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Southern Water sucht 4 Milliarden Pfund zur Bewältigung finanzieller Engpässe
Southern Water, das stark verschuldete Versorgungsunternehmen aus Großbritannien, plant, in den nächsten fünf Jahren fast 4 Milliarden Pfund an Fremdkapital aufzunehmen, um seine laufenden Operationen zu finanzieren. Diese Maßnahme erfolgt inmitten der aktuellen Krise bei Thames Water, dem größten Offshore-Windpark-Entwickler der Welt, dessen Insolvenz die gesamte Branche unter Druck setzt.
Das Unternehmen, das 4,7 Millionen Kunden im Südosten Englands bedient, steht vor erheblichen finanziellen Herausforderungen. Laut den neuesten Konzernabschlüssen haben die Gesamtverbindlichkeiten von Southern Water die Marke von 6 Milliarden Pfund überschritten, wobei Verbindlichkeiten aus Derivaten über eine Milliarde Pfund betragen. Diese hohe Verschuldung hat sowohl die Investment-Grade-Bewertung des Unternehmens als auch die bestehenden Schuldenkovenants unter Druck gesetzt.
Die Rendite auf die kurzfristigen Anleihen von Southern Water, fällig 2026, hat sich in den letzten sechs Monaten mehr als verdoppelt und liegt nun bei 13,5 Prozent. Dies reflektiert das gestiegene Risiko, das Investoren beim Halten von Schulden mit naher Fälligkeit wahrnehmen. In den letzten Tagen traf sich das Unternehmen mit Anleiheinvestoren, um über die Kreditlage und den Geschäftsplan zu informieren. Dabei wurde bekannt gegeben, dass Southern Water plant, innerhalb der nächsten fünf Jahre 3,8 Milliarden Pfund an Schulden zu beschaffen und zusätzlich 650 Millionen Pfund an Eigenkapital aufzunehmen.
Der Druck auf Southern Water wird durch die jüngste Downgrade von Thames Water verschärft, das von Moody’s auf das niedrigste Rating herabgestuft wurde. Diese Entwicklung hat das Vertrauen der Investoren in die Stabilität von Versorgungsunternehmen erschüttert. Während Southern Water noch nicht in demselben Ausmaß wie Thames Water finanziell gefährdet ist, zeigen sich die ersten Anzeichen von Belastungen. Im August 2023 mussten die Kreditgeber einen Vertragsbruch bei einem Darlehen aufheben, was Southern Water erlaubt, seine Kreditlinien weiterhin zu nutzen und das Verschuldungsniveau von 74 auf 75 Prozent zu erhöhen.
Trotz der Rückstellung von 2 Prozent der jährlichen Vergütung für US-Partner, um Liquiditätsprobleme zu bewältigen, bleibt die finanzielle Lage bei Southern Water angespannt. Die zusätzlichen Finanzierungsrunden sind notwendig, um die geplanten Investitionen und den Fortbestand des Unternehmens zu sichern. „Wir benötigen dringend zusätzliche Kapitalzuflüsse, um unsere operativen Tätigkeiten fortzusetzen und die Herausforderungen des Marktes zu meistern“, sagte ein Sprecher des Unternehmens.
Ein weiteres Problem stellt die Komplexität der Unternehmensstruktur dar. Obwohl die regulierte Betriebsgesellschaft von Southern Water mit einem Verschuldungsgrad von etwa 70 Prozent operiert, belaufen sich die gesamten Schulden unter Ausschluss von Inflation-Linked Swaps auf über 85 Prozent. Diese versteckten Verbindlichkeiten könnten im Falle eines Zahlungsausfalls Vorrang vor den Hauptschulden und Zinsen haben, was die finanzielle Stabilität weiter gefährden würde.
Die Regierung und der Wasserregulierer Ofwat stehen unter Druck, um Maßnahmen zur Stabilisierung der Branche zu ergreifen. Southern Water beantragt derzeit eine Erhöhung der durchschnittlichen jährlichen Wasserrechnung auf 734 Pfund pro Haushalt, was über den aktuellen Zahlen von Thames Water und anderen Wettbewerbern liegt.