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Schwacher Konsum bedroht deutsche Wirtschaft weiter
Der private Konsum, der über 50 % der deutschen Wirtschaftsleistung ausmacht, zeigt deutliche Schwächen, was die ohnehin angespannte Konjunkturlage weiter verschlechtern könnte. Eine aktuelle Umfrage der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft EY, berichtet von der Funke Mediengruppe, verdeutlicht, dass viele Deutsche ihre Ausgaben überdenken und in verschiedenen Bereichen verstärkt sparen.
Laut der Befragung geben über ein Drittel der Deutschen (37 %) an, mittlerweile nur noch das Nötigste einzukaufen. Besonders stark gekürzt wird bei Luxusartikeln (58 %), Lieferdiensten (49 %) und zubereitetem Essen (48 %). Auch bei Sportstudio-Mitgliedschaften (43 %) sowie bei Restaurant-, Kino- und Theaterbesuchen (je 40 %) und Streaminganbietern (34 %) werden die Ausgaben reduziert. Insgesamt haben mehr als 23.000 Verbraucher weltweit teilgenommen, davon rund 1.000 in Deutschland.
Diese Veränderung im Kaufverhalten hat erhebliche Auswirkungen auf die Wirtschaftsleistung, da der private Konsum eine zentrale Rolle für das Wachstum spielt. „Die derzeitige Flaute zwingt die Menschen dazu, ihre Ausgaben zurückzuhalten“, erläutert ein Sprecher der Funke Mediengruppe. Diese Zurückhaltung betrifft vor allem discretionary spending, also nicht lebensnotwendige Ausgaben, was die Nachfrage in vielen Branchen schwächt.
Die wirtschaftliche Unsicherheit spiegelt sich auch in den Zukunftserwartungen der Befragten wider: Nur 26 % glauben, dass sich ihre finanzielle Lage im kommenden Jahr verbessern wird, während 74 % eine Verschlechterung oder gleichbleibende Situation erwarten. Diese pessimistische Einschätzung zeigt sich auch bei den allgemeinen Wirtschaftserwartungen. Nur 31 % der Deutschen gehen davon aus, dass sich die deutsche Wirtschaft in den nächsten zwölf Monaten erholen wird, während 36 % eine Verschlechterung erwarten. Damit liegt Deutschland deutlich unter dem internationalen Durchschnitt, wo mehr Menschen eine wirtschaftliche Erholung erwarten.
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hat die Wachstumsprognose der Bundesregierung zuletzt deutlich nach unten korrigiert. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) werde sich 2024 preisbereinigt um 0,2 % verringern und erst im kommenden Jahr wieder anziehen. Bereits im vergangenen Jahr schrumpfte die deutsche Wirtschaft preisbereinigt um 0,3 %, und auch dieses Jahr dürfte das Wirtschaftswachstum erneut in eine Rezession führen.
Experten warnen, dass die aktuelle Flaute im privaten Konsum die wirtschaftliche Erholung weiter erschweren könnte. Steigende Betriebskosten und rückläufige Konsumausgaben könnten die ohnehin angespannte Lage weiter verschärfen, was langfristig zu einer anhaltenden wirtschaftlichen Schwäche führen könnte.