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Finks Warnung: Europas Chance im Dollar-Schatten – und das übersehene Rentendesaster


Die Schwäche des US-Dollars könnte Europas wirtschaftspolitisches Momentum werden – davon ist Larry Fink, CEO des weltgrößten Vermögensverwalters Blackrock, überzeugt. Der Dollar als globale Reservewährung gerät unter Druck, weil sich die USA „gewaltige Haushaltsdefizite leisten“ und weiterhin auf die Finanzierung durch ausländische Investoren vertrauen. Ein Modell, das laut Fink „nicht ewig so weitergehen“ könne.
Diese Erosion der Dollar-Stabilität trifft auf eine geopolitisch unruhige Weltlage. Präsident Trumps erratische Wirtschaftspolitik zwingt Unternehmen dazu, doppelte Geschäftspläne zu erstellen – mit und ohne Zölle. Die Investitionszurückhaltung wächst. Besonders kleine und mittelständische Firmen in den USA stehen unter Druck, während Europa laut Fink kurzfristig zu den Profiteuren dieser Unsicherheit zählt: Kapitalströme verlagern sich.
Doch sein Appell an Europa ist unmissverständlich: Die Gunst der Stunde reicht nicht. Ohne echte Fortschritte bei der Kapitalmarktunion, der Bankenunion und beim Bürokratieabbau droht die Chance zu verpuffen. Gerade beim Zugang zu Risikokapital sei die EU den USA weit unterlegen. Der Unterschied sei systemisch, nicht talentbedingt – und politisch lösbar. „Wäre ich politisch verantwortlich, das wären meine Prioritäten“, sagt Fink.
Seine tiefste Sorge liegt jedoch jenseits geopolitischer Turbulenzen – in einem Problem, über das laut ihm „viel zu wenig gesprochen wird“: der Unterfinanzierung globaler Rentensysteme. Über die Hälfte der Amerikaner, so Fink, werde im Ruhestand nicht ausreichend abgesichert sein. Als Verwalter von Ruhestandsgeldern sieht er darin nicht nur eine soziale Krise, sondern eine systemische Bedrohung. „Wir alle werden älter – aber wir können es uns nicht leisten.“
Ein Ausweg sei längeres Arbeiten. Fink, selbst 72, hält das für eine „Sinnstiftung“ und verweist auf statistisch frühere Sterblichkeit bei frühem Renteneintritt. Zudem müsse Altersvorsorge intelligenter gestaltet werden: Der Zugang zu Private Markets – bisher Großinvestoren vorbehalten – müsse geöffnet werden. Denn 0,5 Prozentpunkte mehr Rendite jährlich bedeuteten über Jahrzehnte massive Unterschiede in der Ruhestandsfinanzierung.
Auf Trumps Wirtschaftskurs angesprochen bleibt Fink nüchtern. Die Märkte seien nicht irrational – sie reagierten. In der Vergangenheit hätten sie auch politische Kurswechsel, etwa unter Liz Truss, schnell eingehegt. Die Frage sei nicht, ob eine Krise kommt, sondern wie hoch die Eintrittswahrscheinlichkeit ist – heute höher als noch vor vier Monaten.
Für Europa sieht er dennoch Licht: Der Tiefpunkt der Stimmung scheint durchschritten, nicht zuletzt durch die vorsichtige fiskalische Kursänderung Deutschlands. Doch das strukturelle Defizit bleibe: Es gebe „viel Kapital, aber zu wenige Investitionsmöglichkeiten“. Europa müsse endlich Brücken bauen – im Wortsinn wie auch regulatorisch.
Finks Urteil fällt klar aus: Kapitalismus funktioniert – aber derzeit für zu wenige.

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