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Private Equity entdeckt Europas Verteidigungsindustrie als neues Wachstumsfeld


Private Equity richtet seinen Fokus zunehmend auf Europas Verteidigungsindustrie. Firmen wie Tikehau Capital und CVC Capital Partners sammeln gezielt Milliarden für spezialisierte Fonds, während Akteure wie Advent Defence-Assets auf den Markt bringen, um von der stark steigenden Nachfrage zu profitieren.
Bereits im laufenden Jahr haben Investoren rund 790 Millionen US-Dollar in europäische Rüstungsgüter gesteckt – ein Wert, der Bloomberg-Daten zufolge in den letzten zwei Jahrzehnten nur selten erreicht wurde. Größere Transaktionen stehen bevor: Bain Capital und KPS Capital zeigen Interesse an der Verteidigungssparte von Iveco Group NV, die auf bis zu 1,5 Milliarden Euro taxiert wird.
Frank Bretag, Leiter der Industriesparte bei UniCredit, sieht im Sektor eine Ausnahme im rückläufigen Dealmaking-Umfeld. Entscheidender Faktor ist die zunehmende militärische Eigenständigkeit Europas angesichts sinkender amerikanischer Schutzgarantien. Regierungsinitiativen wie das 800-Milliarden-Euro-Programm „ReArm Europe“ der EU-Kommission zielen explizit darauf ab, privates Kapital für Verteidigungsprojekte zu mobilisieren.
Die Kapitalbeschaffung verläuft überraschend dynamisch: Tikehau etwa konnte bereits über die Hälfte seines angestrebten 800-Millionen-Euro-Fonds einsammeln – mit Rückhalt von Airbus, Safran und Thales. Weinberg Capital Partners schloss seinen auf Sicherheitsinvestments fokussierten Eiréné-Fonds sogar oberhalb des ursprünglichen Ziels bei 215 Millionen Euro ab.
Gleichzeitig entstehen neue Strukturen: CVC etablierte eine spezialisierte Defense-Unit, Lakestar-Veteran Klaus Hommels leitet den milliardenschweren NATO Innovation Fund, der auf Dual-Use-Technologien setzt. Der Richtungswechsel reicht bis in die ESG-Debatte: Sowohl Brüssel als auch britische Aufsichtsbehörden haben klargestellt, dass nachhaltiges Investieren den Verteidigungssektor nicht mehr pauschal ausschließt.
Auf dem M&A-Markt deutet sich Bewegung an. Advent prüft den Verkauf von Ultra Precision Control Systems, Searchlight Capital erwägt eine Trennung von Survitec’s Aerospace-Sparte, und OpenGate Capital könnte ScioTeq, einen Anbieter für Verteidigungsvisualisierung, auf den Markt bringen.
Doch das Umfeld bleibt politisch sensibel. Premierminister Keir Starmer pochte zuletzt darauf, Schlüsselunternehmen wie Chemring Group Plc in britischer Hand zu behalten. Experten warnen zudem: Ein möglicher Kurswechsel in der US-Außenpolitik könnte die aktuelle Investitionslogik binnen weniger Jahre infrage stellen.

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