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Lidl-Eigentümer Schwarz Group etabliert sich als regionaler Herausforderer im Cloud- und Cyber-Security-Markt
Die Schwarz Group, Muttergesellschaft von Lidl und Kaufland, erweitert ihr Geschäftsmodell und etabliert sich als ernstzunehmender Player im IT-Dienstleistungsmarkt. Was ursprünglich als interne Lösung zur Datenverarbeitung begann, hat sich zu einem profitablen Geschäftszweig entwickelt, der Unternehmen wie SAP, Bayern München und den Hafen Hamburg als Kunden gewinnen konnte. Im letzten Jahr erzielte die IT-Tochter Schwarz Digits einen Umsatz von 1,9 Milliarden Euro und beschäftigt mittlerweile 7.500 Mitarbeiter.
Christian Müller, Co-CEO von Schwarz Digits, betonte in einem Interview, dass der ursprüngliche Antrieb für die Entwicklung eigener Cloud- und Cyber-Security-Dienste nicht kommerziell war. „Wir wollten einfach unsere eigenen Bedürfnisse adressieren“, erklärte er. Doch schnell stellte sich heraus, dass viele deutsche Unternehmen ähnliche Bedenken hinsichtlich der Abhängigkeit von großen US-amerikanischen Cloud-Anbietern hatten.
Ein Hauptargument für die Dienstleistungen von Schwarz Digits ist die Tatsache, dass alle Kundendaten ausschließlich in Deutschland und Österreich verarbeitet und gespeichert werden – Länder mit besonders strengen Datenschutzgesetzen. Diese digitale Souveränität überzeugt besonders datensensible Kunden, wie Bayern München, die den Fokus auf Datenschutz und -sicherheit als Alleinstellungsmerkmal sehen.
Die Expertise im Bereich Cyber-Security baute die Schwarz Group 2021 mit dem Kauf des israelischen Unternehmens XM Cyber für 700 Millionen US-Dollar weiter aus. Ursprünglich wollte die Schwarz Group nur Kunde des Unternehmens werden, entschied sich dann aber aufgrund von Bedenken über mögliche personelle Abgänge nach einem Börsengang, das Unternehmen vollständig zu übernehmen.
Während Schwarz Digits zunehmend als regionaler Herausforderer zu etablierten Anbietern wie Amazon Web Services und Google Cloud wahrgenommen wird, sieht sich das Unternehmen auch Herausforderungen gegenüber. So fehlt es dem Unternehmen an einem breiten Netzwerk externer Dienstleistungspartner, was laut Axel Oppermann, Inhaber der deutschen IT-Beratung Avispador, einen Wettbewerbsnachteil darstellt. Dennoch zieht die finanzielle Stabilität und die langfristige Ausrichtung der Schwarz Group immer mehr Kunden an.
Die Schwarz Group investiert auch in zukunftsweisende Technologien wie Künstliche Intelligenz (KI). Die Beteiligung an dem deutschen KI-Start-up Aleph Alpha und die Gründung eines KI-Campus in Heilbronn unterstreichen das Engagement des Unternehmens in diesem Bereich. Dabei bleibt das Thema Datenschutz weiterhin zentral: Aus Sicherheitsgründen hat die Schwarz Group den Zugriff ihrer Mitarbeiter auf externe KI-Tools wie ChatGPT von Anfang an blockiert.
Mit diesen strategischen Schritten positioniert sich die Schwarz Group nicht nur als europäischer Vorreiter in Sachen digitale Souveränität, sondern auch als attraktiver IT-Partner für Unternehmen, die Wert auf Datenschutz und langfristige Stabilität legen.