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Shop-Apotheke wächst rasant mit E-Rezepten – Doc Morris kontert mit neuer Kampagne und Kapitalerhöhung


Der digitale Durchbruch des E-Rezepts treibt den Wettbewerb unter Onlineapotheken an. Marktführer Shop-Apotheke meldet für das erste Quartal einen Umsatzanstieg mit verschreibungspflichtigen Medikamenten um 191 Prozent auf 108 Millionen Euro – maßgeblich getrieben durch die Integration des sogenannten Cardlink-Verfahrens, das eine digitale Einlösung per Gesundheitskarte erlaubt.
Doc Morris, das bisher über eine stärkere Basis bei Papierrezepten verfügte, konnte im gleichen Zeitraum um 52 Prozent auf rund 58 Millionen Euro zulegen. Der Rückstand auf die niederländische Shop-Apotheke – Teil des Redcare-Pharmacy-Konzerns – bleibt jedoch spürbar.
Dabei ist das Marktpotenzial erheblich: Mit rund 60 Milliarden Euro jährlich dominiert das Segment verschreibungspflichtiger Arzneimittel den Apothekenmarkt. Noch liegt der Onlineanteil bei nur etwa einem Prozent. Laut der Unternehmensberatung Sempora könnte er in den kommenden fünf Jahren auf bis zu zehn Prozent steigen.
Besonders auffällig ist der unterschiedliche Marketingansatz. Shop-Apotheke investierte 2023 über 132 Millionen Euro brutto in Werbung – flankiert von einer TV-Kampagne mit Günther Jauch. Doc Morris gab mit 46 Millionen Euro deutlich weniger aus, hat aber inzwischen seine Strategie angepasst. Seit März wirbt auch Doc Morris gezielt für die digitale Rezeptlösung – mit ersten Erfolgen: Die Zahl aktiver Kunden stieg im Quartal um 200.000 auf 10,5 Millionen.
Für das Gesamtjahr 2024 strebt Doc Morris ein Wachstum von mindestens 40 Prozent im Rezeptgeschäft an. Dafür sollen zusätzliche Marketingausgaben von rund 15 Millionen Schweizer Franken fließen. Die operative Profitabilität bleibt dabei vorerst außer Reichweite – das bereinigte Ergebnis wird weiterhin zwischen minus 35 und 55 Millionen Franken erwartet.
Finanziellen Spielraum verschafft sich das Unternehmen durch eine Kapitalerhöhung in Höhe von 200 Millionen Schweizer Franken. Das Paket wurde von einem Bankenkonsortium fest übernommen.
Branchenbeobachter wie Fabian Kaske sehen Potenzial: Dank Markenbekanntheit könne Doc Morris beim E-Rezept aufholen, werde aber kurzfristig Marktanteile verlieren. Shop-Apotheke wachse derzeit schneller – und von einer größeren Basis aus.
Redcare Pharmacy, die Muttergesellschaft von Shop-Apotheke, plant unterdessen, den Rezeptumsatz in Deutschland 2024 auf 500 Millionen Euro zu verdoppeln. Konzernweit soll der Umsatz um mindestens 25 Prozent steigen. Die bereinigte Ebitda-Marge soll sich von 1,4 auf bis zu 2,5 Prozent verbessern – auch wenn unterm Strich, wie bei Doc Morris, weiterhin ein Verlust steht.

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