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Sklaverei-Skandal bei BYD: Die Schattenseite der grünen Revolution
Die Enthüllung klingt wie aus einem düsteren Kapitel der Geschichte, doch sie ist brandaktuell: In einer Baustelle des chinesischen E-Auto-Riesen BYD im brasilianischen Bundesstaat Bahia wurden 163 Arbeiter unter Bedingungen angetroffen, die von den Behörden als „sklavenähnlich“ bezeichnet werden. Eulerpool berichtet exklusiv, wie dieser Skandal ans Licht kam – und was er über die globale Industrie verrät.
Ein Leben ohne Freiheit: Die Arbeiter und ihr Alltag
Die Details sind schockierend. Die 163 chinesischen Arbeiter lebten und arbeiteten unter Bedingungen, die man eher in einem dystopischen Roman erwarten würde als auf einer modernen Baustelle. Ohne gültige Papiere, mit einbehaltenen Pässen und Gehältern, hausten sie in überfüllten Unterkünften. Betten ohne Matratzen, ein Badezimmer für 31 Personen und ein Tagesablauf, der sie um 4 Uhr morgens aus dem Schlaf riss, sind nur einige der unhaltbaren Zustände, die von der brasilianischen Arbeitsaufsichtsbehörde dokumentiert wurden.
Ein besonders erschütternder Bericht zeigt, wie ein Arbeiter nach 25 durchgearbeiteten Tagen einen Unfall erlitt – und dennoch keine Möglichkeit hatte, die Situation zu verlassen. Für einige bedeutete der Versuch, das Projekt vorzeitig zu verlassen, den vollständigen Verlust ihres ohnehin spärlichen Lohns. Die Kosten für Flugtickets und andere Ausgaben wurden gnadenlos vom Gehalt abgezogen.
BYD: Ein Saubermann-Image bröckelt
Die Reaktion von BYD war schnell – aber wirft dennoch Fragen auf. Nach den Enthüllungen kappte der Konzern die Verbindung zur verantwortlichen Baufirma Jinjiang Construction Brazil Ltd. und betonte in einer Erklärung, dass man die Rechte der Arbeiter wahren werde. Laut Alexandre Baldy, Senior Vice President von BYD Brasil, sei das Unternehmen „vollständig der Einhaltung der brasilianischen Gesetzgebung verpflichtet“.
Doch diese Worte reichen nicht, um den Imageschaden zu begrenzen. Während BYD behauptet, bereits vor den Enthüllungen mehrfach Verbesserungen gefordert zu haben, drängt sich die Frage auf: Warum wurde das Subunternehmen trotz offensichtlicher Missstände nicht früher zur Rechenschaft gezogen?
Der Standort Brasilien: Ein umkämpfter Markt für grüne Mobilität
Die Tragödie ereignet sich vor dem Hintergrund eines massiven Markteintritts von BYD in Brasilien. Mit über 66.000 verkauften Fahrzeugen allein in diesem Jahr und der geplanten Eröffnung der neuen Fabrik im nächsten Jahr positioniert sich das Unternehmen als führender Anbieter von E-Autos und Hybridfahrzeugen in Südamerika.
Doch dieser Skandal könnte langfristige Folgen haben. Brasilien, eine aufstrebende Drehscheibe für grüne Technologien, dürfte mit Argusaugen darauf achten, dass multinationale Unternehmen ihre sozialen und gesetzlichen Verpflichtungen ernst nehmen. Die brasilianischen Behörden haben die Schließung der Unterkünfte angeordnet, bis die Bedingungen den lokalen Standards entsprechen – ein Schritt, der den Start der Fabrik gefährden könnte.
Ein globaler Weckruf
Dieser Vorfall zeigt nicht nur die Schattenseiten eines einzelnen Unternehmens, sondern legt die Schwächen eines ganzen Systems offen. Die globale Nachfrage nach grünen Technologien und Elektrofahrzeugen wächst exponentiell – doch auf wessen Kosten? Während Konzerne wie BYD die Vorreiterrolle im Kampf gegen den Klimawandel einnehmen, dürfen soziale Verantwortung und menschenwürdige Arbeitsbedingungen nicht auf der Strecke bleiben.