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OpenAI sichert sich 6,6 Mrd. US-Dollar und fordert Exklusivität von Investoren
OpenAI, das von CEO Sam Altman geführte KI-Start-up aus San Francisco, hat eine neue Finanzierungsrunde in Höhe von 6,6 Milliarden US-Dollar abgeschlossen und verlangt von Investoren, keine konkurrierenden Start-ups wie Anthropic oder Elon Musks xAI zu unterstützen. Mit dieser Maßnahme will das Unternehmen seinen Vorsprung im Bereich der generativen Künstlichen Intelligenz weiter absichern und rivalisierenden Unternehmen den Zugang zu Kapital erschweren.
Die Finanzierungsrunde, die OpenAI mit einem Wert von 150 Milliarden US-Dollar bewertet, ist die bislang größte in der Geschichte des Silicon Valley. Zu den Teilnehmern der Runde gehören führende Akteure wie Microsoft, Nvidia und Thrive Capital. Apple, das zuvor ebenfalls Interesse an einer Beteiligung bekundet hatte, zog sich im letzten Moment zurück.
Laut mehreren mit den Verhandlungen vertrauten Personen machte OpenAI während der Gespräche klar, dass von den Investoren ein exklusives Engagement erwartet wird. Solche Vereinbarungen sind im Bereich der Venture-Capital-Investitionen unüblich und bergen das Risiko, Spannungen zwischen Investoren und Mitbewerbern weiter zu verschärfen. Elon Musk, der Mitbegründer von OpenAI, verklagt das Unternehmen bereits wegen angeblicher Vertragsbrüche und „Täuschung von Shakespeare’schen Ausmaßen“.
„Weil die Runde so stark überzeichnet war, sagte OpenAI zu den Interessenten: ‘Wir geben euch eine Beteiligung, aber nur, wenn ihr euch vollständig auf unser Geschäft konzentriert und keine unserer Konkurrenten unterstützt’“, berichtete eine Quelle. Trotz dieser Forderung konnten sich namhafte Venture-Capital-Firmen wie Sequoia Capital und Andreessen Horowitz eine Beteiligung sichern.
OpenAI kündigte an, das frische Kapital für die Verstärkung seiner Position in der KI-Grundlagenforschung sowie den Ausbau der Rechenkapazitäten zu verwenden. Es plane zudem, weiterhin Werkzeuge zu entwickeln, die Menschen bei der Lösung komplexer Probleme helfen sollen. Zusätzlich wolle das Unternehmen eng mit „Schlüsselpartnern, darunter den Regierungen der USA und verbündeter Staaten“ zusammenarbeiten, um das Potenzial dieser Technologie voll auszuschöpfen.
Mit der aktuellen Finanzierungsrunde verdoppelt OpenAI seine Bewertung im Vergleich zur vorherigen Runde von 87 Milliarden US-Dollar im letzten Jahr. Seit April 2022 hat sich der Unternehmenswert sogar verfünffacht. Diese überragende Bewertung geht einher mit der Erwartung, dass OpenAI die künftige Entwicklung der Künstlichen Intelligenz maßgeblich bestimmen und dadurch massive Marktchancen erschließen könnte, die mit der Einführung des Internets oder von Mobiltechnologien vergleichbar sind.
Die jüngste Finanzierungsrunde kommt inmitten von Umstrukturierungen und Führungswechseln. Zuletzt hatte Mira Murati, Chief Technology Officer des Unternehmens, überraschend ihren Rücktritt angekündigt. Bereits zuvor hatten mehrere führende Köpfe OpenAI verlassen, was für Unruhe innerhalb des Unternehmens sorgte. Trotz dieser personellen Veränderungen und interner Spannungen bleibt das Interesse der Investoren ungebrochen.
OpenAI arbeitet parallel an einer grundlegenden Umstrukturierung, die das Unternehmen weiter von seinen ursprünglichen Wurzeln als gemeinnützige Organisation entfernen soll. Dies würde es den Investoren ermöglichen, stärker von potenziellen Gewinnen zu profitieren. In diesem Zusammenhang führte Sam Altman auch Gespräche über eine persönliche Beteiligung am Unternehmen, nachdem er zuvor mehrfach betont hatte, keinen Anteil am Start-up halten zu wollen.
Die Forderung nach exklusiven Vereinbarungen mit Investoren hat in der Branche für Kritik gesorgt. Laut Insidern könnten solche Bedingungen den Wettbewerb im noch jungen KI-Markt weiter beeinträchtigen. Die Bedingungen erinnern an Maßnahmen, die auch andere aufstrebende Technologiefirmen wie Uber in der Vergangenheit zur Sicherung ihrer Marktführerschaft eingeführt hatten.
Die Kapitalbeschaffung unter diesen besonderen Voraussetzungen zeigt jedoch auch, welche außergewöhnliche Position OpenAI derzeit im Markt für Künstliche Intelligenz einnimmt. Ob dies ausreicht, um den zunehmenden Druck durch Rivalen wie Google und Amazon abzuwehren, bleibt abzuwarten.