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Santander schließt 95 Filialen in Großbritannien – Strategische Neuausrichtung könnte Marktverlassen bedeuten


Die spanische Großbank Santander zieht sich weiter aus dem britischen Filialgeschäft zurück und schließt knapp ein Fünftel ihrer Niederlassungen. Insgesamt sollen 95 der derzeit 444 Filialen stillgelegt werden, während weitere 50 Standorte entweder ihre Öffnungszeiten reduzieren oder eingeschränkte Dienstleistungen anbieten. Rund 750 Arbeitsplätze stehen dadurch auf dem Spiel.
Die Schließungen sind Teil einer umfassenden Neuausrichtung, mit der Santander UK auf das veränderte Kundenverhalten und die zunehmende Nutzung digitaler Finanzdienstleistungen reagiert. Seit 2019 sind die digitalen Transaktionen um 63 Prozent gestiegen, während klassische Bankgeschäfte in Filialen um 61 Prozent zurückgegangen sind.
Neben den Schließungen plant Santander, 36 Filialen mit verkürzten Öffnungszeiten zu betreiben, 18 Standorte in „counter-free“ Filialen ohne klassische Schalterdienste umzuwandeln und fünf Filialen als „Work Cafés“ mit Co-Working-Bereichen und begrenztem Bankservice zu führen. Nach der Restrukturierung wird die Bank noch über 290 Vollservice-Filialen im Vereinigten Königreich verfügen.
Der Rückzug aus dem Filialnetz fällt in eine Phase, in der Santander verschiedene strategische Optionen für sein britisches Geschäft prüft. Insidern zufolge ist auch ein möglicher Ausstieg aus dem britischen Retail-Markt nicht ausgeschlossen. Die Bank ist seit 2004 in Großbritannien aktiv, kämpft jedoch mit hohen Kosten und regulatorischen Hürden wie der britischen Ringfencing-Regelung, die Kapitalflüsse zwischen verschiedenen Bankeinheiten begrenzt.
Laut Berichten der Financial Times führte Santander bereits Gespräche mit NatWest über einen möglichen Verkauf des britischen Geschäfts. Im vergangenen Jahr lehnte das Management ein als zu niedrig empfundenes Angebot von Barclays ab. Öffentlich erklärte Santander, dass das Geschäft „nicht zum Verkauf“ stehe.
Der Filialabbau folgt einem Branchentrend: In den vergangenen zehn Jahren haben britische Banken über 6.000 Filialen geschlossen, da Kunden zunehmend digitale Kanäle nutzen. Erst im Januar hatte Lloyds Banking Group angekündigt, 136 Filialen in Großbritannien zu schließen.
Bereits im Oktober hatte Santander ein umfassendes Kostensenkungsprogramm unter dem Namen „Project Nike“ gestartet und angekündigt, rund 1.400 Stellen abzubauen. Die Bank beschäftigt derzeit etwa 18.000 Mitarbeiter in Großbritannien und betreut rund 14 Millionen Kunden.
Das Unternehmen betonte am Mittwoch, dass die Anpassungen notwendig seien, um sich den veränderten Marktbedingungen anzupassen. „Als Unternehmen müssen wir uns mit unseren Kunden weiterentwickeln und unsere Investitionen dort ausbalancieren, wo sie den größten Nutzen bringen – heute und in Zukunft“, erklärte Santander.

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