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Südostasien laviert zwischen Entgegenkommen und Eigeninteresse – Trump-Zölle setzen Exporteure unter Zugzwang


Die Regierungen in Südostasien suchen aktiv den Schulterschluss mit Washington. Nachdem Präsident Donald Trump angekündigt hatte, sämtliche Importe mit Zöllen von bis zu 50 Prozent zu belegen, bemühen sich wichtige Exportländer der Region um eine Deeskalation. Während China prompt mit Gegenzöllen reagierte und die Europäische Union Gegenmaßnahmen vorbereitet, setzen Vietnam, Kambodscha und Indonesien auf Diplomatie – und hoffen, ihre wirtschaftlichen Interessen durch bilaterale Zugeständnisse zu wahren.
Vietnam zeigte sich besonders agil. Premierminister To Lam schlug vor, US-Produkte stärker zu importieren und eigene Zölle auf amerikanische Güter zu senken, um einer 46 Prozent-Strafmaßnahme zu entgehen. Trump lobte ein Telefonat mit Hanoi als „sehr produktiv“ und deutete ein baldiges Treffen an. Vietnam hatte bereits zuvor Einfuhrzölle auf US-Autos, Ethanol und LNG gesenkt – eine Geste, die auch politisch motiviert ist. Im Gespräch bot Premier Pham Minh Chinh sogar einen Golfbesuch in Mar-a-Lago an.
Kambodscha, das mit einem US-Zoll von 49 Prozent besonders stark betroffen ist, versprach eine Lockerung seiner eigenen Zollpolitik gegenüber US-Produkten. In Phnom Penh sieht man die Möglichkeit, durch frühes Entgegenkommen gute Ausgangsbedingungen in potenziellen Verhandlungen zu schaffen.
Auch Indonesien kündigte an, Handelshemmnisse abbauen zu wollen. Eine hochrangige Delegation soll kommende Woche nach Washington reisen, um mögliche Ausnahmeregelungen auszuloten. Das Land mit einem erwarteten US-Zoll von 32 Prozent will einer Eskalation zuvorkommen.
Die Märkte reagierten prompt. Aktien von US-Unternehmen mit starker Lieferkettenbindung an Vietnam – darunter Nike, Lululemon, SharkNinja und RH – verzeichneten deutliche Kursgewinne. Vietnam ist laut Unternehmensangaben mit 50 Prozent der Produktionsbasis der weltweit größte Fertigungsstandort für Nike-Schuhe und spielt auch für Adidas eine zentrale Rolle.
Die strukturelle Abhängigkeit der US-Konsumgüterbranche von asiatischer Fertigung lässt sich kaum über Nacht auflösen. Analysten von Jefferies schätzen, dass nur etwa 2,5 Prozent der Bekleidung und 1 Prozent des Schuhbedarfs der USA im eigenen Land produziert wird.
Vietnam exportierte im vergangenen Jahr Textilien im Wert von 44 Milliarden US-Dollar, der Großteil davon in die Vereinigten Staaten. Das Land gehört zu den am schnellsten wachsenden Volkswirtschaften Asiens mit einem BIP-Wachstum von 7,1 Prozent und einem Handelsüberschuss gegenüber den USA von rund 100 Milliarden Dollar – direkt hinter China, Mexiko und Kanada.
Ob die angebotenen Zugeständnisse ausreichen, ist offen. Trump bezeichnete seine Zölle als „Machtinstrument“ zur Verhandlung und betonte an Bord der Air Force One: „Jedes Land hat uns angerufen.“ Ein Phänomenales Angebot könne, so Trump, jederzeit zu einem Deal führen.

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