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Siemens Energy: Rekord-Rally und ambitionierte Aussichten
Während viele deutsche Industriekonzerne in diesem Jahr unter Druck standen, verzeichnet Siemens Energy eine bemerkenswerte Erholung: Die Aktien des Unternehmens stiegen 2024 um über 300 Prozent, wodurch die Marktkapitalisierung um rund 30 Milliarden Euro wuchs. Damit übertraf der Energietechnikkonzern selbst die beeindruckenden 187 Prozent Kursplus des KI-getriebenen US-Chipherstellers Nvidia.
Siemens Energy, das 2020 aus dem Siemens-Konzern ausgegliedert wurde, durchlief 2023 eine existenzielle Krise. Eine Serie von Problemen bei der Windturbinen-Tochter Siemens Gamesa führte zu einem Nettoverlust von fast 4,6 Milliarden Euro und einer staatlich gestützten Rettung im Umfang von 15 Milliarden Euro. Dennoch sind es nicht die Fortschritte bei Gamesa, die den Kurs befeuerten, sondern die Stärke der übrigen Geschäftsbereiche.
Die Sparte „Grid Technologies“, die unter anderem Transformatoren und Schaltanlagen herstellt, profitiert von einem weltweiten Elektrifizierungsboom. Steigende Nachfrage durch Rechenzentren, den Ausbau der Elektromobilität in China und Netto-Null-Ziele treiben die Investitionen in Stromnetze an. Hinzu kommt die Gas-Sparte, die aufgrund des Baus neuer gasbetriebener Kraftwerke im Nahen Osten und in den USA floriert.
Diese Geschäftsfelder trugen dazu bei, dass Siemens Energy für das Geschäftsjahr 2024 einen Nettogewinn von 1,3 Milliarden Euro verzeichnen konnte. Auch die mittelfristigen Finanzziele wurden jüngst angehoben.
Dennoch bleibt die Zukunft von Siemens Gamesa eine Unbekannte. Zwar wird für das Geschäftsjahr 2025 erneut ein operativer Verlust von etwa 1,4 Milliarden Euro prognostiziert, doch die Windturbinen-Sparte peilt für 2026 die Gewinnschwelle an. Insbesondere im Offshore-Bereich behält Gamesa eine marktführende Position. Analysten betonen zudem, dass der Aktienkurs derzeit der Winddivision kaum einen Wert zuschreibt, was langfristiges Potenzial birgt.
Ein weiterer Schub könnte von der anhaltend hohen Nachfrage nach Netztechnologien kommen: Laut Deutsche Bank beträgt die Wartezeit für Hochleistungstransformatoren derzeit rund sechs Jahre, was den Markt zu einem Verkäuferparadies macht. Dennoch bleibt die Frage, wie lange dieser Superzyklus anhalten wird.
Die beeindruckende Aufholjagd der Siemens-Energy-Aktie mag schwer zu wiederholen sein, doch das Comeback des Konzerns ist noch lange nicht abgeschlossen. Mit starken Kerngeschäften und Potenzial in der Windturbinen-Sparte bleibt Siemens Energy ein zentraler Akteur im globalen Energiewandel.