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Ölpreisprognosen unter Druck – Wall Street rechnet mit anhaltender Schwäche


Die großen US-Banken senken ihre Prognosen für Brent und West Texas Intermediate (WTI) deutlich: Laut einer aktuellen Erhebung des Wall Street Journal rechnen Institute wie Goldman Sachs, JPMorgan und Morgan Stanley im Jahresdurchschnitt nur noch mit 68,23 US-Dollar pro Barrel für Brent-Rohöl. Im März lag der Konsens noch bei 72,13 Dollar. Für WTI erwarten die Analysten jetzt 64,60 Dollar – fast vier Dollar weniger als noch vor einem Monat.
Im europäischen Nachmittagshandel notierte Brent bereits bei rund 62 Dollar, WTI knapp unter der Marke von 60 Dollar. Damit steuern beide Referenzsorten auf ein monatliches Minus von über 14 % zu.
Entscheidend für die Neubewertung ist nicht nur die konjunkturelle Unsicherheit infolge des Handelsstreits zwischen den USA und China, sondern auch die strukturelle Veränderung der Terminmärkte. „Die Brent-Forward-Kurve zeigt derzeit eine untypische Struktur: kurzfristige Backwardation bei gleichzeitigem Contango in längeren Laufzeiten“, erklärt Bjarne Schieldrop, Chefanalyst für Rohstoffe bei SEB Research. Das signalisiere kurzfristige Angebotsknappheit, aber schwache Nachfrageperspektiven auf Sicht.
Für das zweite Quartal erwarten die Banken Brent bei durchschnittlich 66,64 Dollar und WTI bei 62,83 Dollar – mit wenig Veränderung in der zweiten Jahreshälfte. Der konjunkturelle Gegenwind nimmt zu: Die US-Wirtschaft ist im letzten Quartal geschrumpft, Chinas Exportaufträge sind eingebrochen, und auch die Industrieproduktion dort schwächelt sichtbar. In den USA ist das Verbrauchervertrauen zuletzt weiter gesunken.
Zusätzlich sorgt die Politik der US-Notenbank für Unruhe. Investoren spekulieren zunehmend, ob die Federal Reserve bei anhaltender Schwäche Gegenmaßnahmen ergreifen muss – was wiederum Auswirkungen auf den Ölpreis hätte.
Für zusätzliche Unsicherheit sorgt die Förderpolitik der OPEC+. Das Bündnis aus Erdöl exportierenden Staaten und deren Partnern trifft sich am Montag virtuell, um die Produktionspläne für Juni zu besprechen. Nach der überraschenden Lockerung der Förderbeschränkungen im April wächst die Sorge vor einer erneuten Ausweitung – und einer Überversorgung des Marktes.

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