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Microsoft und OpenAI verhandeln über milliardenschweren Investment-Deal
Microsoft und OpenAI stehen vor komplexen Verhandlungen darüber, wie Microsofts Investment von fast 14 Milliarden US-Dollar in die nun wertmäßig deutlich gestiegene OpenAI in Anteile umgewandelt wird. OpenAI, bekannt als Entwickler von ChatGPT, wandelt sich derzeit von einer Non-Profit-Organisation in ein For-Profit-Unternehmen, nachdem es kürzlich eine Finanzierungsrunde mit einer Bewertung von 157 Milliarden US-Dollar abgeschlossen hat.
Als größter Investor könnte Microsoft somit einen bedeutenden Anteil an OpenAI erhalten, was das Unternehmen zum zweitwertvollsten Start-up in den USA hinter SpaceX machen würde. Beide Unternehmen haben Investmentbanken beauftragt, um die Verhandlungen zu unterstützen: Microsoft arbeitet mit Morgan Stanley zusammen, während OpenAI Goldman Sachs engagiert hat. Zudem berät der ehemalige Citigroup-Banker Michael Klein, der enge Verbindungen zu OpenAI-CEO Sam Altman pflegt, das KI-Unternehmen.
Ein zentrales Thema der Verhandlungen ist die Frage, wie viel Eigenkapital Microsoft in der neu strukturierten OpenAI erhalten wird und welche Mitspracherechte damit verbunden sind. Darüber hinaus muss geklärt werden, wie viel Anteil CEO Sam Altman und die anderen Mitarbeiter von OpenAI erhalten. Die ungewöhnliche Situation ergibt sich aus der seltenen Umwandlung einer Non-Profit-Organisation in ein gewinnorientiertes Unternehmen, insbesondere bei einer Firma von der Größe und Bewertung OpenAIs.
Microsoft hat seit 2019 insgesamt 13,75 Milliarden US-Dollar in OpenAI investiert, einschließlich seines Anteils an der jüngsten Finanzierungsrunde von 6,6 Milliarden US-Dollar. Diese Investitionen wurden getätigt, als OpenAI noch deutlich weniger wert war als heute. Aktuell besitzen Microsoft, andere private Investoren und OpenAI-Mitarbeiter Rechte an zukünftigen Gewinnen der gewinnorientierten Tochtergesellschaft, die vom Non-Profit-Vorstand von OpenAI kontrolliert wird. Ihre Renditen sind dabei gedeckelt, abhängig von der Ausgabezeit dieser Gewinnbeteiligungsanteile.
Eine weitere Komplexität besteht darin, dass ein größerer Anteil von Microsoft an OpenAI möglicherweise die Aufmerksamkeit von Kartellbehörden auf sich ziehen könnte, die bereits verschiedene Maßnahmen ergreifen, um die Marktmacht großer Technologiekonzerne zu regulieren. Trotz ihrer engen finanziellen und technologischen Verbindungen arbeiten beide Unternehmen auch unabhängig voneinander: Microsoft nutzt OpenAIs Technologie für Anwendungen wie den Copilot, baut aber gleichzeitig seine eigenen KI-Fähigkeiten aus. Sam Altman sucht derweil nach weiteren Cloud-Computing-Partnern.
Investoren der jüngsten Finanzierungsrunde von OpenAI, darunter Nvidia, Thrive Capital und SoftBank, haben Schuldtitel erhalten, die in feste Eigenkapitalanteile umgewandelt werden, sobald OpenAI zum For-Profit-Unternehmen wird. OpenAI plant, eine „Public-Benefit Corporation“ zu werden, die neben der Gewinnerzielung auch dem Gemeinwohl verpflichtet ist. Dabei bleibt ein Non-Profit-Element bestehen, das Anteile an der neu strukturierten Firma hält.