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Fitnessbranche im Umbruch: Abnehm-Medikamente stellen Gym-Konzepte auf die Probe
Mit einem erwarteten Jahresumsatz von rund 50 Milliarden US-Dollar gehören die sogenannten GLP-1-Medikamente bereits zu den weltweit meistverkauften Wirkstoffklassen. Schätzungen zufolge könnte der Markt bis 2030 auf 130 Milliarden Dollar anwachsen. Pharmaunternehmen wie Novo Nordisk und Eli Lilly profitieren von dieser Entwicklung, doch für viele andere Branchen, darunter auch Fitnessstudios, bedeuten die Erfolgsaussichten der Abnehm-Medikamente eine große Herausforderung.
Noch vor einem Jahrzehnt waren Fitnessstudios vor allem mit Laufbändern, Steppern und Ergometern ausgestattet. Klassische Kraftgeräte und Hanteln fanden sich meist am Rand der Trainingsflächen – vorwiegend genutzt von männlichen Kraftsportlern. Doch die Pandemie und die zunehmende Verbreitung von Fitness-Apps haben das Fitnessverhalten grundlegend verändert. Kunden setzen verstärkt auf Krafttraining und suchen nach individueller Betreuung. Die Nachfrage nach Freihanteln, Kettlebells und Trainingsmatten ist stark gestiegen, und viele Studios haben ihre Cardiogeräte in die Peripherie verschoben, um Platz für offene Trainingsflächen und personalisierte Programme zu schaffen.
„Die Nachfrage nach Krafttrainingsflächen ist enorm gestiegen“, sagte Colleen Keating, CEO der börsennotierten Fitnesskette Planet Fitness, im August. Peloton, bekannt für seine intensiven Cardiogeräte, testet mittlerweile eine App, die sich auf Krafttraining spezialisiert.
Der Trend zu weniger Cardio-Training und mehr Krafttraining dürfte sich durch die neuen Abnehm-Medikamente noch verstärken. Patienten, die GLP-1-Medikamente wie Ozempic einnehmen, neigen zu Übelkeit und Magenbeschwerden, die intensives Cardio-Training erschweren können. Dennoch bleibt der Bedarf an Fitnessangeboten bestehen: Studien zeigen, dass diese Medikamente neben Fett auch Muskelmasse abbauen können. Das führt häufig zu einer verminderten körperlichen Stabilität und Problemen wie schlaffer Haut – dem sogenannten „Ozempic-Butt“.
Krafttraining wird daher zunehmend als Gegenmittel empfohlen, um Muskelschwund vorzubeugen und die körperliche Fitness zu erhalten. „Es geht nicht mehr nur um Gesundheit und Fitness, sondern um ganzheitliches Wohlbefinden“, erklärt Eleanor Scott, Partnerin im Bereich Freizeitstrategie bei PwC. „Das bedeutet eine ganzheitlichere Herangehensweise an die Gesundheitsvorsorge.“
Viele Fitnessstudios stehen jedoch vor einer finanziellen Herausforderung: Die traditionell in langfristigen Leasingverträgen gebundenen Cardiogeräte sind teuer und schwer abzustoßen, während die Anschaffung von neuen Krafttrainingsgeräten eine erhebliche Investition erfordert. Dies führt zu einem langsamen Anpassungsprozess und ungleicher Auslastung der Trainingsflächen – was zunehmend zu Frust bei den Kunden führt.
Trotzdem verzeichnen viele Fitnessketten ein starkes Wachstum. Die Mitgliederzahlen von Crunch Fitness und EoS Fitness in den USA stiegen laut Datenanbieter Plaicer.ai im Vergleich zum Vorjahr zweistellig. Planet Fitness konnte seit Anfang 2023 2,7 Millionen neue Mitglieder gewinnen und seine Gewinnmargen verbessern.
Die wachsende Bedeutung des Krafttrainings könnte Studios zudem helfen, ältere Zielgruppen zurückzugewinnen, die seit der Pandemie den Gang ins Fitnessstudio scheuen. Studien zeigen, dass 80 Prozent der „Babyboomer“ zwar körperlich aktiv sind, aber nur 42 Prozent von ihnen Mitglied in einem Fitnessstudio sind. Zum Vergleich: 74 Prozent der aktiven Generation Z und Millennials sind Mitglieder eines Fitnessclubs.