doch Trumps Ankündigung neuer Importzölle – unter anderem 10 % auf EU-Waren für zunächst 90 Tage – hat den Handlungsdruck verändert. Besonders kritisch: Die Gefahr, dass durch Handelsumlenkungen chinesische Billigwaren nach Europa strömen und hier die Preisentwicklung zusätzlich dämpfen.

Bereits jetzt sinkt der Inflationsdruck in der Eurozone: Im März lag die Teuerung bei nur 2,2 %, der Dienstleistungssektor schwächte sich mit 3,5 % gegenüber 3,7 % im Februar ab – ein Hinweis auf abnehmenden Lohndruck. Auch die sinkenden Energiepreise und der festere Euro, der auf ein Drei-Jahres-Hoch gegenüber dem Dollar kletterte, dürften den Preisdruck weiter mindern.

Parallel ist die wirtschaftliche Erholung in der Eurozone ins Stocken geraten. Prognosen für das laufende Jahr wurden zuletzt mehrfach nach unten revidiert. Besonders die Industrie und exportabhängige Branchen spüren die Zurückhaltung. Die Deutsche Bank erwartet nun eine weitere Zinssenkung im Juni, möglicherweise gefolgt von einer bis auf 1,5 % bis Jahresende.

In den USA steht die Fed dagegen unter größerem Druck, auf zwei Zielkonflikte zu reagieren: Während die Inflation hoch bleibt, schwächt sich die Binnenkonjunktur ab. Jerome Powell warnte, dass sich Preisstabilität und Vollbeschäftigung zunehmend widersprechen könnten. Zinssenkungen sind daher dort vorerst vom Tisch.

Lagarde bekräftigte derweil die Notwendigkeit datengetriebener Entscheidungen: „Mehr denn je müssen wir auf belastbare Daten setzen und flexibel bleiben.“ Trotz Unsicherheiten durch Zölle, geopolitische Spannungen und anstehende fiskalische Impulse aus Deutschland und anderen Mitgliedstaaten, hält die EZB am Kurs der stufenweisen Lockerung fest. Ein klarer Plan – aber in einem zunehmend unklaren Umfeld.

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