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Frankreichs Börsen im Sturzflug: Luxus, Politik und die Schatten einer Handelskrise

Frankreichs Börse hat ein Problem, und es ist ein ziemlich großes: Der Cac 40, das Flaggschiff des Pariser Aktienmarkts, hat in diesem Jahr 3 % verloren – ein Kontrast zum Stoxx Europe 600, der im selben Zeitraum um 6 % gestiegen ist. Und während sich Deutschland mit einem satten Plus von 18,7 % als europäischer Börsenliebling präsentiert, bleibt Frankreichs einstiger Glanz in den Schatten der Unsicherheiten verborgen.

Luxusmarken in der Krise: Vom Boom zur Flaute

Einst waren es die Luxusgüter, die Frankreichs Börse beflügelten. Unternehmen wie LVMH und Kering profitierten jahrelang von einem goldenen Zeitalter chinesischer Shopper, die in Massen nach Europa strömten, um Designerhandtaschen und Parfüms zu ergattern. Doch diese Tage scheinen gezählt. Die wirtschaftliche Abkühlung in China hat den Konsum in der weltweit wichtigsten Wachstumsregion für Luxusprodukte drastisch gedämpft.

LVMH, der Gigant hinter Marken wie Louis Vuitton und Dior, verlor in diesem Jahr 12 % seines Börsenwerts. Kering, das Mutterunternehmen von Gucci, hat sogar 40 % eingebüßt. Die Pandemie hatte die Gewinne noch in die Höhe getrieben – Menschen gaben während Lockdowns Unsummen für Accessoires und Premium-Spirituosen aus. Doch die Euphorie ist vorbei.

„Die Enttäuschung über China hat wohl ihren Tiefpunkt erreicht“, sagt Caroline Reyl von Pictet Asset Management. Doch ob Pekings angekündigte Stimulusmaßnahmen reichen, um den Konsum nachhaltig anzukurbeln, bleibt unklar.

Politisches Chaos und wirtschaftliche Schwäche

Während die Luxusbranche strauchelt, hat die französische Politik zusätzliche Probleme geschaffen. In diesem Jahr regierte mit François Bayrou bereits der vierte Premierminister das Land. Die politische Instabilität hat nicht nur die Anleger verunsichert, sondern auch die Staatsfinanzen unter Druck gesetzt. Moody’s senkte kürzlich Frankreichs Kreditrating, und die Renditen 10-jähriger Staatsanleihen stiegen auf über 3 %. Der Risikoaufschlag gegenüber deutschen Bundesanleihen erreichte den höchsten Stand seit der Eurokrise.

Handelskrise 2.0: Die dunkle Wolke von Trumps Zöllen

Donald Trumps Rückkehr auf die Weltbühne wirft einen langen Schatten auf Europa. Der frisch gewählte US-Präsident droht mit umfassenden Zöllen, was die ohnehin angeschlagene französische Exportwirtschaft weiter belastet. Analysten sehen die Gefahr einer neuen Handelskrise, die insbesondere exportabhängige Sektoren wie die Automobilindustrie hart treffen könnte.

Carmaker wie Stellantis, das Unternehmen hinter Peugeot, Fiat und Jeep, sahen ihre Aktien um 41 % einbrechen. Die Konkurrenz durch chinesische Hersteller im Bereich Elektrofahrzeuge verschärft die Probleme zusätzlich.

Exodus französischer Unternehmen: Kapitalflucht nach London und New York

Angesichts der trüben Aussichten beginnen französische Unternehmen, die Heimat zu verlassen. Pay-TV-Riese Canal+ wagte kürzlich den Sprung an die Londoner Börse – mit wenig Erfolg: Die Aktien fielen seit dem Listing um fast 30 %. Auch TotalEnergies und der Vermögensverwalter Tikehau erwägen eine Verlagerung ihrer Börsennotierung in die USA.

Was bleibt vom Glanz Frankreichs

Der Niedergang des Cac 40 spiegelt nicht nur Frankreichs Probleme wider, sondern auch die Herausforderungen Europas insgesamt. „Europa war lange von China abhängig“, erklärt Emmanuel Cau von Barclays. Doch die Zeiten der Globalisierung scheinen vorbei. Mit einem weniger vernetzten Markt und einem stagnierenden Wachstum in China braucht Europa neue Impulse – und Frankreich mehr denn je.

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