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Johnson & Johnson droht in Großbritannien Sammelklage wegen krebserregendem Talkumpuder

Der US-Healthcare-Riese Johnson & Johnson (J&J) sieht sich in Großbritannien erstmals mit einer potenziellen Sammelklage wegen angeblich krebserregendem Talkumpuder konfrontiert. Die Anwaltskanzlei KP Law kündigte am Mittwoch an, eine Vorab-Benachrichtigung („pre-action letter“) an das Unternehmen geschickt zu haben, um eine Gruppenklage im Namen von Krebspatienten und Hinterbliebenen vorzubereiten.

KP Law, das etwa 2.000 Mandanten vertritt und von weiteren 4.000 Betroffenen kontaktiert wurde, erklärte, die Kläger litten an Krebs, der durch die Nutzung von Talkprodukten von J&J verursacht worden sei. Die meisten der potenziellen Kläger seien Frauen mit Eierstockkrebs, aber auch Männer mit Mesotheliom und Bauchfellkrebs könnten betroffen sein.

„Viele unserer Mandanten haben durch die Diagnose von Krebs unermessliches Leid erfahren. Einige sind bereits verstorben, ihre Familien sind am Boden zerstört“, sagte Tom Longstaff, Partner bei KP Law. „Diese unschuldigen Menschen verdienen Gerechtigkeit.“

Johnson & Johnson wies die Anschuldigungen zurück und betonte, dass unabhängige wissenschaftliche Studien keinen Zusammenhang zwischen Talkumprodukten und Krebsrisiken wie Eierstockkrebs oder Mesotheliom nachweisen könnten. Erik Haas, weltweiter Vizepräsident für Litigation bei J&J, bezeichnete die Klagen als Teil einer Kampagne von US-Anwälten für Massenschadensfälle, die eine „falsche Narrative“ verbreiteten.

Seit der Abspaltung des Konsumgütergeschäfts Kenvue im Jahr 2023 liege die Verantwortung für alle Talkhaftungsansprüche außerhalb der USA und Kanadas bei Kenvue, erklärte Haas weiter. Eine britische Tochtergesellschaft von Kenvue äußerte ihr Mitgefühl für Krebspatienten und ihre Familien, betonte jedoch, dass wissenschaftliche Erkenntnisse die Sicherheit der Produkte belegen würden.

Der Fall gewinnt zusätzliche Brisanz durch eine aktuelle Bewertung der Internationalen Agentur für Krebsforschung (IARC) der Weltgesundheitsorganisation. Diese stufte Talkumpuder im Juli 2023 als „wahrscheinlich krebserregend“ ein. Die Einschätzung basiert auf Erkenntnissen von 29 Experten, die feststellten, dass Talk die charakteristischen Merkmale eines Karzinogens aufweise.

J&J hat in den USA bereits 12 Milliarden Dollar für die Beilegung von Zehntausenden von Schadensfällen zurückgestellt. Das Unternehmen versucht, diese durch ein sogenanntes „Texas Two-Step“-Verfahren über ein Tochterunternehmen und Chapter-11-Insolvenz abzuwickeln. In den USA haben jedoch mehrere Gerichte Entscheidungen gegen J&J getroffen.

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