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Stromausfall legt Heathrow lahm – Regierung untersucht Versäumnisse bei Infrastrukturresilienz


Ein Brand in einem Umspannwerk bei London hat den Betrieb am Flughafen Heathrow für fast 24 Stunden zum Erliegen gebracht. Obwohl der Flugbetrieb am Samstagmorgen offiziell wieder aufgenommen wurde, mussten Fluggesellschaften bis zum Nachmittag rund 100 Verbindungen streichen – vor allem wegen fehlender Besatzungen, Flugzeuge an falschen Standorten und des allgemeinen logistischen Rückstaus.
Die britische Regierung hat eine Untersuchung eingeleitet. Energieminister Ed Miliband beauftragte die National Energy System Operator mit einer dringlichen Prüfung, wie ein einzelner Brand derart weitreichende Folgen haben konnte. „Wir müssen aus diesem Vorfall Lehren für die Energie-Resilienz kritischer Infrastrukturen ziehen“, sagte Miliband.
Der Flughafen selbst kündigte eine interne Aufarbeitung unter Leitung der früheren Ministerin Ruth Kelly an. Heathrow-CEO Thomas Woldbye verteidigte das Krisenmanagement des Airports und verwies auf funktionierende Notstromsysteme für sicherheitsrelevante Einrichtungen wie Start- und Landebahnbefeuerung sowie den Tower. Diese seien jedoch nicht ausgelegt, um den gesamten Flugbetrieb aufrechtzuerhalten. „Wir bräuchten ein eigenes Ersatzkraftwerk – ich kenne keinen Flughafen, der das hat“, sagte Woldbye.
Besonders kritisch äußerte sich Ex-British-Airways-Chef Willie Walsh, der von einem „klaren Planungsversagen“ sprach. Bereits 2014 hatte ein Bericht der Beratungsfirma Jacobs auf Schwächen in Heathrows Energieversorgung hingewiesen. Darin hieß es, dass selbst kurze Stromausfälle gravierende Auswirkungen haben könnten – obwohl die Stromversorgung damals als regelkonform und robust eingestuft wurde.
National Grid, Eigentümer des betroffenen North-Hyde-Umspannwerks in Hayes, bestätigte am Samstag, dass der Strom für alle Kunden wiederhergestellt sei. Die genaue Brandursache werde noch untersucht, man arbeite bereits an Maßnahmen zur Erhöhung der Netzresilienz.
Während Passagiere wie die Italienerin Dana Pane oder die aus Vietnam zurückgekehrte Heather Moore von geordneten Abläufen am Samstagmorgen berichteten, kämpfen Airlines weiter mit den Folgen des Chaos. British Airways musste rund 90 Flüge streichen – etwa 15 Prozent des Tagesprogramms. Auch Maschinen anderer Airlines wurden am Freitag umgeleitet oder mussten zurückkehren, was zu einem massiven Ungleichgewicht in der Flugzeug- und Personalverteilung führte.
„Viele Langstreckenjets stehen an Orten, an denen sie nie sein sollten. Ohne Crews vor Ort ist ein geordneter Neustart schwierig“, sagte Luftfahrtexperte John Strickland. „Jeder zusätzliche Tag verlängert die Störung – es ist ein Dominoeffekt.“
Heathrow bezieht seinen Strom aus drei lokalen Umspannwerken. Der Brand in einem davon machte einen vollständigen System-Reset notwendig. Der Vorfall verdeutlicht die Verletzlichkeit zentraler Verkehrsknotenpunkte und stellt die Frage, ob zusätzliche Redundanzen künftig notwendig sind – nicht nur für Heathrow, sondern für das gesamte britische Infrastrukturnetz.

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