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Shein korrigiert IPO-Pläne nach Gewinneinbruch und harter Konkurrenz durch Temu


Der chinesische Fast-Fashion-Riese Shein hat im vergangenen Jahr einen Einbruch bei den Gewinnen verbucht. Nach Angaben von mit den Zahlen vertrauten Personen sank der Nettogewinn 2024 um fast 40 Prozent auf rund 1 Mrd. US-Dollar, während der Umsatz nur um 19 Prozent auf 38 Mrd. US-Dollar zulegte. Damit verfehlt das Unternehmen die eigenen Prognosen von 4,8 Mrd. US-Dollar Nettogewinn und 45 Mrd. US-Dollar Umsatz deutlich, die Shein Anfang 2023 in einer Investorenpräsentation angeführt hatte.
Der starke Gewinnrückgang tritt zum ungünstigen Zeitpunkt auf: Shein ist mitten im Prozess, eine Zulassung an der Londoner Börse zu erwirken. Dabei steht die Bewertung von zuletzt 66 Mrd. US-Dollar in Frage: Laut mit den Verhandlungen vertrauten Kreisen fordern wichtige Anteilseigner eine deutliche Reduktion auf rund 30 Mrd. US-Dollar, um den Börsengang zügig abschließen zu können. Hinzu kommt die Skepsis der US-Behörden: Seit Präsident Donald Trump eine Abschaffung der De-minimis-Regelung (zollfreie Einfuhr für kleinere Warensendungen unter 800 US-Dollar) ankündigte, könnte Shein in seinem zentralen US-Geschäft mit höheren Zöllen konfrontiert werden.
Shein hatte vertraulich Unterlagen bei der britischen Regulierungsbehörde eingereicht. Zieht sich der Prozess jedoch bis in die zweite Jahreshälfte, müsste das Unternehmen die Dokumentation nach den neu eingeführten Börsenregeln in Großbritannien überarbeiten. Bereits 2023 wollte Shein in New York listen, scheiterte aber an Bedenken der US-Börsenaufsicht. Nun könnte sich das Listing in London ebenso verzögern, zumal unklar ist, ob Beijing die Emission genehmigen wird.
Neben regulatorischen Hürden belastet die aufstrebende Konkurrenz des Rivalen Temu. Dessen Kopie des Shein-Geschäftsmodells – direkte Lieferung chinesischer Billigmode an Konsumenten weltweit – hat die Lieferantenbasis in China verschoben und Shein zu teuren Maßnahmen bei Fracht- und Marketingkosten gezwungen. Ende 2023 versuchte Shein, sein Sortiment von Mode auf weitere Billigwaren auszuweiten, was laut Brancheninsidern ebenfalls die Rentabilität beeinträchtigte. Inzwischen fokussiert sich Shein wieder auf sein Kerngeschäft Bekleidung.
Vor dem Hintergrund der verschärften Handelspolitik in den USA investiert Shein in umfangreiche Lobbyarbeit von Washington bis London. Zu den Beratern zählte zwischenzeitlich auch der Trump-Vertraute Kash Patel. Wenngleich dieser inzwischen aus dem Mandat ausgeschieden ist, hat er weiter Aktienoptionen am Unternehmen. Offen bleibt, ob Shein angesichts ausländischer Zölle, geschwächter Gewinne und Konkurrenzdruck seinen geplanten Gang an die Börse rechtzeitig vollziehen kann.

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