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Halbe Milliarde für Alt-Technologie: US-Gesundheitsministerium forciert Universalimpfstoff mit Rückgriff auf Totviren


Mitten in einer Phase massiver Budgetkürzungen bei US-Gesundheitsbehörden lenkt das Department of Health and Human Services (HHS) 500 Millionen US-Dollar in ein Impfstoffprojekt – und setzt dabei auf eine Technologie, die seit Jahrzehnten kaum noch verwendet wird: chemisch inaktivierte Totviren. Die Entscheidung fällt auf, da gleichzeitig hunderte Forschungsstipendien gestrichen und Personal abgebaut wird.
Finanziert wird das Projekt durch die Biomedical Advanced Research and Development Authority (Barda), eine Einrichtung des HHS zur Pandemievorsorge. Dass ausgerechnet jetzt ein einzelnes Projekt mit einer halben Milliarde US-Dollar gefördert wird, hat innerhalb der Behörde für Verwunderung gesorgt. Mehrere Insider sprachen gegenüber dem Wall Street Journal von einer „astronomischen Summe“.
Kern des sogenannten Generation Gold Standard-Programms ist ein universeller Grippeimpfstoff mit der Bezeichnung BPL-1357. Entwickelt wurde er von Dr. Matthew Memoli und Dr. Jeffery Taubenberger – beide kürzlich in leitende Positionen der National Institutes of Health (NIH) berufen. Memoli fiel bereits 2021 auf, als er sich gegen eine Covid-19-Impfpflicht aussprach und sich selbst nicht impfen ließ. Beide sind nun maßgeblich an der Neuausrichtung des NIH auf breiter angelegte Virusforschung beteiligt.
BPL-1357 enthält vier inaktivierte Influenzaviren und wird entweder nasale oder per Injektion verabreicht. Eine erste Sicherheitsstudie mit 45 Teilnehmern zeigte nur milde Nebenwirkungen wie Fieber und Kopfschmerzen. Ob der Impfstoff langfristig wirksam ist, bleibt unklar – weitere Studien sind laut HHS in Planung.
Das Projekt ist Teil eines Strategiewechsels: Statt in neue Covid-19-Impfstoffe zu investieren – wie es unter Präsident Biden im Rahmen des Project NextGen geschah – verfolgt man nun breiter angelegte Ziele. Generation Gold Standardsoll Impfstoffe entwickeln, die gegen ganze Virusfamilien wirken, darunter auch RSV und Coronaviren. Erste klinische Studien für einen universellen Coronaimpfstoff sollen 2026 beginnen, eine Zulassung ist frühestens für 2029 geplant.
Kritik kommt von Experten wie Rick Bright, ehemaliger Barda-Direktor, der sich bereits 2020 mit der HHS-Führung überwarf. Ein einzelnes Projekt mit derartigem Finanzvolumen sei „beispiellos“. Zum Vergleich: Das gesamte Jahresbudget des National Institute of Allergy and Infectious Diseases, an dem Memoli und Taubenberger forschen, lag 2023 bei 856 Millionen US-Dollar.
Technologisch ist der Ansatz ein Rückgriff: Totvirusimpfstoffe wurden früher etwa gegen Influenza eingesetzt, aber wegen ihrer stärkeren Nebenwirkungen – insbesondere bei Kindern – in den Hintergrund gedrängt. Moderne Impfstoffe verwenden heute meist nur Bruchstücke von Viren oder rekombinante Proteine. Dennoch könnte die rasche Produktionsfähigkeit der Totviren-Technologie im Pandemiefall ein strategischer Vorteil sein.
In öffentlichen Stellungnahmen spricht Gesundheitsminister Robert F. Kennedy Jr. von „Goldstandard-Wissenschaft“ und betont die staatliche Kontrolle des Projekts: Anders als früher sei diese Plattform frei von kommerziellen Interessenkonflikten – ein Seitenhieb auf das von ihm oft kritisierte Verhältnis zwischen NIH-Forschung und Industrie.

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