Ticker
Strategen warnen vor strukturellem Bruch: US-Zölle drücken Aktienmärkte Richtung Rezession


Der Handelskonflikt zwischen den USA und China zieht die globalen Aktienmärkte in die Tiefe – und lässt erste Rezessionsängste aufkommen. Der MSCI All Country World Index, als globaler Aktienbarometer etabliert, notiert aktuell 16 Prozent unter seinem Allzeithoch. Strategen wie Thorsten Weinelt (Commerzbank) warnen: „Die Märkte beginnen erst jetzt, eine US-Rezession ernsthaft einzupreisen.“
Die jüngsten Gegenbewegungen an den Börsen täuschen nicht über die Tiefe des Einbruchs hinweg. Nach drei Tagen Kursverlust infolge der jüngsten Zollankündigungen aus Washington haben führende Indizes wie der S&P 500, der Stoxx Europe 600 oder der Dax Bärenmarktniveaus erreicht. Von den bis Ende März erzielten Jahresgewinnen blieb nichts übrig – Anleger blicken in einen unsicheren Sommer.
Entsprechend defensiv positionieren sich institutionelle Akteure. Die LBBW hat bereits Mitte März in allen Musterportfolios die Aktienquote gesenkt und empfiehlt seither, bis zu 25 Prozent des Kapitals in Cash vorzuhalten. Auch von riskanteren Unternehmensanleihen rät sie explizit ab. Stattdessen empfehlen Banken eine „neutrale“ Gewichtung entlang des MSCI All Country World – weder Über- noch Untergewichtung einzelner Regionen.
Gerade US-Technologiewerte geraten unter Druck. Tilmann Galler von JP Morgan Asset Management verweist auf den wachsenden Innovationsdruck durch China: „Das KI-Sprachmodell Deepseek zeigt, dass China bei Schlüsseltechnologien aufgeholt hat.“ Für die „Magnificent Seven“ – darunter Apple, Nvidia und Tesla – wird es zunehmend schwerer, die in sie gesetzten Erwartungen zu erfüllen. Diese sieben Titel machen derzeit 16 Prozent des Weltaktienindex aus.
Neben den protektionistischen Maßnahmen sorgt auch die abwartende Haltung der US-Notenbank für Nervosität. Zwar räumte Fed-Chef Jerome Powell ein, dass Inflation und schwächeres Wachstum unterschätzt wurden – doch klare geldpolitische Reaktionen bleiben aus. Die Folge: Unternehmen verschieben Investitionen, Konsumenten zögern mit größeren Anschaffungen. Reinhard Pfingsten (Apobank) spricht von einem „toxischen Duo“ aus Zöllen und Unsicherheit.
Anleger, die kurzfristig Kapital benötigen, sollten sich laut Pfingsten nicht am Aktienmarkt engagieren. Wer hingegen einen klaren Horizont und ein breit gestreutes Portfolio verfolgt, könne Marktrückgänge gezielt nutzen. Historische Daten stützen diese Sicht: Trotz Corona-Crash liegt der MSCI All Country World seit Januar 2020 – Dividenden reinvestiert – rund 47 Prozent im Plus.
Trotz aller Volatilität bleibt der Aktienmarkt langfristig robust – doch die nächsten Monate dürften geprägt sein von Unsicherheit, Rücksetzern und Umschichtungen. Solange Trump an seinem Zollkurs festhält, ist mit einer schnellen Erholung nicht zu rechnen.

Bei Nachrichten von Eulerpool handelt es sich um extern erstellte Tickermeldungen. Ihre Einbettung erfolgt automatisch. Sie werden von uns nicht überprüft oder bearbeitet.
